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TKein Markt: Wikinger fallen 2025 nicht in Jork ein

Die Schlacht um die Ringburg von Jork fällt 2025 aus, der Wikingermarkt in Neuenschleuse findet nicht statt.

Die Schlacht um die Ringburg von Jork fällt 2025 aus, der Wikingermarkt in Neuenschleuse findet nicht statt. Foto: Vasel

Der Wikingermarkt in Jork ist ein Magnet. Doch im Mai 2025 fällt die Schlacht in Neuenschleuse aus - ein schwerer Schlag für den Tourismus. Das sind die Reaktionen.

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Von Björn Vasel
Donnerstag, 02.01.2025, 19:07 Uhr

Jork. Den Ausfall des Festes in Jork 2025 hat Daniel Albrecht von der Wikinger-Gesellschaft Altes Land am Donnerstag dem TAGEBLATT bestätigt. Der für Mai geplante Wikingermarkt habe „aus wirtschaftlichen Gründen“ abgesagt werden müssen.

Miriam Stöckmann vom Veranstaltungsmanagement der Gemeinde Jork spricht von einem „schweren Verlust“ für den Tourismus im Alten Land. Schließlich ziehen die Märkte am Alten Hafen in Neuenschleuse seit 2005 alljährlich im Schnitt 10.000 Ausflügler und Touristen aus ganz Europa an die Elbe. Gastronomie, aber auch Hotels und Betreiber von Camping- und Wohnmobilstellplätzen sowie Einzelhandel und Obstbauern mit Hofläden hätten wirtschaftlich profitiert.

Handwerker verkaufen ihre Ware auf dem Wikingermarkt.

Handwerker verkaufen ihre Ware auf dem Wikingermarkt. Foto: Vasel

Der Markt zählt zu den größten in Nordeuropa und spielt in einer Liga mit Ribe in Dänemark und Haithabu in Schleswig-Holstein. Knapp 300 Wikinger aus ganz Europa - von Handwerkern über Krieger bis zu Händlern - reisen an und bauen ihre Zelte wie vor 1100 Jahren auf.

Albrecht hofft, dass die Nordmänner im Mai 2026 wieder in das Alte Land einfallen können. Im Jahr 2014 hatten die Wikinger um Daniel Albrecht und Jan Gerdes einen Ringwall mit einem Durchmesser von 42 Metern errichtet. Ihre Fläche - gelegen zwischen dem Hundesportplatz unterhalb des Möwennest-Cafés und dem Kleilager des Deichverbandes - haben sie von der Gemeinde Jork gepachtet.

Kleilager des Deichverbandes wächst

In den vergangenen Jahren nutzten die Wikinger stillschweigend den Platz des Deichverbandes der II. Meile Alten Landes mit. Doch die Kleiberge wuchsen, außerdem wurde im Zuge der kreisweiten Deichverteidigungsübung ein Deich modelliert. Damit fielen wichtige Flächen für die Zeltstadt weg. Die Einnahmen würden in der Kasse fehlen. Das Wikinger-Gelände wird über die (Feuerwehr)-Zufahrt von der K 39 am Feuerwehrgerätehaus Borstel durch das Kleilager erschlossen.

Für die Deichverteidigungsübung 2024 wurde auf dem Kleilager des Deichverbandes ein Übungsdeich angelegt. Im Hintergrund das eigentliche Gelände der Wikingergesellschaft Jork.

Für die Deichverteidigungsübung 2024 wurde auf dem Kleilager des Deichverbandes ein Übungsdeich angelegt. Im Hintergrund das eigentliche Gelände der Wikingergesellschaft Jork. Foto: Neuenschleuse

Mittlerweile lagern östlich des Alten Hafens circa 50.000 Kubikmeter Kleiboden - für die Deicherhöhung in Hinterbrack. Diese soll in diesem Jahr starten. Bekanntlich soll der Deich auf einer Länge von 2000 Metern auf 9,40 Meter Normalhöhennull erhöht werden. Mehr als acht Millionen Euro wird das voraussichtlich kosten. Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts hofft, dass sein Verband bereits im nächsten Jahr über Kleilagerflächen auf Hahnöfersand verfügt.

