TElbdeich im Alten Land wird zehn Jahre zur Baustelle

So wird es zehn Jahre lang zwischen dem Lühe-Anleger und Schöpfwerk Twielenfleth aussehen: Die Raupe modelliert hier satellitenunterstützt den neuen Deich in Stadersand, im Hintergrund liegt das schwimmende LNG-Terminal. Foto: Vasel
Bevor die Deichbauer loslegen können, müssen Fauna und Flora zwischen Grünendeich und Twielenfleth kartiert werden. Ab 2028 soll die Deicherhöhung starten.
Altes Land. Der Leiter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Stade, Peter Schley, rechnet mit einem Baustart im Jahr 2028. Zwischen dem Lühe-Sperrwerk in Grünendeich und dem Schöpfwerk Twielenfleth will der Deichverband der I. Meile Altenlandes den Elbdeich auf einer Länge von sechs Kilometern erhöhen.
Die Hauptdeiche an der Niederelbe müssen aufgrund des Klimawandels verstärkt werden. Mehr sowie stärker und höher auflaufende Sturmfluten werden prognostiziert. Im Kreis Stade müssen die Elbdeiche auf einer Länge von insgesamt 77 Kilometern um bis zu zwei Meter erhöht werden. Deicherhöhung und Neubau von sieben Sperrwerken werden die Steuerzahler voraussichtlich mehr als 600 Millionen Euro kosten.
Auswirkung des Deichbaus auf Flora und Fauna wird untersucht
Damit Oberdeichrichter Dierk König in dem Teilabschnitt in vier Jahren die Bagger anrollen lassen kann, müssen Naturschutzfragen geklärt werden - vor dem Start des Planfeststellungsverfahrens. Um den Umfang der Umweltverträglichkeitsprüfung festzulegen, holen die Planer des NLWKN und der Deichverband als Antragsteller die Träger öffentlicher Belange ins Boot.
Landesbehörden, Landkreis, Samtgemeinde Lühe, Wasser- und Bodenverbände sowie Naturschutzverbände vom BUND bis zum Anglerverband sollen bis zum 9. Oktober eine Stellungnahme auf Grundlage der 40-seitigen Scoping-Unterlagen abgeben.
Im kommenden Jahr soll die Kartierung von Flora und Fauna starten, so der NLWKN-Betriebsstellenleiter Schley. Dann wird aus der Grob- eine Feinplanung für die Planfeststellung entwickelt. Das Land Niedersachsen habe zusätzliches Personal eingestellt. „Unter Volldampf“ werde die Elbdeicherhöhung vorangetrieben, so Schley gegenüber dem TAGEBLATT
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Wenig Platz im Außendeichbereich an der Elbe. Foto: Vasel
Im Deichverbandsgebiet weist der Elbdeich einen Unterbestick von ein bis zwei Meter auf. Der Bestick ist die Festsetzung der erforderlichen Abmessungen eines Deiches durch das Land. Um den Küstenschutz sicherzustellen ist eine Erhöhung des Deiches „zwingend erforderlich“, so Oberdeichrichter König.
NLWKN und Deichverband setzen auf grünen Deich
Vier Varianten haben die Planer im Vorfeld abgewogen. Das Großprojekt stellt die Ingenieure vor große Herausforderungen. Der neue Deich wird bis zu 25 Meter breiter. Doch an vielen Stellen ist nur wenig Platz - binnen- und außendeichs. Klar ist: Die Kreisstraße 39 wird nicht verlegt. Die Straßenverlegung wäre ohnehin unwirtschaftlich, viele Eigentümer müssten enteignet und entschädigt werden.

So soll das Regelprofil des neuen Klimadeiches aussehen. Foto: NLWKN
Auch der Einbau von Winkelstützmauern (Variante 1), um die Deichböschung im Binnenland abzufangen, oder das Aufsetzen einer Spundwand auf der Deichkrone (Variante 3) ist aus Gründen der hohen Bau- und Unterhaltungskosten und der Ästhetik für den NLWKN und den Deichverband keine Option für die Ertüchtigung des etwa sechs Kilometer langen Abschnitts. Lediglich in Teilbereichen könnten Winkelstützen verbaut werden.

Blick auf das Auslassbauwerk des Schöpfwerkes Twielenfleth. Foto: Vasel
Auch mit Blick auf Kulturlandschaft und Tourismus sei der grüne Deiche zu bevorzugen. „Wir werden überwiegend die Flächen im Deichvorland in Anspruch nehmen müssen“, betont König. Deichkrone, -böschung und -außenberme werden erhöht und verbreitert (Variante 2). Auch der Treibselräumweg wird erhöht. Der neue Deich wird bis zu 10,25 Meter über Normalhöhennull hoch. In einigen Teilbereichen muss der Deich auf der Elbseite mit Steinen verstärkt werden.
Bauzeit von bis zu zehn Jahren im Gespräch
Baustelleneinrichtungsflächen für Container und Baumaschinen sollen am Lühe-Anleger, am Pionierübungsplatz im Außendeich- und am Schöpfwerk Twielenfleth im Binnendeichbereich aufgestellt werden.

Der Parkplatz am Lühe-Anleger in Grünendeich wird zum Bauhof der Deichbauer. Foto: Vasel
Je nach Mittelzuweisung wird mit einer Bauzeit von zehn Jahren gerechnet.
Neue Schöpfwerke und neues Sperrwerk
Die Schöpfwerke Twielenfleth und Wetterndorf werden komplett neu errichtet. Außerdem wird nahe des 1964/1967 erbauten und 1968 in Betrieb gegangenen Lühe-Sperrwerk ein neues errichtet.

Der Ausbau endet am Schöpfwerk in Twielenfleth. Foto: Vasel
Der Verband will aus Sicherheitsgründen die Deichscharte am Lühe-Anleger und am Pio-Platz durch Überfahrten ersetzen. Die Berme am Lühe-Anleger, der leicht geneigte untere Teil des Deichs auf der Wasserseite, könnte laut Schley auch gepflastert werden. Damit könnte der Park- und Budenplatz teils erhalten werden.
Sieben Hektar Land, vor allem in öffentlicher Hand, müssen erworben werden. Der Öko-Ausgleich wird im Kompensationspool Asselersand erfolgen. Die Deiche liegen zum Teile im Naturschutzgebiet Elbe und Insel und im FFH-Gebiet.
Deichbau löst 166.666 Lkw-Fahrten aus
Material für den Bau wird aktuell in den Kleilagern des Verbandes in Sandhörn und Melau (80.000 Kubikmeter) gelagert. Benötigt werden allerdings voraussichtlich 600.000 Kubikmeter Klei plus 900.000 Kubikmeter Sand. Das sind 83.333 Lkw-Ladungen. Das Baumaterial soll über Kreis- und Landesstraßen an den Deich transportiert werden.

So wie hier in Stadersand könnte es um 2030 auch am Elbdeich zwischen Twielenfleth und Grünendeich aussehen. Foto: Vasel