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Steinkirchen

TL140-Streit: Das sagen Vertreter aus Tourismus, Polizei und Gesellschaft

Erstmals sehen die Steinkirchener Bürger konkret visualisiert, wie die sanierte Landesstraße aussehen könnte.

Erstmals sehen die Steinkirchener Bürger konkret visualisiert, wie die sanierte Landesstraße aussehen könnte. Foto: Buchmann

Um die Bürger über die Sanierungspläne zu informieren, hat Steinkirchen einen Infomarkt mit allen Beteiligten organisiert. Das waren die wichtigsten Erkenntnisse.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 04.09.2025, 05:50 Uhr

Steinkirchen. Dienstag, 15.05 Uhr: Das Dorfgemeinschaftshaus in Steinkirchen hatte erst wenige Minuten seine Türen geöffnet, doch im großen Saal tummelten sich bereits dutzende Menschen. Bis um 19 Uhr konnten sich interessierte Bürger dort Informationen zur geplanten Sanierung der L140 aus erster Hand holen. Vor Ort hatten Vertreter von Gemeinde, Landesbehörde, Landkreis und anderen Interessenverbänden an eigenen Ständen zum Austausch eingeladen.

Eine begehrte Anlaufstelle ist der Tisch von Falck Salomon. Der Planungsleiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr hat vor sich lange Papierbögen ausgebreitet, auf denen die detaillierten Sanierungspläne aufgedruckt sind. Ein aktueller Streitpunkt zwischen Bürgern und Behörden ist der eingeplante Schutzstreifen mit 1,50 Meter Breite, durch den sich die Planer mehr Sicherheit für Fahrradfahrer versprechen.

Landesbehörde nimmt Bürgervorschläge auf

„Es war ein guter und wichtiger Austausch“, sagt Salomon. Er habe festgestellt, dass einige vermeintliche Probleme im Grunde nichts mit der Sanierung selbst zu tun haben. Ein Bürger etwa habe sich hingegen erkundigt, ob die Landesbehörde ihm eine neue Zufahrt einplanen könne. „Wir nehmen solche Vorschläge weiterhin auf“, sagt Salomon und deutet auf händisch eingezeichnete Kreise und Notizen auf den Plänen.

Falck Salomon, Planungsleiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, im Gespräch mit mehreren Bürgern.

Falck Salomon, Planungsleiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, im Gespräch mit mehreren Bürgern. Foto: Buchmann

„Unter der Straße ist Sanierungsbedarf“, sagt Gernot Witte, Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes Altes Land und Geestrand. Es seien mehrere kleine Abschnitte über die gesamte Straßenlänge betroffen, durch die Kopplung mit der Straßensanierung sollen doppelte Arbeiten im Tiefbau vermieden werden. Grund für die Schäden an den Kanälen sei die verstärkte Belastung durch den Lkw-Verkehr in den vergangenen Jahrzehnten, so Witte.

Verbände befürworten getrennte Geh- und Radwege

Fußgänger und Radverkehr zu trennen, sehen sowohl der SovD-Kreisvorsitzende Uwe Merckens als auch ADFC-Kreisvorstand Stefan Heiland als vernünftig an. „Die Gehwege sind nicht für beides geeignet“, sagt Heiland. Einen Schutzstreifen sieht er in Steinkirchen als Kompromisslösung an. Merckens betont die Probleme für Menschen etwa mit Rollstühlen, die entsprechend breite Gehwege benötigen. Die schnellen Rollerfahrer auf den Gehwegen seien neben unübersichtlichen Ausfahrten ebenso ein Problem, so Merckens.

Ebenfalls eine getrennte Lösung befürwortet Ines Utecht, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Landkreis Stade/Elbe. „Gute Radwege sind immens wichtig für die Touristen im Alten Land“, sagt sie. Gemeinsame Geh- und Radwege stellen eine Gefahr dar, Fahrbahnverengungen durch entsprechende Schutzstreifen wären aus ihrer Sicht „verkraftbar“.

Kritiker-Lager direkt gegenüber des Infomarktes

Polizist Thorsten Fetz hat sich für den Infomarkt mit den Unfallzahlen entlang der L140 beschäftigt. Zwischen 2011 und 2025 sei es zu insgesamt 129 Unfällen gekommen, davon 26 mit Personenschäden und sieben mit schweren Personenschäden.

Besonders Radfahrer und elektrische Pedelecs mit Geschwindigkeiten bis zu 25 km/h stellen eine Gefahr dar, sagt Fetz. Um etwa Schüler und Touristen auf den Gehwegen besser zu schützen, müsse laut Fetz eine Lösung für den Radverkehr her - „egal, ob durch einen breiten Gehweg oder einen Schutzstreifen“.

Gegenüber des Dorfgemeinschaftshauses hat die Bürgerinitiative einen eigenen Stand aufgebaut.

Gegenüber des Dorfgemeinschaftshauses hat die Bürgerinitiative einen eigenen Stand aufgebaut. Foto: Buchmann

Direkt gegenüber des Dorfgemeinschaftshauses haben die Kritiker der L140-Sanierung ihr Lager aufgeschlagen. Die Arbeitsgemeinschaft Bürgerei Steinkirchen (ABS) hatte zuletzt immer wieder öffentlich die Pläne scharf kritisiert. Der Infomarkt sei eine gute Idee gewesen, räumt Initiative-Sprecher Heino Eckerich gegenüber dem TAGEBLATT ein.

Die Pläne und Visualisierungen passen aus seiner Sicht jedoch nicht zusammen, etwa was den Zulauf der Straße angeht. Die ABS wolle sich weiterhin für einen „vernünftigen Kompromiss“ einsetzen - auf einer sachlichen Ebene. „Wir verurteilen Angriffe auf Politiker, damit haben wir nichts zu tun“, sagt Eckerich im Bezug auf die kürzlichen Schmähattacken auf Bürgermeisterin Sonja Zinke (CDU).

Für Zinke war der Infomarkt ein Erfolg, das Interesse war bis zum Abend groß. „Unser Wunsch war, dass alle Menschen sich informiert fühlen“, sagt sie. Vorschläge und Einwände hätten die Bürger so direkt an den entsprechenden Stellen einbringen können, viele hätten Tempo 30 für die Ortsdurchfahrt angeregt. Der Gemeinderat führe als nächstes weitere Gespräche mit dem Land, bald soll zudem eine Projekt-Webseite mit allen Details folgen.

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