Die Gemeinde Jork und der Verband - unterstützt von der Unteren Deichbehörde beim Kreis Stade - wollen über einen Vertrag und einen Bebauungsplan erreichen, dass ein 6,5 Hektar großes Kleilager auf Hahnöfersand entsteht. Dazu laufen Gespräche mit Hamburg. Sollte das klappen, würden die Wikinger im nächsten Jahr wieder mehr Zelte und Stände aufstellen können.

Pfingsten 2026 soll der Markt wieder Zehntausende anlocken

„Es muss sich rechnen“, sagt Albrecht. Die Finanzierung des Vereins Wikinger-Gesellschaft Altes Land ruht auf drei Säulen: Sponsoren, Markt-Einnahmen und Eigenleistungen. Kurzum: Der Markt werde „voraussichtlich Ende Mai 2026 wieder wie gewohnt in Jork stattfinden“. Voraussetzung sei ein Gelände in der Größenordnung von 2023 und 2024.

Der Wikingermarkt in Jork mit der Schlacht in Neuenschleuse.

Der Wikingermarkt in Jork mit der Schlacht in Neuenschleuse. Foto: Neuenschleuse

Bürgermeister Matthias Riel will die Wikinger im Alten Land halten. Die Gemeinde Jork halte am Pachtvertrag fest. Dieser werde jeweils für ein Jahr geschlossen. Die Burg kann stehen bleiben. Priorität habe allerdings der Küstenschutz. Aktuell gebe es keine Pläne für eine andere Nutzung der Fläche zwischen Wohnmobilstellplatz und Parkplatz. Das könne sich allerdings durchaus ändern, wenn im Zuge der klimawandelbedingten Erhöhung der Verlauf des Deiches auf der Höhe des Yachthafens Neuenschleuse verändert werden müsse.

Handwerkskunst wie vor 1100 Jahren auf dem Wikingermarkt in Jork.

Handwerkskunst wie vor 1100 Jahren auf dem Wikingermarkt in Jork. Foto: Neuenschleuse

Bei Waffen und Kleidung legen sie großen Wert auf Authentizität und experimentelle Archäologie, Handwerker fertigen Kämme, Kleidung, Schmuck, Schwerter und Keramik wie vor 1000 Jahren. Ihr Ziel: Geschichte erlebbar machen. Sie pflegen den Austausch mit Museen in Ribe und Haithabu, aber auch mit dem Oldenburger Wallmuseum und dem Helms-Museum in Harburg.

994 überfielen die Wikinger die Stader

„Die Wikinger sind Teil unserer Geschichte“, sagt Jan Gerdes. Schließlich waren Wikinger, davon zeugen archäologische Funde und die „zeitgenössische“ Chronik Thietmars von Merseburg, auch in dieser Gegend mit ihren überlegenen Booten unterwegs - allerdings nicht immer in freundlicher Mission. Ab dem 9. Jahrhundert häuften sich die Wikingerüberfälle - anno 845 überrannten die Nordmänner die „Hammaburg“ (Hamburg), im Jahr 994 überfielen dänische Wikinger auch Stade.

Um sich für einen großen Angriff auf London zu rüsten, machte König Sven Gabelbart mit seinen Mannen einen Abstecher nach Stade - zur Auffüllung der Kriegskasse. Damals herrschte die Grafenfamilie der Udonen über die Burg und Handelssiedlung.

Graf Heinrich der Gute und seine Brüder Udo und Siegfried wollten den Nordmännern auf der Schwinge auf Schiffen entgegentreten. Vergeblich. Am 23. Juni 994 bekamen sie kräftig einen auf den Helm - und wurden erst gegen Zahlung eines Lösegelds und den Austausch von Geiseln freigelassen. Bei Baggerarbeiten wurde 1977 auf dem Gelände der früheren St. Nikolaikirche der silberne Armreif eines Wikingers gefunden, möglicherweise war dieser 944 gefallen, und der Reif trat mit ihm die Reise ins Jenseits an.

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