TGuderhandviertel will in Zukunft Äpfel und Solarstrom ernten

Der Obstbau will in Zukunft Äpfel und Solarstrom ernten, im Obstbauzentrum Esteburg in Moorende gibt es eine erste Versuchsanlage. Foto: Vasel
Die Gemeinde Guderhandviertel will die Energiewende vorantreiben und zugleich den Obstbau im Alten Land stärken. Der Rat macht sich für die Erzeugung von Solarstrom stark. Dafür stellten die Politiker jetzt eine erste Weiche.
Guderhandviertel. Der Rat der Gemeinde Guderhandviertel hat sich am Donnerstagabend einstimmig für die Aufstellung eines Bebauungsplans für eine Agri-Photovoltaik-Anlage westlich des Deichhufendorfes auf Höhe der Grundschule ausgesprochen. Die Kommunalpolitiker um Bürgermeister Marco Hartlef (CDU) wollen mit ihrem Beschluss die Energiewende vorantreiben.
Was ist geplant? Auf einer Fläche von 8,5 Hektar will das Unternehmen Sunfarming eine Agri-PV-Anlage aufstellen. Der Clou: Auf der Fläche könnten in der Zukunft nicht nur Äpfel, sondern auch Solarstrom geerntet werden.
„Teillichtdurchlässige Photovoltaikmodule sorgen für Pflanzenwachstum und Ertragsschutz bei gleichzeitiger Stromgewinnung“, verspricht das Unternehmen. Weil die Solarmodule oberhalb der Bäume sind, fallen keine Flächen aus der Nahrungsmittelproduktion.
Energiewende
T Solarstrom und Äpfel: Altländer wollen doppelte Ernte
Hundefreilauf Pfotenglück
T Neue Freilauffläche in Jork gesucht: Hunde müssen für Solarpark weichen
Investition: Eine Million Euro pro Hektar
2800 Haushalte könnten - rein rechnerisch - mit Strom aus erneuerbarer Energie versorgt werden, rechnete Projektleiter Stephan Franke von der Sunfarming Projekt GmbH aus Erkner in Brandenburg vor. Pro Hektar würden eine Million Euro investiert.
Aktuell arbeitet die DKC Kommunalberatung GmbH aus Köln an einem Fachgutachten für den Landkreis Stade, im Februar gab es einen Zwischenstand im Zuge der geplanten Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP). Weil das Land Niedersachsen das Alte Land - im Zuge der Welterbe-Diskussion - als Vorranggebiet Kulturelles Sachgut ausgewiesen hat, wird es Auflagen geben müssen.
Ganz große, mehr als 220 Meter hohe Windkraftanlagen sind laut Landwirtschaftsministerium als „raumbedeutsame Planungen, die wertgebende Bestandteile oder das Gebiet als Ganzes in seiner Wertigkeit erheblich beeinträchtigen, unzulässig“. Doch auch bei der Agri-PV sprechen sich die Gutachter für Auflagen über einen Kriterienkatalog für Genehmigungen zum Schutz der Kulturlandschaft aus.

Auf diesen Flächen - westlich der Grundschule in Guderhandviertel - sollen die Agri-Photovoltaikanlagen installiert werden. Foto: Sunfarming
Klimaschutzregion
T Altes Land und Horneburg: Bürgermeister setzen auf legale Klimakleber
Erneuerbare Energie
T In Neuenkirchen soll ein Agri-Solarpark an der A26 entstehen
Politiker fordern weniger Einschränkungen im Alten Land
Im ersten Entwurf wurden viele Flächen - unter anderem 250 Meter links und rechts der großen Verbindungsstraßen wie Kreis- und Landesstraßen - als Tabu-Zonen bewertet. Außerdem soll es Abstände von 500 Metern zu den 13 Traditionskernen mit Denkmälern wie Höfen, Deichen und Kirchen der hochmittelalterlichen Holler-Kolonisation geben.
Appell der Politiker in Guderhandviertel: Größere Anlagen nicht nur an der A26. Sie plädieren für weniger Restriktionen bei der Agri-PV, schließlich gebe es auch keine Auflagen für Dachkirschenanlagen oder Hagelnetze in der Kulturlandschaft. In anderen deutschen Welterbe-Landschaften - wie der Klosterinsel Reichenau am Bodensee - würden dem Gemüseanbau unter Gewächshäusern keine Steine in den Weg gelegt.