Hagelschauer sorgt für Autobahnchaos und Unfälle – Schnee erwartet

Bei Stotel fuhr eine 60-Jährige Bremerin in einen zuvor verunfallten Volvo. Foto: Polizei
Wetter-Kapriolen im Herbst: Offenbar hatten sich nicht alle Autofahrer darauf eingestellt. Auf der A27 hat es viermal gekracht, nun wird gegen die Fahrer ermittelt. Das Hochwasser legte erneut die Elbfähre lahm.
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Landkreis/Landkreis Cuxhaven/Hamburg. Am Freitagmorgen hat es auf der Autobahn 27 im Kreis Cuxhaven bereits mehrfach witterungsbedingt gekracht: Durch plötzlich auftretende Hagelschauer kam es zwischen Anschlussstellen Neuenwalde und Debstedt zu drei Verkehrsunfällen mit verletzten Personen und hohem Sachschaden. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
Wie die Polizei mitteilt, verlor zunächst ein 31-jähriger Loxstedter auf der hagelglatten Fahrbahn in Richtung Cuxhaven die Kontrolle über seinen Audi und kollidierte mit der Seitenschutzplanke. Der Mann blieb unverletzt. Einige hundert Meter weiter geriet ein 55-jähriger Bremer mit seinem Toyota in den rechten Seitenraum, kollidierte mit einem Erdwall und kam anschließend auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Der Fahrer sei ersten Untersuchungen zufolge leicht verletzt worden, musste jedoch im Krankenhaus weiterbehandelt werden. Allein am Toyota sei laut Polizei ein Sachschaden im fünfstelligen Bereich entstanden.
69 Jahre alte Opel-Fahrerin überschlägt sich auf A27
In der Gegenrichtung geriet eine 69-jährige Opel-Fahrerin ins Schleudern. Infolgedessen habe sich der Wagen überschlagen und kam quer zur Fahrbahn auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Die 69-Jährige und ihr 61-jähriger Beifahrer, beide kommen aus dem Bereich der Wurster Nordseeküste, verletzten sich dabei leicht und mussten ebenfalls in Krankenhäusern behandelt werden.
Ein vierter Verkehrsunfall ereignete sich kurz darauf zwischen den Anschlussstellen Hagen im Bremischen und Stotel in Fahrtrichtung Cuxhaven. Ein 56-jähriger Bremer geriet mit seinem Volvo ins Schleudern und prallte gegen Mittel- und Seitenschutzplanke. Eine 60-jährige Bremerin, die mit ihrem Mazda in gleicher Richtung unterwegs war, konnte nicht mehr ausweichen, geriet ebenfalls in Schleudern und krachte in den Volvo. Wie durch ein Wunder blieben beide Bremer unverletzt.
Kälteeinzug: Polizei bittet um vorausschauende Fahrweise
Die Polizei mahnt: In allen Fällen sei eine nicht angepasste, zu schnelle Fahrweise Ursache für den Unfall gewesen. Zudem habe ein Pkw keine Winterreifen aufgezogen. Es wurden mehrere Verkehrsordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet, die mit empfindlichen Geldbußen hinterlegt sind.
Die Polizei rät: „Passen Sie ihre Fahrweise und die gefahrene Geschwindigkeit schon vor Auftreten von Hagel-, Schnee- oder starken Regenschauern entsprechend an. Sollten diese Ereignisse auftreten, geraten Sie nicht in Panik und verringern Sie ihre Geschwindigkeit, nach Möglichkeit ohne zu stark zu bremsen. Halten Sie ihr Lenkrad fest und vollziehen keine ruckartigen Ausweichbewegungen.“
Das Wetter bleibt zum Ende der Woche nasskalt und wechselhaft - und stürmisch. Tagsüber werde der Nordwestwind aufleben, an der Nordsee seien einzelne orkanartige Böen um 110 Stundenkilometer oder Windstärke 11 möglich, kündigte der Deutsche Wetterdienst am Freitag an. Zum Abend werde der Wind von Osten her nachlassen, im Binnenland seien verbreitet Windböen um 60 Stundenkilometer zu erwarten - das entspricht den Windstärken 7 bis 8.
Sturmflut an Nordsee und Elbe - Hamburger Fischmarkt überschwemmt
In Hamburg und an der Nordseeküste hat eine Sturmflut in der Nacht zu Freitag bereits viel Wasser an Land und Küsten gedrückt. In Hamburg war die Elbe dabei auf 3,62 Meter über Normalnull gestiegen, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Freitag mitteilte. Damit ist auch der Hamburger Fischmarkt überspült worden.

