TAn den Fahrradwegen im Alten Land tut sich was

Der Tourismusverband setzt auf Fahrradfahren - wie hier auf dem Mönchsweg in Twielenfleth. Foto: Markus Tiemann/Tourismusverband
Die Touristiker mit Sitz in der Alten Seefahrtsschule in Grünendeich vermelden Neuerungen, Erfolge - und einen Rekord. Nicht nur die Übernachtungszahlen steigen.
Grünendeich. Mit ihrem Team hat die neue Geschäftsführerin des Tourismusverbands Landkreis Stade/Elbe, Ines Utecht, in diesem Jahr einiges auf die Beine gestellt. Die Neuaufstellung des Tourismuskonzepts wird durch einen Beirat begleitet. Urlaubsmagazin und Radbroschüre sind neu konzipiert worden. Damit nicht genug. Utecht verweist auf den Elbe-Radwanderbus. 8586 Fahrgäste stiegen in der Saison 2024 in den Bus. Bis nach Balje (Natureum) können die Gäste fahren.

In der Saison 2025 werden die Fahrpläne von Bus und Lühe-Schulau-Fähre verzahnt. Das Foto zeigt den Saisonstart 2024. Foto: Martin Elsen/Landkreis Stade
„Das ist ein Spitzenwert“, sagt Utecht. Zur Einordnung: Mit knapp 5000 Fahrgästen war der Bus im Jahr 2009 gestartet. Das Corona-Tief ist überwunden. Die Einbindung in den HVV-Tarif habe sich ausgezahlt. Außerdem sei die Elbe-Radwanderbus-Haltestelle der Linie 2 in Finkenwerder in Richtung Anleger verschoben worden. Kurzum: Die Kombi aus Bus und Hadag-Fähre 62 (Landungsbrücken - Finkenwerder) zieht Ausflügler und Touristen unter anderem aus Hamburg nicht nur ins Alte Land, sondern auch nach Kehdingen und in die Städte Buxtehude und Stade. Insbesondere auf der Linie 2 (2650) zwischen Stade, Grünendeich, Jork und Hamburg-Finkenwerder beziehungsweise Buxtehude steigen die Fahrgastzahlen.
Elbe-Radwanderbus soll auch zur Apfelernte fahren
Weitere Fahrten am Sonnabend, die Anbindung an die Hafenfähren, das Deutschlandticket und die Verlängerung in den September hinein, das alles habe sich positiv ausgewirkt. Im Gespräch ist, das Angebot auf den Oktober auszuweiten. Das könnte mehr Ausflügler und Touristen in der Zeit der Apfelernte in das Alte Land und nach Kehdingen locken. Utecht begrüßt, dass die Fahrpläne der Lühe-Schule-Fähre im Jahr 2025 auf den Takt der Buslinien angepasst werden. Die langen Wartezeiten am Lühe-Anleger in Grünendeich entfallen. Bedauerlich sei für den Tourismus, dass die Hadag die Fähre Cranz-Blankenese auf Eis gelegt hat.
Mehr als die Hälfte der Nutzer des Elbe-Radwanderbusses seien Einheimische. Die Zahl der mitgenommenen Räder sinke allerdings. Das liege laut Utecht an dem E-Bike-Boom. Hinzu komme: Viele Bürger nutzen den Bus wie einen regulären, der Radwanderbus ist in die Linien der KVG eingebunden. Der Radwanderbus stärke damit auch den ÖPNV auf dem Land.
Radeln nach Zahlen soll Orientierung erleichtern
Der Verband will den Fahrradtourismus stärken. Utecht will Fördermittel für die Einführung des Knotenpunktsystems schaffen. Das ist Standard in vielen Rad-Regionen - wie dem Münsterland. Die Idee: Radeln nach Zahlen, einfach die Nummer merken und der Beschilderung folgen. Auch bestehende Routen lassen sich so miteinander verknüpfen. Das Knotenpunkt-Wegweisungssystem erleichtert laut ADFC die Orientierung der Radfahrer erheblich. Ergänzt werden die Knotenpunkt-Hinweise mit Umgebungskarten, die unter anderem auf Sehenswürdigkeiten im Umfeld hinweisen. Diese Routen seien analog wie digital befahrbar.

So sehen die Schilder des Knotenpunktsystems aus. Foto: Tourismusverband
120.000 Euro will der Verband investieren. Förderquote: bis zu 80 Prozent. Mit im Boot sind die Leader-Regionen Altes Land und Geestrand, Kehdingen-Oste und Moorexpress-Stader Geest sowie der Kreis Stade. Ab 2026 sollen Ausflügler und Touristen die Knoten abradeln können. Zwölf Themenrouten und sieben Fernradwege verlaufen durch den Kreis, mehr als 1000 Kilometer sind ausgeschildert. Niedersachsenweit sind es 11.000 Kilometer. „Wir sind sehr weit“, sagt Utecht.
Die Investition in die Fahrradinfrastruktur zahle sich aus - trotz Bau- und Instandhaltungskosten. Das habe eine Wertschöpfungsanalyse für den Oder-Neiße-Radweg gezeigt. Sie hofft, dass Kreis und Kommunen den Fördertopf zur Finanzierung des Radverkehrs des Bundes anzapfen. Landesweit stehen bis 2030 rund 80 Millionen Euro zur Verfügung.
Qualitätsoffensive
T Altes Land: Tourismusverband wirbt für mehr barrierefreie Urlaubserlebnisse
Utecht verweist auf eine Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Laut Radreiseanalyse steht Niedersachsen bundesweit auf Platz 3 bei Radfahren im Urlaub, bei Radreisen mit drei Übernachtungen sogar auf Platz 2 (Marktanteil: 22,3 Prozent). Urlaubsradler geben im Schnitt 116 Euro pro Tag aus, Tagesausflügler lassen 31 Euro in der Region. Ausschlaggebend für das Reiseziel seien Befahrbarkeit der Route (72 Prozent), Verkehrssicherheit (66 Prozent) und fahrradfreundliche Unterkünfte (56 Prozent) - noch vor Sehenswürdigkeiten (51 Prozent), ÖPNV (49 Prozent) und Gastro (29 Prozent). Smartphone-Apps und Beschilderung werden beim Radwandern gleichermaßen genutzt. Die Ausschilderung sei unverzichtbar.

Kurz vor dem Druck: Ines Utecht, Svenja Ernst und Joanna Sewöster vom Tourismusverband arbeiten am neuen Urlaubsmagazin 2025 (von links). Foto: Vasel
Das Qualifizierungsprogramm Bett+Bike soll vorangetrieben werden - bei Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätzen. Aktuell gibt es 23 zertifizierte Betriebe im Kreis.
Digitale Erlebnisinszenierungen in Planung
Weiteres Projekt ist die Zukunftsregion Moorregion. Sechs Millionen Euro werden verteilt - in den Kreisen Cuxhaven, Rotenburg, Osterholz und Stade. Mit der Agentur Saint Elmo‘s Tourism sollen Digitale Erlebnisinszenierungen - abrufbar mit dem Smartphone über QR-Codes - entwickelt werden. Geschichten aus der Region, über Moorkolonisatoren und Obstbauern, sollen Landschaften entlang der Rad- und Wanderwege erlebbar machen. Letztere will der Verband ebenfalls ausbauen.
www.urlaubsregion-altesland.de