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TIllegal war gestern: Kreis Stade erlaubt Vereinssport in Steinkirchen

Blick auf den Sportplatz Striep in Steinkirchen: Hinter dem Tor ist die Sporthalle zu sehen, rechts das Vereinsheim und die Würstchenbude der SG Lühe.

Blick auf den Sportplatz Striep in Steinkirchen: Hinter dem Tor ist die Sporthalle zu sehen, rechts das Vereinsheim und die Würstchenbude der SG Lühe. Foto: Vasel

Die Zeit der Unsicherheit für die Fußballer und die Leichtathleten hat ein Ende. Die SG Lühe kann auf dem Sportplatz Striep wieder spielen und trainieren - allerdings nur unter Auflagen.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 04.12.2025, 22:40 Uhr

Steinkirchen. Der Landkreis Stade hat die Nutzung der Schulsportanlage in Steinkirchen durch Vereine legalisiert und eine Baugenehmigung erteilt. Seit August 2024 mussten die Fußballer der SG Lühe ihre Spiele woanders austragen. Nicht nur der Spielbetrieb, sondern auch das Training war auf den Schulsportplatz in Hollern verlagert worden. Das hat jetzt ein Ende.

„Wir haben die Baugenehmigung, auf Grundlage des von der Samtgemeinde Lühe eingereichten Lärmschutzgutachtens, erteilt“, sagte Landkreis-Sprecher Daniel Beneke dem TAGEBLATT auf Anfrage.

Wie berichtet waren der Fußballplatz und die Leichtathletikanlage am Striep am 10. Oktober 1989 allein für den Schulsport genehmigt worden. Trotzdem nutzten SG Lühe und andere Vereine den Platz. Im April 2021 forderte ein Nachbar sowohl den Landkreis Stade als auch die Samtgemeinde Lühe auf, die außerschulische Nutzung zu untersagen.

Illegale Nutzung lange durch Behörden geduldet

In der Amtszeit von Samtgemeindeürgermeister Michael Gosch (CDU) packten Rat und Verwaltung das Thema nicht an. Auch der amtierende Bürgermeister Timo Gerke (parteilos) und der aktuelle Rat handelte nicht sofort. Dabei hatte das Kreisbauamt den Altländern bereits 2021 deutlich gemacht, dass die Nutzung durch die Vereine „offenkundig baurechtswidrig“ war.

Das Verwaltungsgericht Stade rüffelte im Oktober 2024 in seinem Beschluss sowohl den Landkreis Stade als auch die Samtgemeinde Lühe für „jahrelange Untätigkeit“ und die Duldung der illegalen Nutzung durch Sportvereine. Dadurch sei der Nachbar „erheblichen, nicht hinzunehmenden Schallimmissionen“ ausgesetzt gewesen.

Die Altländer stellten schließlich einen Bauantrag, wiederholt mussten die von der Samtgemeinde Lühe beauftragten Planer die notwendigen Unterlagen für den Bauantrag, vom Lärmschutz- bis zum Parkplatzkonzept, nachbessern. Kosten: etwa 20.000 Euro.

Lärmschutz schränkt Vereinssport ein

In der 50 Seiten starken Baugenehmigung wird die Samtgemeinde Lühe als Betreiber aufgefordert, die Umsetzung der Maßnahmen des Lärmschutzgutachtens zu gewährleisten. Bei Beschwerden über Immissionsbelästigungen behalte sich der Landkreis als Genehmigungsbehörde vor, „weitere schallschutztechnische Maßnahmen anzuordnen“.

Sportler und Zuschauer müssen die Straße Striep als Zu- und Abfahrt nutzen. 49 Pkw-Stellplätze sind am Striep gefordert. Das Parkkonzept sei Bestandteil der Baugenehmigung. Das reiche für die erwarteten Besucher, in den Unterlagen ist von maximal 200 Zuschauern die Rede.

Des Weiteren wird in der Baugenehmigung festgelegt, dass die Flutlichtanlage des Rasenplatzes „spätestens um 22 Uhr auszuschalten ist“ und sonn- und feiertags erst ab 7 Uhr beziehungsweise alltags ab 6 Uhr eingeschaltet werden darf.

Parkplatzkonzept von Munder + Erzepky - Landschaftsarchitekten für die Sportanlage in Steinkirchen in der Straße am Striep - mit 49 Parkplätzen (unten).

Parkplatzkonzept von Munder + Erzepky - Landschaftsarchitekten für die Sportanlage in Steinkirchen in der Straße am Striep - mit 49 Parkplätzen (unten). Foto: Munder + Erzepky

Des Weiteren wird die Nutzung des Sportplatzes durch die Spielgemeinschaft Lühe auf zweimal wöchentliches Training für maximal 2,5 Stunden von 19 bis 21.30 Uhr und sonn- und feiertags von 12 bis 17 Uhr für den Spielbetrieb zuzüglich je 30 Minuten für den ruhigen Zu- und Abgangsverkehr beschränkt. Vereinsordner sollen den Verkehr bei Spielen mit hohen Zuschauerzahlen regeln.

Die SG Lühe feiert 2025 in Ahlerstedt den Erfolg im Kreispokal. Jetzt können die Altländer auch wieder auf ‚eigenem‘ Platz am Striep feiern.

Die SG Lühe feiert 2025 in Ahlerstedt den Erfolg im Kreispokal. Jetzt können die Altländer auch wieder auf ‚eigenem‘ Platz am Striep feiern. Foto: Struwe

Als weitere Lärmschutzmaßnahme ist die Bande im Zuschauerbereich zu demontieren oder so auszugestalten, dass eine Dämpfung eintritt. Das haben die Sportler bereits in Eigenleistung umgesetzt. Bandentrommeln soll unterbleiben. Damit nicht genug: Eine Lautsprecheranlage darf es nicht geben. Nutzung von Vereinsheim und Grillhütte ist nicht Teil dieser Genehmigung, letztere müsse extra beantragt werden.

Samtgemeinde, SG Lühe und Nachbar prüfen

Gerke begrüßt, dass Vereinssport am Striep ermöglicht wird. Samtgemeinde und Sportverein, so der Bürgermeister, wollen die Baugenehmigung vor einer abschließenden Bewertung erst einmal prüfen. Das gilt auch für den Nachbarn. Widersprüche und Anfechtungsklagen hätten keine aufschiebende Wirkung, teilt der Kreis Stade mit.

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