Das Wasser der Elbe wird in der Nacht bei Hochwasser auf den Hamburger Fischmarkt gedrückt. Foto: Bodo Marks/dpa
Am Lühe-Anleger in Grünendeich war das Deichschart bereits am Donnerstag geschlossen worden. Auch dort steht der Parkplatz unter Wasser.
Deutlich mehr Wasser dürfte es in den Mittagsstunden geben, dann rechnet das BSH mit Wasserständen von 3,87 bis 4,37 Metern. Das entspricht den Angaben zufolge etwa 1,75 bis 2,25 Meter über dem mittleren Hochwasser. Das BSH warnte dementsprechend vor einer Sturmflut im Weser- und Elbegebiet sowie an der deutschen Nordseeküste. Die Warnung gilt bis 14 Uhr.

Im Fährhafen schwappt das Hochwasser am Morgen über die Kaikante. Die "Helgoland" ist davon unbeeindruckt. Foto: Kramp
Hochwasser: Elbfähre setzt Betrieb aus
Aufgrund der Sturmwarnung und des Hochwassers sollten am Freitag einige Fähren zwischen den Nordseeinseln und dem Festland ausfallen oder erst später fahren, wie die Wyker Dampfschiffs-Reederei auf seinen Internetseiten mitteilte.
Auch die Betreiber der Elbfähre zwischen Wischhafen und Glückstadt mussten erneut reagieren. Von 9.30 Uhr an sollten bis voraussichtlich 14 Uhr wegen des Hochwassers keine Ab- und Anfahrten erfolgen. Auch am Donnerstag war der Betrieb am Vormittag kurzzeitig ausgesetzt worden.
Erster Schnee im Harz
Sturmtief „Niklas“ beförderte auch deutlich kältere Luftmassen nach Norddeutschland. Im Harz sank in der Nacht die Schneefallgrenze. Zum ersten Mal in diesem Winter gab es dort eine dünne Schneeschicht. Die Skipisten auf dem höchsten Berg Niedersachsens, dem Wurmberg, waren von erstem Schnee überzogen.
Nach der Prognose des Wetterdienstes sollte in der Nacht zu Sonnabend Niederschlag auch im Binnenland zunehmend als Schnee vom Himmel fallen. Für den Harz sagte der Wetterdienst Temperaturen von bis zu minus fünf Grad voraus. Auch am Wochenende soll es demnach weiter Schnee geben.
Sturm auf der Weser: Containerschiff in Not
Die stürmischen Bedingungen auf der Weser am Donnerstagabend sind für zwei Schiffe zur besonderen Herausforderung geworden: Das Containerschiff MSC Sofia Celeste und der Autotransporter Drive Green Highway hatten ganz eigene Probleme.
Um 18.45 Uhr sah sich die MSC Sofia Celeste in einer prekären Situation, als das Containerschiff unseren Informationen zufolge in der Nähe von Tonne 41 beim Leuchtfeuer Solthörn in Sichtlinie zu Wremen notankern musste. Die Hauptmaschine des Schiffes soll ausgefallen sein, und der Wind aus west-nordwestlicher Richtung erreichte eine Stärke von 7 Beaufort. Die Sicht war durch die Dunkelheit erschwert, was die Lage zusätzlich erschwerte. Die Frage, ob das Containerschiff weiterfahren könnte oder zurück nach Bremerhaven geschleppt werden müsste, stand im Raum.
Vier Schlepper helfen der MSC Sofia Celeste
Vier Schlepper sind zur Unterstützung ans Wremer Loch gefahren, um die MSC Sofia Celeste zu stabilisieren. Die Windbedingungen hatten sich weiter verschärft, mit einer Windstärke von 8 Beaufort und Böen von bis zu 10 Beaufort peitschte der Wind die Wellen bei bis zu 100 km/h zu teilweisen hohen Wellenbergen auf. Die entscheidende Frage, ob das Containerschiff die Fahrt fortsetzen konnte, wurde diskutiert. Schließlich gelang es, das Schiff flottzumachen, und es hat die Außenweser verlassen.

Der Autotransporter Drive Green Highway (Archivbild). Foto: Wikipedia (lizenzfrei)
Ein weiterer Vorfall ereignete sich mit dem Autotransporter Drive Green Highway, der Bremerhaven eigentlich am Donnerstagabend verlassen sollte. Aufgrund der stürmischen Bedingungen im Hafen entschied sich die Crew jedoch, im Hafen zu bleiben. Die Sorge bestand, dass das Schiff während des Sturms nicht schadenfrei aus dem Hafen kommen könnte. Der Autotransporter blieb am BLG Autoterminal im Osthafen. (dpa/red)