TDas modernste Schwergutschiff der Welt: UHL Fable in Hamburg getauft

Die UHL Fable fährt auf dem Weg zu ihrer Taufe am Baakenhöft an der Elbphilharmonie vorbei. Foto: Det Kempke
Nora-Katrin Rolner schleudert die Flasche mit Schwung. Champagner spritzt auf Stahl, 400 Gäste applaudieren: Schwergutfrachter-Taufe im Hamburger Hafen. Einige bekannte Altländer macht sie besonders stolz.
Altes Land. 150 Meter lang, 25,6 Meter breit, rund 13.400 Tonnen schwer und getauft am 15. Juli in Hamburg: Das ist die UHL Fable, der neueste Zuwachs der Flotte von United Heavy Lift, den die Stader Hafensänger gleich nach der Taufe mit einer maritimen Hymne besangen: „Ick heff mol en Hamburger Veermaster seen.“ Segel und Masten hat die UHL Fable allerdings nicht. Dafür aber zwei Kräne an Deck, die parallel je 450 Tonnen heben können.
„Das modernste und neueste Schwergutschiff der Welt hier fast direkt vor unserem Büro einzuweihen, ist schon etwas ganz Besonderes“, sagt Andreas Rolner, geschäftsführender Gesellschafter von United Heavy Lift, dessen Frau Nora-Katrin Rolner die traditionelle Schiffstaufe übernahm - vor 400 geladenen Gästen, die den Hafen bei bestem Wetter, die Moderation auf Platt, Hochdeutsch und Englisch von Entertainerin Annie Heger und maritime Lieder von den Stader Hafensängern genossen.

Nora-Katrin Rolner tauft die UHL Fable. Foto: Anping Richter
Erst die Jungfernfahrt, dann die Taufe
Im Hamburger Hafen ist so eine Taufe längst kein alltägliches Ereignis mehr. Denn traditionell wird vor dem Stapellauf getauft, aber Schiffe werden hier nur noch selten gebaut. Auch die UHL Fable hat ihre Jungfernfahrt schon hinter sich: Schwer bepackt ist sie im nordchinesischen Hafen Tianjin aufgebrochen, um Rotorblätter für Onshore-Windkraftanlagen nach Cuxhaven zu bringen.
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„Ein ganz neues Schiff als Erster zu fahren, ist schon etwas Besonderes“, sagt Kapitän Karsten Strotmann. Nur neun Monate haben die Chinesen gebraucht, um die UHL Fable fertigzustellen. Mit seiner deutschen Brückencrew durfte Strotmann sie aus der Hudong Werft in Shanghai holen und vor Ort für den letzten Feinschliff bei einigen Details sorgen, bevor er sie abnahm. Strotmann kennt sich aus: Die Fable komplettiert als 19. Schiff die Baureihe der F900 Eco-Lifter-Flotte von UHL. Er fuhr bisher ein ganz ähnliches, auch erst zwei Jahre altes Schiff.
Türme und Flügel für Windkraftanlagen an Bord
Der Transport von Infrastruktur für erneuerbare Energien macht etwa 50 Prozent der Ladungen aus. Türme und Flügel für Onshore-Anlagen zum Beispiel, für die sich die Baureihe besonders gut eignet. „Mit unseren Schiffen unterstützen wir die Energiewende, und der Transport von Onshore-Windkraftanlagen gehört zu unserem Kerngeschäft“, sagt Andreas Rolner. Der Markt entwickle sich gut: „Unsere Kunden haben bereits umfangreiche Kapazitäten für Windkraft reserviert: In diesem Segment sind wir heute schon bis zum Jahr 2028 zu 30 Prozent gebucht.“

