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Kunstausstellung

THorneburger Schloss öffnet seine Tore erstmals für Kunstfreunde

Interessiert betrachten Besucher die Kunstwerke in den Räumen des Horneburger Schlosses.

Interessiert betrachten Besucher die Kunstwerke in den Räumen des Horneburger Schlosses. Foto: Steffen Buchmann

Nach über einem Jahr hat das Horneburger Schloss wieder seine Tore für Besucher geöffnet. Kunstfreunde aus der Region konnten Kunstwerke von Julia Brunsch und Frank Campoi bewundern. Im Fokus: Das fragile Innenleben des Herrenhauses.

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Von Steffen Buchmann
Montag, 30.10.2023, 11:00 Uhr

Horneburg. Draußen nieselt es sachte ins Dunkel hinein, der erdige Weg um das altehrwürdige Herrenhaus im Schlosspark schmatzt bei jedem Schritt der nahenden Besucher. Menschen aus Horneburg und Umgebung haben sich am Freitagabend auf den Weg durch die Dunkelheit gemacht, um bei der Vernissage der Ausstellung „Fragil“ im Horneburger Schloss dabei zu sein. Aber noch etwas anderes als die Kunst hat ihre Neugier geweckt. Denn es ist einer dieser seltenen Möglichkeiten, eine Zeitreise in das 16. Jahrhundert zu machen.

Trotz fehlender Lampen finden gut 20 Kunstfreunde den Weg ins Schloss. Zwei Räume sind für die Ausstellung hergerichtet worden, die Böden mit Sperrholzplatten und Teppichen begradigt. An den Wänden präsentieren die ortsansässige Schauspielerin Julia Dorothee Brunsch und der Berliner Mixed Media Künstler Frank Campoi ihre Werke. Während Brunsch mit Öl, Acryl, Tusche oder Kohle in surrealer Weise seelische Zustände auf Leinwand und Holz bringt, hat Campoi Bilder und Textteile aus alten Kulturmagazinen herausgerissen und in Collagen neue Form gegeben.

Die Kunst verbindet

Beide Künstler verbinden ihre Werke auf einzigartige Weise mit den maroden Wänden des Gutshauses, aufgehängt zwischen bröckelndem Putz und freiliegendem Backstein. „Ich habe alte Holzrahmen und andere Teile aus dem Gebäude für meine Bilder verwendet“, erzählt Julia Brunsch. Auch Frank Campoi verschrieb sich dem Recycling für diese Ausstellung, denn auf dem Schlossspeicher habe er kistenweise bis zu 60 Jahre alte Kunstkataloge entdeckt.

Zwischen bröckelndem Putz und freiliegendem Gebälk betrachten Kunstinteressierte die Ausstellungsstücke.

Zwischen bröckelndem Putz und freiliegendem Gebälk betrachten Kunstinteressierte die Ausstellungsstücke. Foto: Steffen Buchmann

Gemaltes und Collagiertes vermischt sich mit Gemauertem und Gemörteltem. Immer wieder bleiben die Besucher an einer Wandseite stehen, bestaunen Kunstwerke wie Baukunst gleichermaßen, sprechen leise über das Betrachtete. „Das passt gut zusammen“, sagt Karin Grunwald aus Horneburg. „Es sah früher schlimm aus. Aber es hat sich etwas getan“, sagt Gerhard Heins. Während die Besucher durch den Raum schreiten, performt Julia Brunsch auf einem Kissen sitzend Verse über neue Räume, untermalt mit sphärischen Klängen. Es ist ein kulturelles Ereignis, dass es in dieser Form wohl noch nie im Horneburger Schloss zu sehen gab.

Kunstschaffende sollen Raum bekommen

„Es war schon immer mein Traum, hieraus eine Galerie zu machen“, sagt Hansjürgen Kammer, selbst gelernter Galerist. Doch während die Fassade wieder instandgesetzt wurde, sind die Innenräume noch stark sanierungsbedürftig. Kammer investiert mangels Fördergelder seit Jahren selbst Geld und Arbeit in sein Lebenswerk. Auch sein 29-jähriger Sohn Malte Kammer war schon von Kindesbein mit dem Schloss verbandelt.

Frank Campoi (links) unterhält sich mit Besuchern über die ausgestellten Werke.

Frank Campoi (links) unterhält sich mit Besuchern über die ausgestellten Werke. Foto: Steffen Buchmann

„Schon als kleiner Junge bin ich hier durch die Räume getobt. Es ist spannend, wie viel Geschichte sich hier unter dem Putz verbirgt.“ So haben sie erst vor Kurzem alte Wandmalereien im ersten Stock des Gutshauses entdeckt. Im Gutshaus sind zudem derzeit zwei Wohnungen vermietet. Mit der Kunstausstellung sei nun ein weiterer Schritt getan, um das Haus wieder mit Leben zu erfüllen, sagt Malte Kammer. „Wir wollen hier einen Raum für Künstler schaffen, in dem sie frei arbeiten und ausstellen können“, erklärt Schauspielerin Julia Brunsch. So etwas fehle in Horneburg und im Alten Land.

Etwas öffnen, was zuvor lange verschlossen war

„Hinter dem Projekt steht ein starker Community-Gedanke“, erzählt Mitorganisator Frank Campoi. Die Kunst verbinde Menschen miteinander. Deshalb soll es in Zukunft auch regelmäßig Sessions für Künstler im Horneburger Schloss geben. Für die Horneburger sei das Schloss etwas ganz Besonderes, weiß Julia Brunsch. Einige Ältere sind hier noch zur Schule gegangen, seitdem war das Anwesen jedoch lange Zeit nicht zugänglich. „Die Ausstellung steht auch dafür, etwas zu öffnen, was zuvor lange verschlossen war“, so Brunsch weiter.

In den letzten Jahren öffnete das Schloss vereinzelt seine Tore. Im Mai 2022 drehte Julia Brunsch eine Horrorkomödie im alten Herrenhaus, der 2024 seine Premiere auf Filmfestivals feiern soll. Im Juli luden Hansjürgen Kammer und Julia Brunsch zu einem Keramikmarkt in das alte Gemäuer ein.

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