TGroßeinsatz in Jork: Feuer in einem 400 Jahre alten Altländer Fachwerk-Winkelbau ausgebrochen
Ein Brand ist in einem Denkmal in Jork ausgebrochen: In dem früheren Wirtschaftsteil wurden einst Äpfel gelagert. Foto: Hellwig
Ein Brand beschäftigt die Feuerwehren aus dem Alten Land, Stade und Buxtehude am Freitag. Am späten Abend brachten die Einsatzkräfte das Feuer im historischen Ortskern von Jork unter Kontrolle.
Jork. Großalarm - für die Ortsfeuerwehren der Gemeinde Jork sowie Einheiten aus Stade und Buxtehude. Gegen 18 Uhr war ein Brand in einem bedeutenden Denkmal zwischen Fleet und Westerminnerweg nahe der Grundschule und der St.-Matthias-Kirche - im Bereich des Dachgeschosses - ausgebrochen. Flammen und Rauch waren weithin zu sehen.
150 Einsatzkräfte bekämpfen die Flammen - Brand unter Kontrolle
Der Ortskern in Jork musste für die Löscharbeiten voll gesperrt werden. Durch die enge Bauweise im historischen Ortskern entwickelte sich ein komplexer Feuerwehreinsatz - unter Führung von Ortsbrandmeister Malte Hunold.
Die Feuerwehren aus Buxtehude und Stade rückten mit Drehleiter zur Unterstützung aus, damit die Einsatzkräfte den Brand von zwei Seiten bekämpfen konnten. Im Laufe des Abends hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle gebracht, sagte Gemeindebrandmeister Jens Lohmann und betonte: „Wir konnten das Gebäude halten.“
Drohne kontrolliert auf Glutnester - Keine Personen verletzt
„Wir löschen aus allen Rohren“, berichtete Pressesprecher Tim Ladwig von der Feuerwehr Jork gegen 19.30 Uhr auf TAGEBLATT-Nachfrage. Unter Atemschutz rückten die Löschtrupps in das Gebäude vor. Mit Hilfe der Drehleitern konnte ein Ausbreiten verhindert werden. Spätabends rückten die Stader und Buxtehuder ab.

Die Drehleiter aus Stade ist im Einsatz: Sie halten den aus zwei Fachwerkhäusern bestehenden Der Winkelbau - ein Wohnhaus mit Scheune - ist eines der markantesten und ältesten Gebäude in Jork. Der Kern des Baudenkmals stammt aus dem 16. Jahrhundert. Foto: Riel
Die Feuerwehrwehr holte den kokelnden Torf aus den Zwischendecken des denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshauses. Insbesondere in der historischen Zwischendecke des Obergeschosses, die mit einer uralten Dämmung aus Torf versehen war, wurden Schwelbrände entdeckt und mit hohem Aufwand für die eingesetzten Feuerwehrleute vor Ort geöffnet, abgelöscht und der Schutt abgetragen, so Ladwig.

Er sägte die Zwischendecke auf, damit seine Kameraden den kokelnden Torf aus dem Gebäude schieben konnten. Foto: Vasel
Aufgrund der langen Einsatzdauer wurde die DRK-Kreisbereitschaft zur Versorgung der Einsatzkräfte mit Essen und Getränken auf dem nahegelegenen Schützenplatz alarmiert. Notfallsanitäter waren mit einem Rettungswagen vor Ort. „Es gab keine Verletzten“, so Ladwig.
Die städtischen Versorger trennten die Gas- und Stromleitungen zum Brandobjekt. Die Wasserversorgung aus Bohrbrunnen und Hydranten funktionierte.
Kurz vor 23 Uhr heißt es: Feuer aus!
Gegen 22.50 Uhr konnte „Feuer aus“ an die Einsatzleitstelle gemeldet werden, die Feuerwehren richteten eine Brandwache ein. Die Aufräumarbeiten dauerten bis ein Uhr morgens an. Nach Tagesanbruch wurden letzte Schläuche eingerollt. Die Feuerwehr Moorende unterstütze die Kleiderkammer bei dem Austausch der kontaminierten Einsatzkleidung.
Eine Drohne mit einer Wärmebildkamera war in der Nacht zu Sonnabend permanent in der Luft. Die Drohnengruppe aus Estebrügge funktionierte eine Bushaltestelle zum Leitstand um - hier baute sie ihren Monitor auf. Der Pausenhof der Schule diente als Start- und Landeplatz. Feuerwehrleute kontrollierten, nachdem das Feuer gestoppt worden war, auch das Innere mit Kameras auf Glutnester.

