THochwassergipfel: Grüne kramen altes Gutachten aus

Das Lühe-Hochwasser an Weihnachten bedrohte die Neubauten am Horneburger Hafen. Foto: Vasel
In der kommenden Woche lädt der Landkreis zum Gipfeltreffen. Ein altes Gutachten soll geprüft werden. Was das für Alarmierung und Hochwasserschutz der Bewohner bedeutet.
Jork/Horneburg. 2022 und 2023 liefen an der Lühe - nach Stark- und Dauerregen - mehrere Keller in Häusern voll, die im Außendeichbereich stehen. Die Eigentümer müssten sich eigentlich selbst schützen, sagte Kreisbaurätin Madeleine Pönitz in dieser Woche erneut im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Regionalplanung. Sie seien laut Wasserhaushaltsgesetz verpflichtet, ihre Gebäude im Überschwemmungsgebiet zu sichern - bis zu einer Höhe von 2,60 Meter über Normalhöhennull. Das heißt: Schotts vor Fenstern und Türen, Pumpen oder Sandsäcke für den Notfall. Pönitz verweist auf das bereits im Jahr 1974 per Verordnung festgesetzte Überschwemmungsgebiet. „Vorsorge ist wichtig. Nur so kann es gelingen, die Folgen von Hochwasser gering zu halten“, sagt auch Landrat Kai Seefried.

Blick auf die randvolle Lühe. Foto: Vasel
Deshalb hat die Kreisverwaltung jetzt 500 Haushalten einen Brief geschrieben - mit Hinweisen zu den Vorgaben. „Explizit verboten sind die Errichtung von Mauern, Wällen oder ähnlichen Anlagen, die den Wasserabfluss behindern können“, erklärt Kreisbaurätin Madeleine Pönitz. Dem Fluss darf kein Stauraum entzogen werden. In den Gärten müsse alles befestigt werden, damit im Notfall die Stemmtore nicht klemmen - wie jüngst durch ein altes Kirschennetz. Die Sperrwerke sichern das Alte Land bei Sturmflut.
Feuerwehr
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Alarmierungspläne für Binnenhochwasser fehlen
Doch die Extremwetterereignisse werden zunehmen. Deshalb werden Kommunen, Behörden und Verbände sich am Dienstag im Kreishaus zum Hochwasser-Gipfel treffen. Es sollen unter anderem „Alarmierungspläne für Binnenhochwasser entwickelt werden“, sagt Pönitz. Diese gebe es bislang lediglich für Sturmfluten. Das Ziel: gemeinsam Lehren aus den jüngsten Lühe-Fluten zu ziehen.
Das fordern auch die Grünen. Sie machen sich im Kreistag für ein Hochwassermanagement an der Lühe stark - eigentlich eine Sache der Kommunen vor Ort. Der Kreis könnte allerdings koordinieren. Die Kreistagsabgeordnete Verena Wein-Wilke (Grüne) macht sich dafür stark, Maßnahmen aus einem Gutachten von 2008 zu prüfen. Ein erster Schritt ist mit dem geplanten Hochwasserentlastungspolder im Bullenbruch bereits gemacht, die Überlaufschwelle in Horneburg ist bereits in Funktion. Der Hochwasserschutzverband Aue/Lühe soll den Polder nach Fertigstellung (Baubeginn: 2025) übernehmen.

Blick auf den Hochwasserentlastungspolder Bullenbruch. Hier fließt das Wasser am Überlauf ab. Foto: Vasel
Die Grünen mahnten an, unter anderem die Wasserrückhaltung im Oberlauf zu verbessern - zum Schutz von Harsefeld (und Horneburg). Die Idee: ein 115 Hektar großes Hochwasser-Rückhaltebecken bei Kakerbeck - oberhalb der Brücke für die K47. Das könnte eine Million Kubikmeter aufnehmen und bei einer Jahrhundertflut den Wasserstand sogar in Horneburg noch um zwölf Zentimeter senken. Weiteres Thema: das Pumpen von Wasser in die randvolle Lühe. Doch das ist notwendig, um Häuser und Plantagen im Binnenland zu schützen.
Im Alten Land müsste die samtgemeindeeigene Brücke zwischen Neuenkirchen und Guderhandviertel in Augenschein genommen werden. Deren Fundament war 2000 in den Flusslauf hinein verbreitert worden. Deshalb fehlen an der „Neubrück“ links und rechts jetzt jeweils 1,80 Meter. Hier seien die beiden Gemeinden und die Samtgemeinde gefordert. Der Durchfluss reicht nicht aus, das Wasser staut sich. Die Politik will jetzt das alte Gutachten prüfen, dann geht die Diskussion weiter.