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TCampingplatz: Müll illegal auf Lühesand entsorgt? Saisonstart verschoben

Blick auf eine Parzelle des Campingplatzes Lühesand.

Blick auf eine Parzelle des Campingplatzes Lühesand. Foto: Vasel

Auf großen Messen werben die neuen Betreiber für Urlaub auf Lühesand. Doch der Start der neuen Camping-Saison wird sich verzögern. Das ist bislang bekannt.

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Von Björn Vasel
Montag, 03.03.2025, 17:30 Uhr

Altes Land. Dauercamper hatten Ende Februar bei der Präsentation des künftigen Konzepts für Lühesand durch die neuen Betreiber Nora und Philipp Köhnken einen schweren Vorwurf erhoben. Auf dem Campingplatz soll über Jahrzehnte illegal Abfall entsorgt worden sein. Die Rede war von Hausmüll in blauen Säcken, Kühlschränken und Dachpappe. Der Abfall sei zum Teil in der Nähe der Parzellen vergraben worden.

Timo Gerke, Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe, hatte nach dem Treffen umgehend den Landkreis Stade und das Land Niedersachsen informiert. Das landeseigene Domänenamt hat die Fläche an die Samtgemeinde Lühe verpachtet. Letztere hat es an die neuen Campingplatzbetreiber Nora und Philipp Köhnken weiterverpachtet.

Werbung für den Campingplatz Lühesand bei der Caravan-Messe 2025 in Hamburg.

Werbung für den Campingplatz Lühesand bei der Caravan-Messe 2025 in Hamburg. Foto: Vasel

„Diese Hinweise nehme ich sehr ernst“, sagte Gerke dem TAGEBLATT. Vor dem Übergabetermin werde es „kurzfristig“ eine Inspektion geben. Das Bauamt der Samtgemeinde Lühe und die Fachbehörden werden dem Verdacht nachgehen.

Das Kreis-Umweltamt hat Ermittlungen aufgenommen. Verursachern drohen Geldbußen von bis zu 100.000 Euro, sie müssten die Entsorgungskosten tragen. „Zu weiteren Details und auch möglichen Konsequenzen kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskunft gegeben werden“, teilt der Landkreis auf TAGEBLATT-Anfrage mit.

Samtgemeinde Lühe will eine saubere Insel übergeben

„Wir werden den neuen Pächtern keine Altlasten hinterlassen. Wir werden den neuen Platz sauber übergeben“, so Gerke. Der Vorwurf der illegalen Müllentsorgung sei für ihn „aus dem heiteren Himmel gekommen“.

Der Bürgermeister hoffe, dass die Camper diesen „auch juristisch schwerwiegenden, krassen Verdacht“ lediglich aufgrund ihrer Verärgerung über die neuen Preise geäußert haben. Das passe eigentlich nicht zum Selbstverständnis der Dauercamper, die immer wieder den naturnahen Charakter ihres Platzes unterstrichen und Strom mit eigenen Solarpanels umweltfreundlich erzeugt hätten. Schlagzeilen wie „Mülldeponie auf Campingplatz“ wolle er nicht lesen.

Vor der Übergabe müsse alles restlos aufgeklärt werden. Ex-Pächter Holger Blohm glaubt, dass verärgerte Camper seinem Nachfolger und letztlich auch ihm „einen beipulen“ wollten. Einige seien wegen der gestiegenen Pachten sauer.

Wie berichtet soll die Pacht für Bestandskunden von 750 Euro auf 1500 Euro steigen. Neukunden sind mit 2500 Euro von der Partie, inklusive Fährfahrten, Müllentsorgung und Winterstellplatz in Sietwende. Die Preise steigen in Stufen auf 2500 Euro beziehungsweise knapp 2830 Euro im Jahr 2029. Gecampt werden kann nur außerhalb der Sturmflutsaison, von März/April bis Oktober.

Möglicherweise gebe es noch Altlasten aus den Anfängen des Platzes aus den 1930er Jahren, wie „alte Konservendosen“. Doch seit den 1970er Jahren gebe es eine Müllabfuhr auf der Insel. Blohm: „Niemand musste etwas auf der Insel entsorgen.“

Neue Pächter kündigen Verschiebung des Saisonstarts an

Im März steht die offizielle Platzübergabe an Familie Köhnken an. Im Vorfeld haben die neuen Betreiber die alten und neuen Dauercamper über die „leider unerfreulichen Nachrichten“ informiert. Der Hinweis, dass Müll in „derzeit nicht zu überblickendem Ausmaß im Boden vergraben ist“, habe sich „durch weitere Hinweise an die Behörden und an uns verdichtet“, so Nora und Philipp Köhnken. Das Ehepaar betreibt auch den von Campern hochbewerteten Platz Stover Strand bei Drage. Sie wollen die offiziellen Untersuchungen abwarten.

Insel sauber halten: In der Nähe des Fähranlegers steht dieses alte Schild.

Insel sauber halten: In der Nähe des Fähranlegers steht dieses alte Schild. Foto: Vasel

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen stehen die größeren Vorbereitungen erst einmal still. Die alte Gaststätte von 1933 ist bereits energetisch saniert worden - unter anderem mit einer Fassade aus Lärchen- und Fichtenholz. Aktuell wird die Betriebsleiterwohnung saniert.

„Leider müssen wir nun die geplante Saisoneröffnung am 1. April mindestens verschieben, möglicherweise kann 2025 sogar keine Nutzung stattfinden und wir können erst 2026 den Betrieb aufnehmen“, heißt es in einer Mail der neuen Betreiber. Philipp Köhnken betont: „Wenn die Müllfrage geklärt ist, wollen wir so schnell wie möglich öffnen.“

Sollten sich die Befürchtungen verdichten, falle für 2025 keine Pacht an. Die Konditionen für dieses Jahr würden bei einer Verschiebung auch für 2026 gelten. Nach dem Abschluss der Untersuchungen wollen sie ihre Kunden umgehend informieren.

Die große Fähre wird noch im März wieder fahren - zum Auf- oder Abbau. Bei einer Räumung, einige haben sich kleine Warften gebaut oder noch feste Bauten auf der Insel liegen, seien auch individuelle Termine möglich.

Neue Betreiber investieren kräftig auf Lühesand

Gerke ist erleichtert, dass die neuen Pächter trotz alledem an der Insel festhalten wollen. Köhnkens wollen alle Stellplätze mit Strom, Wasser und WLAN ausstatten. Sie investieren einen sechsstelligen Betrag. Miet-Objekte wie Schäferwagen oder Zelte gehören zum Konzept.

Ihr Pachtvertrag mit der Samtgemeinde für den Platz mit 185 Stellplätzen für Wohnmobile und -wagen, Zelte sowie 15 Zeltplätzen am Fahrwasser läuft 18 Jahre lang. Gastronomisch soll es in der ersten Saison eine Bar und einen Foodtruck geben, perspektivisch ein Hausboot-Restaurant. Im Hauptgebäude werde nicht nur der Betriebsleiter wohnen, sondern auch Brötchenservice, Shop und Rezeption werden hier untergebracht. Außerdem werde es eine zentrale Müllentsorgungsstation und neue Sanitäranlagen geben.

Blick auf eine Parzelle des Campingplatzes Lühesand.

Blick auf eine Parzelle des Campingplatzes Lühesand. Foto: Vasel

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