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Schule

TEarly Englisch: In Hollern-Twielenfleth lernen schon die Kleinsten ihre erste Fremdsprache

Steffi Rämsch macht die Kita-Kinder spielerisch mit der englischen Sprache vertraut. Malen, singen, tanzen und spannende Geschichten bringen Spaß.

Steffi Rämsch macht die Kita-Kinder spielerisch mit der englischen Sprache vertraut. Malen, singen, tanzen und spannende Geschichten bringen Spaß. Foto: Lankuttis

In Hollern-Twielenfleth hat das Tradition: Schon Fünfjährige lernen auf spielerische Weise Englisch. Steffi Rämsch bietet Early-English-AG`s für die großen Kita-Kinder sowie in der Grundschule an.

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Von Karin Lankuttis
Freitag, 29.03.2024, 16:50 Uhr

Hollern-Twielenfleth. „Das gibt es schon seit 20 Jahren“, sagt Rämsch. Ihre älteste Tochter (22) habe schon mitgemacht. Als ihre jüngste Tochter (8) eingeschult wurde, suchte Grundschulleiterin Tina Reis gerade jemand Neues für die Englisch-AG`s.

Steffi Rämsch hat sich qualifiziert und ist seit drei Jahren mit viel Freude dabei. „Je jünger die Kinder sind, desto leichter fällt es ihnen, eine Fremdsprache zu lernen“, sagt die Kursleiterin. Das frühe Anfangen ermutige die Kinder, Englisch zu sprechen und könne auch im Urlaub im Ausland helfen, sich zu verständigen, etwa zu fragen: Wo sind meine Eltern?

Von Oktober bis zu den Sommerferien treffen sich elf Kita-Kinder im Saal im evangelischen Gemeindehaus einmal die Woche um 15 Uhr. Manche kommen direkt aus der Kita nebenan, manche waren kurz zu Hause.

Die ersten spielen Kriegen, bis die Stunde beginnt und sie im Stuhlkreis Platz nehmen. Das Stillsitzen fällt den Kids schwer, aber sie sind bei der Sache.

Mit einer fortlaufenden Geschichte über Anni und Alex lernen sie englische Wörter kennen. „Anni is a girl“, wissen sie längst. Steffi spricht Deutsch mit einzelnen englischen Wörtern und holt nach und nach die „friends“ als Stofftiere aus einem Koffer. Das finden alle lustig. Ob jetzt das „horse“ kommt? Nein, „cat“, schreien mehrere Jungens. Die „mouse“, die Karate kann, ist besonders beliebt, und das Auto. „Car“, ruft einer und läuft ein Auto nachahmend los.

Pädagoge entwickelt Konzept vor mehr als 20 Jahren

Steffi wiederholt die Farben. „Emilia, was ist deine favourite colour?“ Als der letzte an der Reihe ist, sagt sie den ganzen Satz auf Englisch. Nach 20 Minuten Stuhlkreis tanzen die Mädchen und Jungen und lachen über das Lied „Mr. Bunny Rabbit“ vom CD-Player.

Das Konzept „Singing and learning English with Annie and Alex and Friends“ hat Paul Lindsay entwickelt. Der aus Belfast stammende Musiker und Pädagoge startete sein Programm bereits 2000 in Bremen in Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband. Steffi Rämsch hat sich beim DRK in Bremen fortgebildet und ein Zertifikat bekommen. Sie leitet die Kurse neben ihrer Arbeit als Bürokauffrau.

„Wenn ich richtig Englisch kann, lernt Oma das von mir“

Nach dem Tanzen malen die Fünf- und Sechsjährigen in ihrem Buch, während Steffi die Geschichte weiter vorliest und dabei im Gespräch mit den Kindern bleibt. Bei Alex kribbelt es in der Hose. Was könnte das sein? Ameisen im Hosenbein. „Ants in the pants“, wiederholt ein Junge unaufgefordert. Steffi schlägt sich auf die Beine. So werden sie nächstes Mal Vokabeln für die Körperteile lernen. Zum Abschluss nach 45 Minuten tanzen und singen alle ausgelassen „Goodbye“.

Die AG bringt offensichtlich Spaß. „Jonte singt häufig auf Englisch“, sagt Mutter Frauke Asmus beim Abholen. Auch Felix und Lasse kommen gerne. „Das ist gut fürs Leben, wenn man früh anfängt“, sagt Lasses Oma Heidel Breuer. Bei ihr seien die Fremdsprachen schon lange her. Lasse ist motiviert: „Wenn ich richtig Englisch kann, lernt Oma das von mir.“

Zwei Drittel der Erstklässler machen bei der AG mit

Die Eltern bezahlen für die Teilnahme, aber am Geld soll sie nicht scheitern. „Der Kita-Förderverein oder der Schulverein springen notfalls ein“, sagt Rämsch. Außerdem seien Lehrmaterial und 30 Euro pro Kind Lizenzgebühren für das DRK enthalten. Die Twielenfletherin unterrichtet zudem zwei Gruppen Erstklässler in der Grundschule.

Grundschulleiterin Tina Reis ist froh, das Early English anbieten zu können. „Das ist wohl einzigartig in der Region“, sagt sie. Auf dem Lehrplan steht Englisch ab der dritten Klasse. Vorher dürfte sie keine Lehrkräfte dafür einsetzen. „Die Kinder haben Vorkenntnisse und weniger Sprechscheu, sodass der Einstieg schneller gelingt.“

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Von den zur Zeit 35 Erstklässlern nähmen nur elf nicht an der AG teil - oder im Umkehrschluss: Zwei Drittel der Erstklässler machen bei der AG mit. Die Kinder, die nicht teilnehmen, seien vor allem Kinder mit Migrationshintergrund, die eine weitere Fremdsprache verwirren würde. Sie sprächen Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Persisch, Spanisch und Farsi. Am Geld solle es nicht scheitern, so Reis. „Jedes Jahr übernimmt der Schulverein für ein oder zwei Kinder die Kosten.“ Die Rektorin sucht noch jemanden, der eine Englisch-AG für die zweiten Klassen anbietet, wie es die Vorgängerin von Steffi Rämsch gemacht hat. „Early English durchgängig anzubieten, wäre noch toller“, sagt Tina Reis.

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