TAufregung in Dorum: 80 bewaffnete Polizisten stürmen Schule

Polizeibeamte suchen die Oberschule in Dorum ab. Es ist nur eine Übung. Foto: Polizei
Streifenwagen jagen durch den Landkreis Cuxhaven in Richtung Nordseeküste. Angreifer mit Waffen müssen überwältigt werden. Hier wurde der Ernstfall geprobt.
Cuxhaven. Ein durchdringender Alarmton dröhnt durch die Räume und über den Schulhof der Oberschule in Dorum. Danach ertönt eine monotone Ansage: „Achtung! Hier spricht die Schulleitung. Wir haben eine ernste Lage im Schulgebäude. Bleiben Sie in den Klassenräumen. Schließen Sie die Türen ab und verbarrikadieren Sie sich. Die Lage wird geklärt. Verhalten Sie sich ruhig und warten Sie auf neue Anweisungen.“
Ernste Bedrohungslage mit mehreren bewaffneten Angreifern
Vor der Schule springen mehr als 80 Einsatzkräfte der Polizei in voller Schutzausrüstung aus ihren Fahrzeugen. Alarmiert wurde wegen einer ernsten Gefahrenlage. Mehrere bewaffnete Angreifer wurden gemeldet. Die Polizisten rücken in kleinen Gruppen vor, zur Deckung mit dem Rücken an der Wand, Pistolen und Maschinenpistolen gezückt. Doch die Waffen haben blaue Griffe, es sind nur Übungswaffen. So wie der ganze Einsatz eine Übung ist.
„Wir hoffen natürlich, dass wir niemals eine solche Lage haben werden, bereiten uns aber selbstverständlich auch auf diese Szenarien vor und üben diese“, sagt Polizeisprecher Stephan Hertz vor der Polizeiinspektion Cuxhaven. Neben Polizisten aus dem Cuxland sind außerdem Beamte der Polizeiinspektionen Verden, Diepholz, Cloppenburg, Oldenburg, Delmenhorst und Wilhelmshaven dabei. Die Polizisten gehören zu den Verfügungseinheiten, die zwar bei gefährlichen Lagen zum Einsatz kommen, aber noch nicht Teil von Spezialeinsatzkommandos (SEK) sind.
In der Oberschule sind die Gänge gespenstisch leer. Im Ernstfall würden sich Schüler und Lehrer bei einem Amokalarm zum Schutz vor Angreifern in ihren Klassenzimmern einschließen. Aus den Lautsprechern ertönt weiter die Ansage vom Band in Endlosschleifen: „Bleiben Sie in den Klassenräumen...“
Die Einsatzkräfte rücken in leicht gebückter Haltung in Vierergruppen durch die Gänge vor. Kontrollieren, ob Türen verschlossen sind. Werfen Blicke in einzelne Räume. Und brüllen ihren Kollegen dann ein „Gesichert!“ zu.
Bewaffneter Täter auf der Flucht
Während die Beamten vorrücken, lassen sie einen am Boden liegenden Mann, der einen Verletzten spielt, links liegen. Die Szene wirkt etwas hart. Ein Tatort-Kommissar hätte sich zumindest vergewissert, dass es dem Mann gut geht. Doch der Einsatz ist kein Fernsehkrimi. Die Beamten müssen zunächst die Bedrohungslage beenden und das Gebäude sichern, bevor Verletzte versorgt werden können. Damit nicht noch mehr Menschen verletzt werden.

Proben für den Ernstfall: Nachdem die Polizisten die Oberschule in Dorum gesichert haben, können sie die Verwundeten versorgen. Foto: Polizei
Dann erblicken die Polizisten einen Mann im Treppenhaus. Der Täter, wie die Polizei ihn nur nennt, gespielt von einem Beamten. Die Kapuze auf dem Kopf, bewaffnet mit einem Messer – aus Gummi. „Hinlegen!“, fordern die Beamten ihn auf und brüllen so laut, dass sie kaum zu verstehen sind.
Der Täter rennt die Treppe hinab und verschwindet durch eine Tür auf dem Schulhof. Weit kann er nicht kommen, da auch die Ausgänge des Geländes von Polizisten gesichert sind.
Durch die Aula marschieren mehrere Beamte mit Maschinenpistolen, vorbei an Billardtischen und Tischkickern. Ob die Schüler wissen, wer an diesem Tag nach Schulschluss an ihrer Schule aufmarschiert?
Die Polizisten können drei Täter überwältigen
Am Ende der Übung können drei Täter überwältigt und die Verletzten gerettet werden. Eine tatsächliche Gefahrenlage ist an den Schulen im Cuxland noch nicht vorgekommen. Vor zwei Jahren hat es allerdings einen Fehlalarm gegeben, bei dem die Schüler von Einsatzkräften aus ihren Klassenzimmern eskortiert werden mussten – ebenfalls an der Oberschule in Dorum.