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Agrarwirtschaft

TGute Preise: Obstbauern an der Niederelbe können wieder investieren

Die Obstbauern an der Niederelbe bekommen mehr Geld für ihre Äpfel.

Die Obstbauern an der Niederelbe bekommen mehr Geld für ihre Äpfel. Foto: Vasel

Die Obstbauern an der Niederelbe haben wieder Geld für Investitionen in neue Maschinen, Bäume und Lager. Doch die Freude ist getrübt.

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Von Björn Vasel
Montag, 13.01.2025, 11:15 Uhr

Altes Land. Der Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau, Claus Schliecker, sprach vor Weihnachten von auskömmlichen Erzeugerpreisen. Die Talfahrt an der Niederelbe endete mit dem Wirtschaftsjahr 2023/2024. In diesem zogen die Apfel-Preise an.

„Die wirtschaftliche Lage der Betriebe hat sich erst einmal verbessert“, sagt der stellvertretende Leiter des Obstbauzentrums Esteburg in Moorende, Dr. Matthias Görgens. Doch die Sektkorken knallen bei den knapp 500 Familienbetrieben trotzdem nicht.

„Ausgebliebene Investitionen müssen nachgeholt werden“, sagt der Esteburg-Experte und verweist auf seinen aktuellen Betriebsvergleich. Die Wirtschaftsjahre 2021/2022 und 2022/2023 waren mit Erzeugerpreisen von 40 Cent beziehungsweise 30 Cent pro Kilogramm „unwirtschaftlich“. Die Folge: Die Familienarbeitskräfte auf den Höfen konnten nicht ausreichend entlohnt werden. Investitionen mussten im Alten Land zurückgestellt werden. Aktuell gebe es mit durchschnittlichen Erzeugerpreisen von 59 Cent wieder Spielraum.

Doch das trifft nicht auf alle Betriebe zu. Im Herbst konnten die Obstbauern im Alten Land, in Kehdingen und auf der Stader Geest lediglich 229.000 Tonnen Äpfel ernten. Das waren 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Es gab auch Hagelschäden. Nicht nur der Preis, sondern auch die Menge spielt betriebswirtschaftlich eine Rolle. Betriebe, deren Erntemenge im Jahr 2024 um mehr als ein Fünftel sank, profitierten laut Görgens nicht so stark von den höheren Preisen. Schließlich sind die Produktionskosten kräftig gestiegen. Hinzu kommen Wettbewerbsverzerrungen in der EU durch Subventionen.

Mindestlohn treibt Produktionskosten nach oben

Die Ausgaben für Pflanzenschutzmittel und Energie hätten sich um bis zu 45 Prozent verteuert, die Arbeitskosten seien seit 2015 um rund 66 Prozent gestiegen. Und es geht weiter: Der Mindestlohn ist zum 1. Januar 2025 um 41 Cent auf 12,82 Euro pro Stunde erhöht worden.

Das heißt: Bei Durchschnittserträgen von 35 Tonnen pro Hektar müssen mehr als 50 Cent pro Kilo als Erzeugerpreis in der Kasse der Obstbauern landen - im Schnitt. Das ist ein Durchschnittspreis, der sich aus der teureren Tafel- und der günstigeren Verwertungsware (Most-, Mus- und Schäläpfel) zusammensetzt.

Die Arbeitskosten steigen, sie machen 40 Prozent der Produktionskosten beim Apfel aus.

Die Arbeitskosten steigen, sie machen 40 Prozent der Produktionskosten beim Apfel aus. Foto: Vasel

Laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) sind die Spitzenpreise für Mostäpfel aktuell ein Grund für die höheren Preise, bei Tafelware sah AMI-Experte Helwig Schwartau noch Luft nach oben. Die Erzeugerorganisationen haben im Vergleich zu 2023 ein Umsatzplus von zehn Prozent zu verzeichnen. Im Wirtschaftsjahr 2023/2024 wurden bei 293.000 Tonnen und knapp 52 Cent pro Kilo rund 152 Millionen Euro an der Niederelbe mit Äpfeln umgesetzt.

Vor Weihnachten wurden an der Niederelbe und am Bodensee für Tafelware der Klasse I rund 75 Cent aufgerufen (Vorjahr: 67 Cent/Kilogramm). Der höhere Preis liegt allerdings weniger an der Wertschätzung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) für die Äpfel aus der Region. EU- und deutschlandweit gibt es durch Frühjahrsfröste weniger Äpfel.

Im Zweifelsfall decken sich die LEH-Konzerne wie Rewe/Penny, Edeka/Netto, Aldi oder Schwarz (Kaufland/Lidl) lieber im Ausland ein. „Der Einzelhandel war bis dato wenig bereit, für Äpfel mehr zu zahlen - solange es günstige Offerten aus dem Ausland gibt“, sagt Ursula Schockemöhle von der AMI. Italien hat reichlich Äpfel und drängt mit Ware auf den deutschen Markt.

Vom Preis im Laden kommt - so eine Faustregel - ein Fünftel bis ein Viertel beim Obstbauern an. 50 Prozent landen beim LEH. Den Rest teilen sich Erzeugerorganisation, Fruchthandel und Verpackung.

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