TDieser ungewöhnliche Whisky reift in der Twielenflether Mühle

Drei Jahre lang lagerte Müller Volkmar Dinglinger sein Whisky-Fass auf dem Steinboden der Twielenflether Mühle. Foto: Buchmann
Seit über 150 Jahren produziert die Windmühle in Hollern-Twielenfleth aus Getreide Mehl und andere Backzutaten. Doch im Herzen der Mühle arbeitet Volkmar Dinglinger seit drei Jahren an einem Herzensprojekt: seinem eigenen „Mühlenwhisky“.
Hollern-Twielenfleth. Auf dem sogenannten Steinboden, dem Herz der Mühle in Twielenfleth, lagert zwischen Jutesäcken und Mahlgerätschaften ein kleiner bernsteinfarbener Schatz. „Ich bin wahrscheinlich der Einzige auf der Welt, der ein Eichenfass mit Whisky auf dem Steinboden einer Mühle lagert“, sagt Volkmar Dinglinger stolz.
100 Liter Whisky reifen seit drei Jahren in dem mehlbestäubten Holzfass aus Tokajer-Eiche. Von innen sei das Fass „getoastet“, also ausgebrannt, erklärt Müller Dinglinger. Das beeinflusse Farbe und Aroma des Whiskys, sagt Dinglinger. Laut EU-Verordnung darf sich eine Spirituose erst Whisky nennen, wenn etwa das Destillat mindestens drei Jahre in einem Holzfass gereift und einen Mindestalkoholgehalt von 40 Prozent erreicht hat.
Besondere Lagerbedingungen auf dem Steinboden
Für Volkmar Dinglinger, der 2020 die historische Mühle in Twielenfleth übernommen hat, ist der Whisky eine Herzensangelegenheit. „Ich komme ja ursprünglich aus dem Schnaps“, sagt er. So habe er bis 2008 als Brennermeister im technischen Bereich eines Familienbetriebes gearbeitet. Doch die Begeisterung für dieses Handwerk habe den 52-Jährigen nicht losgelassen, sagt er. „Die Idee war eigentlich erst als Gag gedacht, kam dann aber gut bei den Kunden an“, sagt der Müller weiter. Ob im Mühlenladen oder über den Online-Shop: Die Nachfrage sei inzwischen groß, rund die Hälfte des „Mühlenwhiskys“ sei schon verkauft.

Bernsteinfarben steht der limitierte „Mühlenwhisky" in den wachsversiegelten Flaschen. Foto: Buchmann
Die Lagerbedingungen in der alten Mühle in Hollern-Twielenfleth seien optimal. „Im Sommer ist es auf dem Steinboden schön warm, im Winter ordentlich kalt“, sagt Volkmar Dinglinger. Durch die Temperaturveränderungen sei das Holz immer am Arbeiten, was sich dann auf Farbe und Geschmack auswirke. Den Roh-Whisky habe er jedoch nicht selbst angesetzt. „Da hat sich eine Destillerie in Belgien drum gekümmert“, sagt der Müller.
Draht zwischen Mühle und Brennergeschichte
Vor drei Jahren habe er dann das Holzfass mit dem klaren Kornbrand befüllt. Aber wie ist das 100-Liter-Fass denn nach oben auf den Steinboden gekommen? „Wir haben dafür unsere Sackwinde genutzt“, sagt Volkmar Dinglinger. Über die schmalen und verwinkelten Holzstufen der gut 150 Jahre alten Mühle wäre das nicht gegangen.
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Nach dem Einlagern des Fasses habe er dann nur noch geduldig sein müssen, sagt Volkmar Dinglinger. „So ein Fass macht ja erst mal keine wirkliche Arbeit, solange es gut liegt“, sagt der Müller. Für die regelmäßigen Kontrollen habe er sich Rat bei ehemaligen Brennerkollegen geholt. So wollte er einen Draht zwischen der Mühle und der Brennergeschichte herstellen.
Im Sommer 2023 hat Volkmar Dinglinger dann mit dem Abfüllen seines „Mühlenwhiskys“ begonnen. In kleinen Halbliterflaschen mit wachsversiegeltem Korken können Kunden die bernsteinfarbene Spirituose erwerben. Der Fassinhalt reicht für gut 150 Flaschen. Doch der Müller hat schon Pläne für die Zeit danach. „Kommendes Jahr setze ich vielleicht wieder ein Fass an“, sagt er. Dann aber wieder mit Whisky. „Ich mache nur das, was ich selbst auch trinke.“