TAltländer ernten August-Äpfel: Das ist das Besondere an den Frühsorten

Obstbauer Claus Eckhoff erntet die August-Äpfel Collina und Deljonca auf seiner Plantage in Hollern. Foto: Vasel
Im Alten Land hat die Ernte der August-Äpfel begonnen. Dabei setzen die Altländer verstärkt nicht nur auf Geschmack und Aussehen. Was sonst noch wichtig ist.
Altes Land. Aktuell erntet Claus Eckhoff aus Hollern die Frühsorte Collina, in einigen Tagen folgt Deljonca. Die Erntehelfer pflücken die Reihen mehrfach durch. Geschmack und Ausfärbung stimmen, freut sich der Obstbauer. Die Äpfel schmecken süß-säuerlich. Sie eignen sich nicht nur für den Frischverzehr (Tafelapfel), sondern seien auch zum Backen oder als Müsli-Apfel gut geeignet. „Das Zucker-Säure-Verhältnis stimmt“, sagt Eckhoff.

Bald erntereif: Obstbauer Claus Eckhoff bringt seine Deljonca auf seiner Plantage in Hollern in Form. Foto: Vasel
Er vermarktet seine Frühäpfel über die Rolker-Gruppe. Lediglich ein kleiner Teil wird ab Hof verkauft. Aktuell nimmt Eckhoff - wie viele seiner Kollegen - an seinem Verkaufsstand für das Kilogramm 2,50 Euro. Dass Frühäpfel über (Bio-)Naturkostfachhändler oder Supermärkte vermarktet werden, ist selten. Viele Obstbauern vermarkten ihre August-Äpfel vor allem über den Hofladen oder den Wochenmarkt direkt.
Anbau im Klimawandel
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Die Ernte hat fünf Tage später als 2024 begonnen, der Termin liegt aber weiterhin vor dem Durchschnitt. Der Klimawandel lässt grüßen. Die Frühäpfel werden laut Esteburg-Vize Dr. Matthias Görgens an der Niederelbe auf ungefähr 300 Hektar angebaut. Zur Einordnung: Baumobst steht auf 9100 Hektar. Mit einer Erntemenge von plus/minus 5000 Tonnen spielen die Frühäpfel eine Nischenrolle. Die Ernte der Haupt- und Lagersorten beginnt im September. Im Schnitt werden 300.000 Tonnen geerntet.
Altländer will sein Sortenspektrum erweitern
Eckhoff hat auf seinem Obsthof in Hollern auch eine kleine Versuchsanlage angelegt. Hier baut er neue Apfelsorten wie die schorfresistente, mehltautolerante und berostungsfreie Apfelsorte Orange Crisp aus Tschechien oder die schorfrobuste Rusticana aus der Schweiz an.
Diese Sorten bieten mit ihren orange-roten beziehungsweise leuchtend roten Früchten auch geschmacklich das, was sich Verbraucher insbesondere im Norden wünschen. Knackig, saftig, würzig-süß mit angenehmer Säure oder sauer-aromatisch, so lieben es die Kunden.
Doch Eckhoff hat nicht nur das Aussehen und den Geschmack der Äpfel im Blick. Ihm geht es auch um robuste Sorten, die sich insbesondere für den ökologischen Obstbau an der Niederelbe eignen. Mittlerweile haben die Altländer schorfresistente Apfelsorten auf etwa zehn Prozent ihrer Anbaufläche gepflanzt. Topaz, Santana oder Natyra gehören zu den bekanntesten. Doch ohne den Pflanzenschutz geht es nicht - weder im integrierten noch im ökologischen Anbau. Denn immer wieder drohen Resistenzdurchbrüche.

Obstbauer Claus Eckhoff stapelt seine Collina-Kisten im Kühllager. Foto: Vasel
In diesem regenreichen Jahr ist witterungsbedingt der Schorf ein Problem, bestätigt auch der Esteburg-Leiter Dr. Karsten Klopp. Milde Winter (Klimawandel) und Dauerregen fördern den Schädling. Der Apfelschorf, eine Pilzerkrankung, könne nicht nur den Ertrag, sondern auch die Frucht schädigen.
Schorfbefallene Äpfel werden bei starkem Befall deformiert, bei leichtem entstehen vornehmlich Schorf-Flecken. Doch die Kunden wollen makellose Früchte. Dabei sind die Früchte mit Schorf trotzdem essbar, sie sind lediglich schlechter lagerfähig.
Der Pilz wird im Öko-Obstbau mit Kupfer und Netzschwefel (kommen als Spurenelemente auch im Apfel vor) bekämpft. Der Pilz ist einer der größten Feinde des Obstbaus. Etwa zwei Drittel der Spritzungen an der Niederelbe „sind gegen Schorf gerichtet“, sagt Professor Dr. Roland Weber vom Obstbauzentrum Esteburg.
Klassische August-Äpfel sterben aus
Bei den Frühäpfeln dominiert die Sorte Delbarestivale, die aufgrund ihres süß-säuerlichen, hoch aromatischen Geschmacks und ihrer Lagerfähigkeit als der Elstar unter den Frühäpfeln gilt. Auch der Collina bleibt 10 bis 14 Tage fest.
In den vergangenen Jahren wurde auch die US-Züchtung Sweetango - eine Kreuzung aus Honeycrisp und Zestar - gepflanzt. Dieser Apfel schmeckt nach frischer Zitrone und süßem Honig. Ein Großteil der frühen Sorten, sie hängen genussreif am Baum, ist nicht so lange lagerfähig und sollte erntefrisch verzehrt oder verarbeitet werden. Einige Obstbauern bauen noch den erfrischenden, sehr saftigen Gravensteiner an. Dieser ist ein echter Oldie: Die Sorte stammt aus Dänemark und wurde erstmals 1669 erwähnt.

So sieht der Frühapfel Collina in der Kiste aus. Foto: Vasel
Der klassische Augustapfel, allen voran der für Apfelmus hervorragend geeignete Klarapfel, wird praktisch nicht mehr nachgefragt. Die Kunden verlangen auch bei den Frühäpfeln nach knackigen, saftigen und süßeren Sorten. Der Frischeverzehr steht im Vordergrund.
Die Obstbauern an der Niederelbe erwarten in diesem Herbst etwas mehr Äpfel als 2024. Im vergangenen Herbst ernteten die knapp 500 Familienbetriebe rund 229.000 Tonnen Äpfel. Das waren 22 Prozent weniger als 2023. Auch EU-weit wird mit mehr Äpfeln gerechnet, so die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Die EU-Ernte werde allerdings unter der Vorjahresernte von zehn Millionen Tonnen liegen.
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