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Leuchtturm

TLeuchtturm von Rost zerfressen: Altländer wollen ihr Wahrzeichen retten

Joachim Steffens von der Bürgerschaft Twielenfleth steht an der Gürtelleuchte des Leuchtturms an der Twielenflether Chaussee.

Joachim Steffens von der Bürgerschaft Twielenfleth steht an der Gürtelleuchte des Leuchtturms an der Twielenflether Chaussee. Foto: Vasel

Der Leuchtturm ist vermutlich das kleinste Schifffahrtsmuseum Deutschlands. Doch er ist löchrig wie ein Schweizer Käse, der Rost nagt am Wahrzeichen. Das soll sich ändern.

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Von Björn Vasel
Sonntag, 16.03.2025, 08:05 Uhr

Altes Land. Joachim Steffens gehört als Vorsitzender der Bürgerschaft Twielenfleth zu den Hütern des Alten Leuchtturms von 1893. Doch der Zahn der Zeit nagt an dem durch Funk und Fernsehen bundesweit bekannten Kleinod der Altländer Schifffahrtsgeschichte. „Um den Leuchtturm zu retten und das Museum zu erhalten, ist eine Erneuerung des Korrosionsschutzes dringend erforderlich“, erklärt Steffens. In den genieteten Eisenteilen klaffen bereits einige Löcher, an mehreren Stellen frisst sich der Rost durch.

Twielenflether wollen ihr Wahrzeichen sanieren

Doch die Altländer wollen dem Verfall nicht tatenlos zusehen. Für die Metallarbeiten habe der Verein bereits Rücklagen gebildet. Um eine weitere Fachfirma mit der Erneuerung des Korrosionsschutzes beauftragen zu können, müssen Fördertöpfe durch die Bürgerschaft Twielenfleth angezapft werden.

Joachim Steffens steht am Eingang des Schifffahrtsmuseums.

Joachim Steffens steht am Eingang des Schifffahrtsmuseums. Foto: Vasel

Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) der Leader-Region Altes Land und Geestrand hat sich am Mittwochabend bei ihrer Sitzung im Obstbauzentrum Esteburg in Jork-Moorende für einen Zuschuss ausgesprochen. Rund 18.200 Euro wird der neue Schutzanstrich in Weiß und Schwarz kosten. Vorher muss ein Gerüst für das Sandstrahlen aufgestellt werden.

Blick auf die Korrosionsschäden.

Blick auf die Korrosionsschäden. Foto: Vasel

Der Antrag muss formal noch vom Amt für regionale Landesentwicklung bewilligt werden. Knapp 9900 Euro sollen fließen.

Blick auf den Leuchtturm von Twielenfleth im Jahr 1938.

Blick auf den Leuchtturm von Twielenfleth im Jahr 1938. Foto: Archiv

Altländer erhalten Leuchtturm zum Schnäppchenpreis

Das Leitfeuer steht seit 1984 an der Twielenflether Chaussee. Die Altländer hatten ihr Wahrzeichen - es ziert wie der Turm von St. Mauritius das Wappen von Hollern-Twielenfleth - vor der Verschrottung gerettet. Das Bauwerk war am 26. November 1984 abgebrochen worden. „Das Wasser- und Schifffahrtsamt überließ es der Bürgerschaft zum Schrottpreis“, sagt Steffens. Im selben Jahr hatte der 1976 gegründete Verein es erreicht, dass die Gemeinde nicht mehr nur nach Hollern, sondern auch nach Twielenfleth benannt wurde.

Blick auf die 350 Schiffsmodelle.

Blick auf die 350 Schiffsmodelle. Foto: Vasel

Der eiserne Leuchtturm stand ursprünglich rund 150 Meter elbabwärts im Außendeich. Seit 1989 beherbergt dieser ein liebevoll eingerichtetes Museum mit 350 Schiffsmodellen - vor allem im Maßstab 1:1250. „Es ist das kleinste Schifffahrtsmuseum Deutschlands, vielleicht sogar der Welt“, sagt Steffens. Die Ausstellungsfläche verteilt sich auf zwei Geschosse mit insgesamt 7,83 Quadratmetern. Der Turm hatte zwei baugleiche Geschwister in Lühe im Alten Land und am Elßflether Steindeich bei Kollmar.

Leuchtfeuer war 22 Kilometer weit zu sehen

Zur Polarisierung des Lichtes wurden bereits in der Kaiserzeit höchstmoderne Gürtellinsen eingebaut. Diese bündelten das Licht der Lampen des Feuers. Es war mehr als 22 Kilometer (12,2 Seemeilen) weit zu sehen. Ab 1897 bildete der Leuchtturm in Twielenfleth als Unterfeuer mit dem Oberfeuer Bassenfleth eine Richtfeuerlinie.

Joachim Steffens zeigt auf die Elbe.

Joachim Steffens zeigt auf die Elbe. Foto: Vasel

Das Prinzip: Sind das Unter- und Oberfeuer von der Schiffsbrücke aus genau übereinander zu sehen, befindet sich das elbaufwärts nach Hamburg fahrende Schiff auf Kurs. Infolge der Verlegung des Fahrwassers diente es ab 1908 als Quermarkenfeuer. Vor der Elektrifizierung im Jahr 1960 gab es noch ein Untergeschoss, mit einem Petroleum- beziehungsweise ab 1925 mit einem Flüssiggastank.

1984 verlor der Alte Leuchtturm seine Funktion

Nach der Sturmflut von 1962 musste der Elbdeich im Jahr 1965 erhöht werden. Der Leuchtturm wurde auf einen mehr als zwei Meter hohen Sockel gestellt. Im Herbst 1984 erlosch das Feuer. Der alte Turm wurde abgebrochen und ersetzt - durch den schwarzweiß gestreiften Turm aus glasfaser-verstärktem Kunststoff. Dieser stand von 1972 bis 1984 als Leuchtturm auf Kahlersand südlich vom Stader Elbehafen.

Joachim Steffens öffnet den Kompass im Twielenflether Leuchtturm- und Schifffahrtsmuseum. Der macht durch die besondere Aufhängung die Bewegungen des Schiffes mit.

Joachim Steffens öffnet den Kompass im Twielenflether Leuchtturm- und Schifffahrtsmuseum. Der macht durch die besondere Aufhängung die Bewegungen des Schiffes mit. Foto: Vasel

Der Leuchtturm ist von April bis Oktober immer mittwochs und nach Vereinbarung geöffnet, Joachim Steffens und Hans-Heinrich Faby führen durch die Ausstellung mit Schiffsmodellen und -bildern sowie weiteren maritimen Ausstellungsgegenständen vom Kompass bis zur Lampe.

In den Vitrinen sind Schiffe zu sehen, die das Leuchtfeuer von 1893 bis 1984 nachweislich passierten. Er ist ein Touristenmagnet. Von der Galerie können Besucher weit in die Landschaft und über die Landschaft blicken. Für die Kinder haben sie extra ein „Piratenfernrohr“ montiert.

Kontakt: steffens.joachim@gmx.de oder 0162/8369772. In diesem Jahr widmet sich die Sonderausstellung im Mini-Museum der 1635 gegründeten, insolventen Sietas-Werft in Neuenfelde. Zum 50. Jubiläum des Vereins soll der Alte Leuchtturm wieder strahlen.

Joachim Steffens ist Vorsitzender der Bürgerschaft Twielenfleth.

Joachim Steffens ist Vorsitzender der Bürgerschaft Twielenfleth. Foto: Vasel

Blick vom Leuchtturm in Richtung Stade.

Blick vom Leuchtturm in Richtung Stade. Foto: Vasel

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