Die Feuerwehr räumte den Torf aus den Decken der Fachwerkhäuser. Foto: Vasel
Wie es zu dem Brand kommen konnte, ist derzeit noch unklar. Nach ersten Ermittlungen von Polizeibeamten aus Buxtehude sowie Tatortermittlern aus Stade war der Brand vermutlich aus bisher ungeklärter Ursache in einem Badezimmer im Obergeschoss des in Sanierung befindlichen Gebäudes ausgebrochen und hatte sich schließlich auf den Dachstuhl ausgebreitet.
Genaue Ergebnisse werden nach den Recherchen der Brandexperten der Polizeiinspektion Stade erwartet, die in der nächsten Woche anlaufen werden. Der angerichtete Sachschaden wird nach ersten Schätzungen von Feuerwehr und Polizei auf zirka 300.000 Euro beziffert.

Feuer und Rauch: Mehr als 130 Einsatzkräfte aus der Gemeinde Jork, Stade und Buxtehude sind vor Ort. Foto: Tim Ladwig/Feuerwehr
Notfallseelsorger kümmerten sich um die Eigentümer des Hauses.
Bürgermeister dankt Einsatzkräften
Bürgermeister Matthias Riel war - wie Kreisbrandmeister Henning Klensang - vor Ort. Riel dankte den Einsatzkräften für ihren beherzten Einsatz. Sie haben mit dem historischen Straßenzug und der St. Matthias-Kirche das Kulturerbe des Alten Landes bewahrt.
„Das Gebäude konnte gehalten werden“, sagte Gemeindebrandmeister Lohmann kurz vor 23 Uhr erleichtert. Er geht davon, dass - trotz der Brand- und Löschwasserschäden - die Substanz so gut ist, dass das Denkmal wie geplant erhalten und saniert werden kann.
Für die Dauer des Einsatzes wurden die Straßen Westerminnerweg, Breiter Ort, Am Fleet und Teile der Straße Jorkerfelde bis kurz nach 23 Uhr voll gesperrt. „Insgesamt waren bis zu 150 Einsatzkräfte für die Gemeinde Jork im Einsatz“, so Ladwig.
Bekanntes Fachwerk-Ensemble in Jork vor Flammen gerettet
Der Winkelbau aus zwei Fachwerkhäusern - ein Wohnhaus mit Scheune - ist eines der markantesten und ältesten Gebäude in Jork. Der Kern des Baudenkmals stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Es war eine Hofstelle, aber auch ein Gasthaus mit Brauerei und Brennerei. Laut einer Inschrift bei der Eingangstür im Südgiebel wurde es im Jahr 1765 „renovirt“, heißt es im Denkmalatlas des Landes Niedersachsen. Teile der Außenwände des Hauses Am Fleet 14 seien um 1900 massiv erneuert worden.

Stader Drehleiter am Fleet im Einsatz. Foto: Vasel
Das Hauptgebäude „geht im Kern auf das 16. Jahrhundert zurück“, sagt die Leiterin des Altländer Archivs, Dr. Kai Janofsky. Die Lage und Anordnung des Gebäudes im rechten Winkel mit dem zugehörigen Nebengebäude der ehemaligen Brauerei, die dem geschwungenen Verlauf der Straße und Wettern folgt, entfalte „eine besondere ortsbildprägende Wirkung“.
Der Erhalt liege „aufgrund seiner Bedeutung für die Ortsgeschichte“ und als „beispielhaftes Zeugnis für den Bautyp eines Altländer Wohn- und Gasthauses des 16./17. Jahrhunderts“ im öffentlichen Interesse. Das Nebengebäude mit Einfahrtstor beherbergte lange Zeit die Kult-Eisdiele Pflug. Im zweiten Dachgeschoss ist eine Ladeluke zu sehen, darüber ein Kranausleger.
Ensemble erzählt von der Geschichte der Brenner und Brauer
Das Ensemble steht auch für die Geschichte des Altländer Brenn- und Brauereiwesens. Um 1800 zählte das Alte Land noch 37 Brennereien. Hauptmann Jacob Kieck berichtete in jenen Jahren, dass die Grönlandfahrer als Walfänger nicht ohne den Branntwein aus Jork oder Borstel in See stachen.

Die Feuerwehr packt ein: Der historische Straßenzug und die St. Matthias-Kirche konnten vor den Flammen gerettet werden. Foto: Vasel
Der Straßenzug Am Fleet war einst, neben der Bürgerei, die Ladenzeile Jorks. Hier lebten und arbeiteten Wirtsleute, Handwerker, Tagelöhner, Bauern und Krämer. Am Fleet hieß vorher Hohe Straße. Sie war und ist ein Teil der alten Nord-Süd-Hauptverkehrsachse. 1857 bis 1859 war der alte Borsteler Mutweg ausgebaut und bis Neukloster fortgeführt worden. Das Areal an der St.-Matthias-Kirche war die Keimzelle des Orts, die ersten Handwerker, Händler und Schiffer ließen sich ab dem Mittelalter an Fleet und Kirchhof nieder. (bv/tom/rop/hel)
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