TFeuerwehr an der Este: Wie eine Katastrophe die Gründung beschleunigte

Einsatzübung der Feuerwehr im Jahr 1958. Foto: Feuerwehr
Vor 100 Jahren wurde der Grundstein für die Ortsfeuerwehren Hove und Moorende gelegt. Vorher war Brandschutz im Alten Land eine Katastrophe - auch aus Angst vor Eimer-Dieben.
Hove. Im Jahr 1925 wurde die Feuerwehr Estebrügge Ostseite gegründet. Am 30. Juli jenen Jahres traten die Statuten der freiwilligen Feuerwehr in Kraft - unterschrieben von Gemeindevorsteher Gevekoth aus Hove. Landrat Karl Schwering - von 1885 bis 1932 war Jork ein eigenständiger preußischer Landkreis in der Provinz Hannover - segnete die Statuten am 20. August 1925 offiziell ab.
Doch das Feuerwehrwesen im Alten Land ist deutlich älter. Seit 1666 gab es Feuerordnungen im Kirchspiel Estebrügge. Diese galten bis in das 19. Jahrhundert. Allerdings waren die Mittel begrenzt.
Mit Eimern, Leitern, Haken und nassen Segeltüchern war nicht viel auszurichten, so Robert Gahde vom Niedersächsischen Landesarchiv in Stade. Ein Ältermann und drei Feuergeschworene wachten über den Brandschutz in den Haushalten. Bei Verstößen wurden Strafen verhängt, zahlbar in Bier.
Altländer löschten aus Angst vor Eimer-Dieben nicht
Die Altländer konnten sich 1805/1806 die erste Spritze leisten. Ab 1811 gab es zwei Spritzenverbände - für beide Flussseiten des Kirchspiels. Zwölf Männer bedienten die Handdruckspitzen, das Löschwasser wurden über eine lange Eimerkette herangeschafft. Doch so schlagkräftig wie heute waren die Verbände nicht.
Altes Land
T Feuerwehr an der Este in der Warteschleife
„Wenn im Kirchspiel ein Feuer ausbricht, versammeln sich viele Leute daselbst, aber keine bringen Geräthschaften zum Feuerlöschen mit, und zwar aus Furcht, daß Eimer verlohren oder gestohlen werden“, schrieb H. Hauschildt im Jahr 1821.
Mit der Polizeiverordnung für die Regelung des Feuerlöschwesens von 1902 gründeten sich zahlreiche freiwillige Feuerwehren, viele gingen aus Turnerschaften hervor. Preußen schrieb die Anschaffung einer Spritze und ein Gerätehaus vor. Doch die Altländer setzten noch lange auf die Pflichtfeuerwehr.
Katastrophe beschleunigte Gründung der freiwilligen Feuerwehr
Die Gründung der freiwilligen Feuerwehr war letztlich durch einen verheerenden Brand beschleunigt worden. Das geht aus Akten im Altländer Archiv in Ladekop hervor. Im Jahr 1924 war ein Haus in Klein Hove in Flammen aufgegangen. Nach einem Reiterfest standen sich die Helfer bei der Brandbekämpfung im Wege. Deshalb hoben 41 Altländer die Wehr aus der Taufe. Ein Hornist lief bei Feuer durch die Straßen, dafür gab es drei Mark als Aufwandsentschädigung.
Deichverteidigungsübung
T Katastrophenschützer proben Ernstfall an der Elbe
In den Statuten von 1925 hieß es: „Die Feuerwehr ist ein Verein gesunder und kräftiger Männer, welche die Ehrenpflicht übernommen haben, sich durch regelmäßige Übungen bei militärischer Disziplin, die Gewandtheit, den Mut und die Ruhe anzueignen, die nötig sind, um bei Feuergefahr möglichst rasch und in zweckmäßiger Weise Hilfe leisten zu können.“

Feuerwehrleute von der Este bekämpfen im April 2005 ein Feuer bei der Elbe-Obst in Königreich. Foto: Vasel
Mitglied der Feuerwehr konnten Männer zwischen 17 und 50 Jahren werden. 1926 trat die Wehr bereits dem Feuerwehrverband der Provinz Hannover bei. Die Verbandszeitung wurde von 1905 bis 1945 in Jork herausgegeben - von Johannes Dittmann. Der Verleger aus Jork gab auch die Altländer Zeitung, heute Altländer TAGEBLATT, heraus.
2000 Mark investierte die Gemeinde in die Ausrüstung von 50 Männern. Doch die Politik war in den Anfängen deutlich sparsamer als heute. Die Anschaffung einer teuren Motorspritze traf auf Ablehnung. Die Nazis lösten Estebrügge-Ostseite im Jahr 1937 auf, sie wurde in die Feuerlöschpolizei eingegliedert.

Vor der Hitze schützen sich die Feuerwehrleute beim Esteburg-Großfeuer von 1983 mit einer Holztür. Foto: Feuerwehr
Nach 1945 gründeten sich Freiwilligen Ortsfeuerwehren Hove und Moorende in den 1950er Jahren neu. Sie blieben allerdings eng verbunden, beispielsweise bei der Sturmflut 1962 oder bei dem Großbrand von 1983, damals retteten sie gemeinsam die Esteburg, nur die Scheune ging in Flammen auf.
1994 wurde das 540.000 Mark teure Gerätehaus in Hove eingeweiht. Vorher stand der VW Bus der Hover in einem alten Schlachthaus am Gasthaus Goldener Adler. Dort gab es kein fließendes Wasser - „außer bei Regen durch die Tür“, unterstrich der damalige Ortsbrandmeister Hinrich Rieper bei der Einweihung.
Die Moorender hatten bereits 1987 ihr 175.000 Mark teures neues Gerätehaus am Esteburgring bezogen. Vorher stand ihr Bus in einem Container. Dieser war allerdings so eng, dass nur der Schlankste ein- und ausparken durfte. Mit dem Neubau erhielten sie jeweils ein modernes Tragkraftspritzenfahrzeug.

Werbung für die Jahrhundertparty der Feuerwehren aus Hove und Moorende. Foto: Vasel
Nun feiern die Ortsfeuerwehren Hove und Moorende rund um das Feuerhaus in Hove an der Neuenfelder Straße (L140) ihr Hundertjähriges. Los geht es am Sonnabend, 17. Mai, um 14 Uhr. Die Ortsbrandmeister Ulrich Riepen (Hove) und Stefan Bleeken (Moorende) haben mit ihrem Team einiges vorbereitet - von Feuerwehr-Wettkämpfen über eine Oldtimerschau und eine Hüpfburg bis zu einer Jahrhundertparty ab 20 Uhr mit DJ - bis in die Nacht.
Auch die Jugendfeuerwehr Este ist tagsüber vor Ort, Notfallrettung wird demonstriert. „Es gibt Kaffee und Kuchen, Wurst und Pommes. Die Geselligkeit soll im Vordergrund stehen, es wird ein Fest für alle“, sagt Bleeken.