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Medizin

TJetzt auch im Alten Land: Sozio-Med-Mobil des DRK geht an den Start

DRK-Projektleiter Detlef Stülten stellt den Bürgermeistern Matthias Riel und Timo Gerke das Sozio-Med-Mobil mit den Fahrern Lutz Benold und Stefanie Groß sowie DRK-Präsident Michael Roesberg in Steinkirchen vor (von links).

DRK-Projektleiter Detlef Stülten stellt den Bürgermeistern Matthias Riel und Timo Gerke das Sozio-Med-Mobil mit den Fahrern Lutz Benold und Stefanie Groß sowie DRK-Präsident Michael Roesberg in Steinkirchen vor (von links). Foto: Vasel

Menschen, die selbst nicht mobil sind, wird nun ermöglicht, kostenlos zum Arzt oder zur Physiotherapie gelangen. Wie es funktioniert.

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Von Björn Vasel
Montag, 18.08.2025, 05:50 Uhr

Steinkirchen. Die Menschen im Alten Land werden immer älter. Allein in der Gemeinde Jork sind knapp 2600 von 12.200 Einwohnern bereits über 65 Jahre alt. Viele der Senioren fahren nicht mehr Auto. Vielen ist die Fahrt mit dem Bus zu beschwerlich.

Nicht jeder Mensch, der krank oder in seiner Mobilität eingeschränkt ist, könne sich von seinem Arzt eine Verordnung für den Transport mit dem Taxi zur behandelnden Praxis ausstellen lassen. Bei den Krankenkassen ist die Übernahme der Patientenbeförderungskosten eng geregelt. Die Ärzte dürfen Krankentransporte nur verordnen, wenn die Fahrt „medizinisch notwendig ist“.

Taxifahrten zu teuer für viele Rentner

Doch die Fahrt mit dem Taxi nach Stade „können sich viele Rentner nicht leisten“, betonte ein 98-Jähriger aus Steinkirchen bei der Vorstellung des Sozio-Med-Mobils in der DRK-Begegnungsstätte Windmüller. Er will das neue Angebot des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) „auf jeden Fall“ nutzen.

So sieht das Sozio-Med-Mobil für das Alte Land aus.

So sieht das Sozio-Med-Mobil für das Alte Land aus. Foto: Vasel

Das Sozio-Med-Mobil ist ein Kastenwagen, der dank einer Schwenkbühne auch Rollstuhlfahrer mitnehmen kann. „Der Fahrdienst richtet sich an Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und keine andere Möglichkeit haben, anstehende notwendige medizinische Termine wahrzunehmen“, bringt es Detlef Stülten vom DRK auf den Punkt. Er ist Projektleiter. Sein Appell: Wer einen Krankentransportschein hat, soll weiterhin das Taxi nehmen. „Wir wollen dem Taxigewerbe keine Konkurrenz machen“, sagt Stülten.

Auch Rollstuhlfahrer können dank einer Bühne transportiert werden.

Auch Rollstuhlfahrer können dank einer Bühne transportiert werden. Foto: Vasel

Das Sozio-Med-Mobil für das Alte Land soll die Anbindung des ländlichen Raumes an das Gesundheitssystem verbessern“, unterstreicht der Präsident des DRK-Kreisverbandes, Michael Roesberg. Das neue kostenlose Serviceangebot richte sich an hilfebedürftige kranke Personen unabhängig vom Alter. Es helfe, der schlechten Infrastruktur und dem (Fach-)Ärztemangel auf dem Lande entgegenzuwirken.

Von der Haustür in die Praxis und zurück

Was bietet der Fahrdienst? Die Hilfsbedürftigen werden an der Haustür abgeholt, Lutz Benold oder Stefanie Groß vom Fahrerteam begleiten die Kranken bis zur Praxis - notfalls auch ins Wartezimmer. Auch für die Rückfahrt ist immer gesorgt, die Fahrgäste werden mit dem Sozio-Med-Mobil wieder nach Hause gefahren. Auch eine Begleitperson darf kostenlos mitfahren.

Die wichtigsten Infos für eine Buchung

Für die Buchung ist es wichtig, dass der Arzt- oder Beratungstermin im vorgegebenen Zeitfenster liegt - zwischen 9 Uhr und 15 Uhr. Dienstags und mittwochs werden die Praxen und die Service- und Beratungseinrichtungen im Alten Land und in Stade angefahren, donnerstags werden das Alten Land und Buxtehude abgedeckt.

Das heißt: Auch wer um 15 Uhr einen Termin beim Arzt hat, kommt wieder mit dem Sozio-Med-Mobil nach Hause. Die Fahrt sollte mindestens sieben Tage im Voraus online unter www.sozio-med-mobil.de gebucht werden. Wer allerdings kein Internet hat, kann sich unter 04141/8033-306 melden oder einen Kümmerer einschalten.

Rotes Kreuz sucht Kümmerer für Sozio-Med-Mobil-Service

„Wir suchen noch Kümmerer“, sagt DRK-Projektleiter Detlef Stülten. Kümmerer sollen die Hilfebedürftigen bei der Buchung unterstützen. Persönlich, telefonisch, aber auch online. Kümmerer sind internetfähige Personen wie Angehörige, Nachbarn oder Ehrenamtliche, die als Brücke zwischen der digitalen Fahrtenbuchung und den internetlosen Menschen fungieren. Kurzum: Helfende Hände sind willkommen. Ehrenamtliche können sich in Stade am Hofacker melden.

Info-Flyer liegen unter anderem in der DRK-Begegnungsstätte Windmüller, aber auch in den Rathäusern in Steinkirchen und Jork aus. „Wir wollen, dass das Projekt ein Erfolg wird“, sagt Jorks Bürgermeister Matthias Riel.

So sieht der Flyer für das Sozio-Med-Mobil aus.

So sieht der Flyer für das Sozio-Med-Mobil aus. Foto: Vasel

Beide Kommunen wollen auf ihren Internetseiten einen Link zu sozio-med-mobil.de/altes-land setzen. Die Fahrten sind kostenfrei, Spenden seien allerdings willkommen.

Sozio-Med-Mobil seit 2020 in Kehdingen unterwegs

Seit Juli 2020 ist das Sozio-Med-Mobil bereits in Kehdingen unterwegs. Angefahren werden Arzt-, aber beispielsweise auch Physiotherapie-Praxen in der Region, aber in Stade und Hemmoor. „Das Angebot in Nordkehdingen hat sich etabliert“, so DRK-Geschäftsführer Uwe Lütjen. Insbesondere in der 70+-Altersgruppe erfreue sich der Service großer Beliebtheit. 800 Fahrten im Jahr sprechen für sich.

Im Norden ist das Mobil sogar an fünf Tagen in der Woche unterwegs - von montags bis freitags. In den Haushaltungsberatungen sprachen sich die Gemeinde Drochtersen und die Samtgemeinde Nordkehdingen aus, insgesamt 50.000 Euro im Jahr beizusteuern - erst einmal bis Ende 2026.

Die Glücksspirale half beim Kauf des 70.000 Euro teuren Busses, auch die EU und das Land Niedersachsen sichern mit dem Roten Kreuz den zweijährigen Probebetrieb im Alten Land. Sollte das Angebot sich etablieren, schließen Bürgermeister Timo Gerke und Matthias Riel in drei Jahren eine finanzielle Unterstützung nicht aus. Gerke: „Ich hoffe, dass viele das Sozio-Med-Mobil nutzen.“

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