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Obstbau

TDas ist die beliebteste Apfelsorte - aber: Verkäufe brechen ein

Die Aldiamo-Äpfel der Züchtungsinitiative Niederelbe gibt es bei Aldi Süd.

Die Aldiamo-Äpfel der Züchtungsinitiative Niederelbe gibt es bei Aldi Süd. Foto: Archiv

So wenig waren es seit 15 Jahren nicht mehr: Lediglich 1,1 Millionen Obstbäume sind in der Saison 2022/2023 an der Niederelbe verkauft und gepflanzt worden - ein Ergebnis der schlechten Bilanz im Jahr zuvor. Dennoch gibt es Grund für Optimismus.

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Von Björn Vasel
Dienstag, 14.05.2024, 08:50 Uhr

Jork. Der größte Verlierer bei den Obstbaumverkäufen an der Niederelbe war in der Saison 2022/2023 der Apfel, rechnen Dr. Hinrich Holthusen und Madeleine Paap vom Obstbauzentrum Esteburg vor. Lediglich knapp 1,1 Millionen Bäume seien verkauft und insgesamt nur 1,13 Millionen gepflanzt worden. Das sei die geringste Menge der vergangenen 15 Jahre.

300.000 Bäume weniger als 2021/2022 durften Wurzeln schlagen. Das habe vor allem an den schlechten Betriebsergebnissen in der vorausgegangenen Vermarktungssaison gelegen.

Esteburg-Experte rechnet mit einer Trendwende

Allerdings rechnet Esteburg-Vize Dr. Matthias Görgens - aufgrund gestiegener Erzeugerpreise - für die laufende Saison 2023/2024 „mit einer Trendwende bei den Pflanzungen“. Die Bauern hätten nach schlechten Jahren wieder Geld in der Kasse.

Bis Mitte April hätten die Erzeugerorganisationen an der Niederelbe bei Äpfeln ihren Umsatz auf mehr als 80 Millionen Euro steigern können, rechnet Helwig Schwartau von der Agrarmarkt-Information (AMI) aus Hamburg vor. Das entspreche einem Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Zwölf Liter Wasser bekommt jeder der gepflanzten Apfelbäume zum Start, Obstbauer Nick Köpcke verteilt es mit dem Lamborghini-Traktor.

Zwölf Liter Wasser bekommt jeder der gepflanzten Apfelbäume zum Start, Obstbauer Nick Köpcke verteilt es mit dem Lamborghini-Traktor. Foto: Vasel

Obwohl die Saison erst im August abschließt, „ist jetzt schon erkennbar, dass diese für die Produzenten erfolgreich sein wird“, so Schwartau. Allerdings benötigen die knapp 500 Familienbetriebe auch die aktuellen Erzeugerpreise, um in neue Obstbäume, Photovoltaik, Lager-, Sortier- und Erntetechnik oder Pflanzenschutz-Geräte investieren zu können.

Schließlich sind die Produktionskosten kräftig gestiegen. Das relativiere den starken Zuwachs bei den Erzeugerpreisen.

Zurzeit gibt es mehr als 60 Cent pro Kilogramm für Tafelware, im Vorjahreszeitraum waren es knapp 38 Cent. Deshalb, unterstreicht der AMI-Kernobst-Experte, werden die Preise auch nicht wieder zurückgenommen werden.

Im Laden koste das Kilo rund zwei Euro, rund 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Der preisbewusste Verbraucher greife weiter zum regionalen Obst. Auch das obere Preissegment finde seine Abnehmer. „Der Apfelanbau hat weiterhin Zukunft“, betont Schwartau.

Elstar wieder Star unter den Äpfeln

Zurück zur Statistik: Die knapp 500 Familienbetriebe setzten weiterhin auf bewährte Sorten. Beim Elstar gab es mit 230.000 Bäumen keinen großen Einbruch, beim Zeitweise-Spitzenreiter Wellant gehen die Pflanzungen wieder zurück. 117.000 wurden gepflanzt, 2020/2021 waren es noch 406.000 Exemplare.

Die Grafik zeigt die Anteile der Sorten bei den Apfelbaumverkäufen aus den geschlossenen Vermarktungskonzepten.

Die Grafik zeigt die Anteile der Sorten bei den Apfelbaumverkäufen aus den geschlossenen Vermarktungskonzepten. Foto: Esteburg

Verfestigt habe sich der Trend zu geschlossenen Vermarktungskonzepten, so Görgens. Club-Sorten, in denen Anbau, Vermarktung und Marketing gesteuert werden, kommen bei Neupflanzungen beim Apfel auf einen Anteil von mehr als 40 Prozent. Diese seien allerdings kein Allheilmittel, so Holthusen.

Aldi- und Edeka-Äpfel werden stark gepflanzt

Platz 1 wird weiter von der Apfelsorte Red Passion der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) belegt. Es handelt sich bei diesem Apfel um eine Kreuzung aus Honeycrisp und Gala, ins Auge fallen bei der sehr süßen Sorte die weißen Lentizellen auf der leuchtendroten Schale, sie strahlen wie Sterne.

Die ZIN vermarktet den Apfel unter dem Namen Aldiamo über Aldi Süd (194.000 Stück). Bei dem Modell können sich die Erzeuger als Inhaber der Sortenrechte einen festen Regalplatz bei dem Discounter sichern - zu auskömmlichen Preisen. Bis zu 60 Prozent der Altländer Äpfel werden heute sortenabhängig über Discounter wie Lidl, Netto, Aldi oder Penny verkauft.

Die 1,13 Millionen Pflanzlöcher werden in der Regel maschinell gebohrt.

Die 1,13 Millionen Pflanzlöcher werden in der Regel maschinell gebohrt. Foto: Vasel

Gut gepflanzt wird auch die schorfresistente Sorte Natyra. So lautet ihr Bio-Name. Bei Edeka heißt die Sorte Magic Star, sie stammt aus der umweltschonenden integrierten Produktion.

Sie zeichnet sich durch einen fruchtig süßen Geschmack mit leichten Aromen von Birne und einem Hauch von Zitrus aus (134.000 Stück).

Birnen top - Kirschen mau

Wie bei den Apfelbäumen sind auch die Pflanzzahlen bei den Süßkirschen im Keller. Mit 20.000 Bäumen fiel das Steinobst auf die niedrigste Verkaufszahl der jüngsten Geschichte. Ganz anders sieht es bei den Birnen aus: Die Esteburg und die AMI hatten sich wiederholt für eine Ausweitung des Anbaus ausgesprochen.

Mit 42.532 Exemplaren war es das zweitstärkste Birnenpflanzjahr. Aktuell liegt der Anteil bei 2,6 Prozent, der Apfel dominiert den Anbau mit einem Flächenanteil von mehr als 90 Prozent.

Der Lebensmitteleinzelhandel wünsche sich indes mehr deutsche Birnen. Das Obst könne zu einer lukrativen Nischenkultur werden, eine Option sind Sorten wie Xenia, aber auch rote und zweifarbige. Angesichts des Klimawandels kann der Birnenanbau an der Niederelbe verstärkt werden. Die Eigenversorgung liegt in Deutschland lediglich bei 20 Prozent.

Behaupt haben sich die Pflaumen mit 16.000 Bäumen. Sauerkirschen, Aprikosen, Nektarinen und Pfirsiche spielten mit weniger als 1200 Bäumen eine untergeordnete Rolle.

Die Aldiamo-Äpfel der Züchtungsinitiative Niederelbe gibt es bei Aldi Süd.

Die Aldiamo-Äpfel der Züchtungsinitiative Niederelbe gibt es bei Aldi Süd. Foto: Archiv

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