Andreas Rolner, geschäftsführender Gesellschafter, mit seinem Vater, dem Firmengründer Lars Rolner. Foto: Anping Richter
Sein Vater Lars Rolner scheint den richtigen Riecher bewiesen zu haben, als er UHL vor neun Jahren gründete. Nach eigener Aussage besitzt seine Hamburger Reederei heute die modernste und homogenste Schwergutflotte weltweit und ist einer der führenden Anbieter von Seetransporten für Schwergut, Stückgut und Projektladungen. Im Alten Land ist Lars Rolner ein alter Bekannter: Der gebürtige Däne war Geschäftsführer und später auch Teilhaber bei SAL, bevor die Altländer Reederei an die japanische K-Line verkauft wurde.
Vom Geschäftsführer bei SAL im Alten Land zum Gründer von UHL
Seit der Gründung 2015 ist UHL stark gewachsen und spielt heute in einer größeren Liga als damals SAL. Die Dienstleistungen umfassen Chartering, Frachtbetrieb, technische Überwachung und technische Lösungen. Mehr als 120 Mitarbeiter in 12 Büros rund um den Globus kümmern sich um Transport- und Frachtbetrieb. Die Flotte umfasst 24 Schiffe mit Kapazitäten zwischen 10.000 und 20.000 DWT und einer kombinierten Hebekapazität von bis zu 900 Tonnen. Ein hoffnungsvolles Marktsegment für die Zukunft ist LNG. „Wir haben für das neue Terminal in Antwerpen, das größte, das in Europa entstehen soll, gerade die Ausschreibung gewonnen“, berichtet Lars Rolner. Eine große Rolle spielen nach wie vor Petrochemie-Anlagen.
Probleme in Europa und die große Bedeutung Chinas
Ansonsten kämpft auch UHL mit den Problemen der Branche in Europa. Der Suez-Kanal fällt aus, die Nordmeer-Route ist wegen des Russland-Embargos nicht passierbar. Das sorgt für lange Umwege ums Kap, die viel Zeit und 20 Prozent der Flottenkapazität beanspruchen.
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Zudem gibt es aus Europa heraus derzeit wenig Export. Hin und wieder kommt es deshalb vor, dass ein Schiff leer nach Asien fahren muss, um vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen. 95 Prozent der UHL-Fracht aus Asien kommen aus China. Auf die Frage nach vorausschauender Planung angesichts unwägbarer politischer Entwicklungen sagt Lars Rolner: „Wir haben keine Glaskugel und können nur reagieren. Und wir sind total von China abhängig.“
Die Bedeutung der Altländer Wurzeln
Neben der internationalen Ausrichtung spielen die Altländer SAL-Wurzeln noch immer eine wichtige Rolle, sagt Andreas Rolner, der in Grünendeich aufgewachsen und dort immer noch oft zu Besuch ist, inzwischen mit seinen eigenen Kindern. Auch unter den UHL-Mitarbeitern ist das Alte Land gut vertreten: Der 34-jährige Lars zum Felde hat einst als Schiffsmechaniker bei SAL angefangen und machte später an der Seefahrtsschule in Cuxhaven sein Patent. Er fuhr als Kapitän für SAL und wechselte 2019 zu UHL. Heute ist er Manager der F900-Flotte und baut in Manila gerade ein eigenes UHL-Crewing mit Ausbildungszweig für Fachkräfte auf, die auf Schwergutschifffahrt spezialisiert sind.

Flotten-Manager Lars zum Felde. Foto: Anping Richter
Die moderne UHL-Flotte ist komplett tauglich für Biofuel. Bisher seien aber nur wenige Kunden bereit, die Mehrkosten dafür zu zahlen, berichtet Andreas Rolner. Auch mit konventionellem Diesel betrieben sei der CO2-Fußabdruck der durchschnittlich drei Jahre jungen F900 Eco-Lifter-Flotte immerhin 30 bis 50 Prozent geringer als bei anderen Flotten in der Schwergutschifffahrt. Gemäß der internationalen Norm werden bis zu 95 Prozent der Stickoxid-Emissionen ausgewaschen und Dieselpartikel in den Katalysatoren verbrannt.
UHL ist Teil der United Group, zur der die Schwesterunternehmen United Wind Logistics, United Heavy Transport und United Engineering Solutions gehören, Letztere mit mehr als 50 Schiffbauingenieuren, Schiffsingenieuren und Hafenkapitänen, die unter anderem Hebe- und Lastverteilungseinrichtungen, Gitterroste und Transportgestelle entwerfen und fertigen.
Die Schiffstaufe als interkulturelles Symbol
„Dänisches Management, deutsche Gründlichkeit und ein familiäres Klima - das habe ich bei SAL im Alten Land schätzen gelernt“, sagt UHL-Gründer Lars Rolner. Auch Kapitän Karsten Strotmann, der jetzt die UHL Fable fährt, fuhr früher für SAL. Heute ist er stolz auf seine internationale Crew und auf die große Taufe: „In unserer Crew gibt es Menschen aus vielen Ländern und mit verschiedenen Religionen. Aber diese Form der Segnung oder Taufe wird von allen als Würdigung verstanden. Das macht nicht jede Reederei.“

Die Stader Hafensänger singen nach der Schiffstaufe. Foto: Anping Richter