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Omas gegen Rechts

TDemo am Bassenflether Strand: Starke Worte über Rassismus, asoziale Medien und Fußball

Gebannt lauschen die Teilnehmer den Redebeiträgen.

Gebannt lauschen die Teilnehmer den Redebeiträgen. Foto: Buchmann

Bei Sonnenschein starteten die Omas gegen Rechts eine Kundgebung in Bassenfleth, um für Demokratie und Menschenrechte im Alten Land einzustehen. Viele unterstützen das Anliegen - vom Sportverein bis zur Schülervertretung. Das waren ihre Botschaften.

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Von Steffen Buchmann
Samstag, 04.05.2024, 08:33 Uhr

Hollern-Twielenfleth. Zahlreiche Ausflügler genossen die wärmenden Sonnenstrahlen am Donnerstagnachmittag am Bassenflether Strand oder bei einem Deichspaziergang. Wenige hundert Meter entfernt neben dem Schotterparkplatz standen knapp 100 Menschen lautstark für die Verteidigung der Demokratie ein.

Knapp 100 Menschen kamen am Donnerstag nach Bassenfleth zur Kundgebung gegen Rechts.

Knapp 100 Menschen kamen am Donnerstag nach Bassenfleth zur Kundgebung gegen Rechts. Foto: Buchmann

Unter dem Motto „Aufstehen für Demokratie und Menschenrechte im Alten Land“ organisierte die lokale Gruppe der „Omas gegen Rechts“ eine Kundgebung im Alten Land. Mit Schildern und Bannern ausgestattet, verfolgten die Zuhörer gebannt sechs Sprecherinnen und Sprecher auf einem umgebauten Traktoranhänger. Eine Kernbotschaft zog sich durch die gesamte Veranstaltung: Für Rechtsextreme, Rassisten und Faschisten ist kein Platz in der Gesellschaft.

Die anstehende Europawahl sei ein aktueller Anlass, um die Demokratie gegen Einfluss von rechts zu schützen, rief Organisatorin Marion Meyer dem Publikum entgegen. Sie hatte eine klare Botschaft in Richtung der Nichtwähler: „Nicht wählen bedeutet, dass die gewinnen, die man nicht haben will.“ Lautstarker Applaus unterstützte ihren Appell.

Bürgermeister tritt als Privatperson auf

Timo Gerke trat anschließend nicht als Samtgemeinde-Bürgermeister auf die Bühne: „Ich spreche heute als Bürger dieser Gemeinde, Familienvater und überzeugter Europäer“, begann er seine Rede. Er rechnete mit den „völkischen Spinnern“ und „Faschisten“ ab, ob national oder international. Das Publikum belohnte die entschlossenen Worte mit viel Zwischenapplaus.

Mit umgetexteten Liedern motivierten die Omas gegen Rechts das Publikum zum Mitmachen.

Mit umgetexteten Liedern motivierten die Omas gegen Rechts das Publikum zum Mitmachen. Foto: Buchmann

Für die Altländer Kirchengemeinden traten Pastor Olaf Prigge und Pastor Uwe Junge ans Mikrofon. Während Prigge auf die Hintergründe einging, wieso Menschen sich aktuell den Rechtspopulisten zuwenden („Ängste sind da und dass sie jetzt ein Ventil suchen, ist logisch“), kritisierte Junge die rechte Hetze und Desinformation in den Sozialen Medien. „Eigentlich müsste man sie eher asoziale Medien nennen“, so Junge.

Ein Redner trug ein blaues Hemd - das war der Grund

Einen der persönlichsten Redebeiträge lieferte Nihat Sagir ab. Er erzählte, wie er als elfjähriger Junge, „der kein Wort Deutsch konnte“, ins Alte Land kam. Über den Fußball habe er Anschluss zu anderen Kindern gefunden; auch zum örtlichen Sportverein, wo sein damaliger Trainer, ein Schulleiter, ihn unterstützte.

Zum Auftritt kam Sagir in einem blauen Hemd, was er am Ende mit einem Seitenhieb auf die AfD auflöste: „Wenn ihr unbedingt die Blauen wollt, kommt am Sonntag zum Sportplatz. Denn unsere Spieler haben blaue Trikots.“ Tosender Applaus.

Nihat Sagir brachte in seiner Rede persönliche Anekdoten über Ausgrenzung und Integration ein.

Nihat Sagir brachte in seiner Rede persönliche Anekdoten über Ausgrenzung und Integration ein. Foto: Buchmann

Tina Reiß machte als Schulleiterin der Appelsnut Grundschool Hollern-Twielenfleth klar, dass Vielfalt wichtig für die Gesellschaft sei. „Wir zeigen unseren Schülern, dass Unterschiede einander bereichern können“, so Reiß. Extremismus und Radikalismus jeglicher Art habe keinen Platz in den Schulen.

Schülervertreterin prangert mangelnde Aufklärung an

Anschließend sprach Buket Yavas als Schülervertreterin der Oberschule Steinkirchen darüber, dass es in den Schulen an Aufklärung über Rassismus und Antisemitismus mangele. Das Wort „Ausländer“ sei zudem negativ ausgelegt, weshalb sie daran erinnerte: „Auch wir Deutschen sind außerhalb unseres Landes Ausländer.“

Die 15-jährige Buket Yavas sprach als Schülervertreterin über mangelnde Aufklärung zu Themen wie Rassismus und Antisemitismus.

Die 15-jährige Buket Yavas sprach als Schülervertreterin über mangelnde Aufklärung zu Themen wie Rassismus und Antisemitismus. Foto: Buchmann

Nach zwei Stunden ging die Kundgebung zu Ende. Organisatorin Marion Meyer zeigte sich zufrieden und lobte die Redebeiträge. „Wir wollen weiter versuchen, alle Gesellschaftsschichten zu erreichen“, sagte sie. Sona Zakaryan-Dawi war aus Stade angereist, um die Veranstaltung mit dem integrativen Chor „frischgemischt“ musikalisch zu unterstützen. Eine Kernbotschaft sei ihr besonders wichtig: „Wir möchten keinen Rassismus, sondern Liebe für alle.“

Die „Omas gegen Rechts“ wollen vor der Europawahl weitere Zeichen setzen: Für den 7. Mai organisieren sie ein Konzert gegen Menschenverachtung im Stader Schwedenspeicher.

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