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Mit 3,2 Promille durch Stade: Rollerfahrer fällt an Ampel um

An einer Kreuzung stürzte der Mann mit seinem Motorroller (Symbolbild).

An einer Kreuzung stürzte der Mann mit seinem Motorroller (Symbolbild). Foto: Yoel J Gonzalez / Unsplash

Ein hilfsbereiter Autofahrer möchte nur einem Mann helfen, der vom Roller gestürzt ist. Doch dann ruft er die Polizei.

Von Redaktion Freitag, 04.10.2024, 17:00 Uhr

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Stade. Einem Autofahrer sei der Rollerfahrer am Donnerstag, kurz nach 17 Uhr, im Bereich Bremervörder Straße/Bielfeldtweg aufgefallen, berichtet der Sprecher der Polizeiinspektion Stade, Matthias Bekermann.

Rollerfahrer flüchtet zunächst

Der Mann sei mit seinem Roller vor einer roten Ampel umgefallen, der Autofahrer habe ihm aufhelfen wollen. „Weil der 35-jährige Stader Alkoholgeruch bei dem Gestürzten wahrnahm, rief er die Polizei“, so Bekermann. Der 49-Jährige habe seinen Roller daraufhin auf dem Gehweg abgestellt und sich entfernt. Bei seinem Sturz sei der 49-Jährige unverletzt geblieben. Als die Polizisten vor Ort den Zeugen zu weiteren Details befragten, sei der Rollerfahrer zurückgekehrt.

„Ein erster Atemalkoholtest ergab einen Wert von mehr als 3,2 Promille bei dem Stader“, sagt der Stader Polizeisprecher. Im Elbe Klinikum Stade wurde dem Mann eine Blutprobe entnommen. Die Polizisten stellten seine Fahrzeugschlüssel sicher. Gegen den Rollerfahrer wird nun wegen Trunkenheit im Verkehr ermittelt.

Berauschter Loxstedter verursacht Unfall

Auch im Stader Nachbarkreis hat sich ein Fahrer nach dem Konsum von Drogen ans Steuer gesetzt:

Am Donnerstagabend, gegen 17.42 Uhr, verließ ein 58-jähriger Loxstedter mit seinem Mercedes ML die A27 an der Anschlussstelle Stotel, nachdem er zuvor in Richtung Bremen unterwegs war. An der Einmündung zur Bundesstraße 437 wollte er in Richtung Stotel abbiegen. Zwei Beamte des Polizeikommissariats Geestlands beobachten die Szenerie von ihrem Streifenwagen aus.

Mercedes-Fahrer rammt Verkehrsschild

„Dem 58-Jährigen gelang das Abbiegemanöver nicht, denn er prallte mit seinem Pkw gegen ein Verkehrszeichen auf der Verkehrsinsel“, sagt Britta Schumann, Sprecherin der Polizeiinspektion Cuxhaven. Im Rahmen der Unfallaufnahme habe der Loxstedter Ausfallerscheinungen gezeigt, sodass der Verdacht einer Beeinflussung und somit einer zumindest relativen Fahruntüchtigkeit bei dem 58-Jährigen bestand.

Die Beamten leiteten ein Strafverfahren gegen den Mercedes-Fahrer ein, ihm wurde eine Blutprobe entnommen. Der Führerschein des Mannes wurde sichergestellt. „Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen wird von Mischkonsum verschiedener Substanzen ausgegangen“, berichtet Schumann. Der am Verkehrszeichen und Auto entstandene Sachschaden wird von der Polizei auf eine Summe „im niedrigen vierstelligen Euro-Bereich“ geschätzt.

Bis zu 0,5 Promille sind erlaubt

Wer sich unter Alkoholeinfluss ans Steuer setzt, gefährdet nicht nur andere Verkehrsteilnehmer, sondern auch seinen Führerschein.

Laut ADAC gilt für Fahranfänger in der Probezeit sowie für Autofahrer bis 21 Jahre in Deutschland ein absolutes Alkoholverbot - 0,0 Promille.

Bei allen anderen kommt es auf den gemessenen Alkoholgehalt an. Erlaubt sind bis zu 0,5 Promille - wenn man nicht auffällig wird, zum Beispiel durch das Fahren von Schlangenlinien.

Wer mit 0,5 bis 1,09 Promille am Steuer erwischt wird und bei einer Kontrolle keine Verhaltensauffälligkeiten zeigt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Je nachdem, ob man zum ersten Mal oder wiederholt erwischt wurde, erhöht sich das Bußgeld:

  • 1. Mal 528,50 Euro, ein Monat Fahrverbot, 2 Punkte in Flensburg
  • 2. Mal 1053,50 Euro, drei Monate Fahrverbot, 2 Punkte
  • 3. Mal 1578,50 Euro, drei Monate Fahrverbot, 2 Punkte.

Anders sieht es aus, wenn der Fahrer auffällig wird: Wer z.B. einen Unfall verursacht, kann sich bereits ab 0,3 Promille strafbar machen.

Fahren mit 3,2 Promille ist strafbar

Ab 1,1 Promille gilt ein Fahrer als absolut fahruntüchtig, so der ADAC. Dies sei unabhängig davon, ob der Fahrer offensichtlich unter Alkoholeinfluss steht. „Wer mit mindestens 1,1 Promille kontrolliert wird, macht sich strafbar“, warnen die Automobilisten.

Die Folgen für den Fahrer sind laut Internetportal bußgeld.org mindestens sechs Monate Entzug der Fahrerlaubnis, drei Punkte in Flensburg und eine vom Einkommen abhängige Geldstrafe - auch eine Freiheitsstrafe sei möglich.

Ein Alkoholproblem hängt nicht allein von der Menge ab

Ein Glas, zwei Gläser, drei Gläser - bei der Beurteilung der Frage, ob jemand ein Alkoholproblem hat, ist die konsumierte Menge nicht alles. Allein davon sollte man seine Einschätzung nicht abhängig machen, sagt Christina Rummel von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.

Zwar lasse sich sagen, wann es gesundheitlich riskant wird. Aber eine wirklich risikolose Menge gibt es aus Rummels Sicht nicht: „Wer jeden Tag trinkt und merkt, es geht nicht ohne, sollte aufmerken. Es ist ein schleichender Prozess“, sagt die Suchtexpertin.

Aus Sicht der Autorin und Journalistin Gaby Guzek ist die getrunkene Menge sekundär: „Für mich ist das wichtigste Warnzeichen, wenn man merkt, dass man Alkohol zweckbezogen einsetzt.“ Sobald man anfängt, zum Beispiel gezielt zur Entspannung zu trinken, bleibe es nicht bei einem Glas: „Irgendwann kommt die Steigerung. Man ist ja nicht vom einen auf den anderen Tag Alkoholiker“, sagt Guzek.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät zu einem „risikoarmen Alkoholkonsum“. Demnach sollten gesunde Frauen nicht mehr als ein kleines Glas Bier oder Wein pro Tag trinken, bei Männern ist es die doppelte Menge. Damit sich keine Gewöhnung einstellt, sollten mindestens zwei Tage pro Woche alkoholfrei sein.

Hilfe bei Sucht

Hinweis: Für Menschen, die Probleme mit dem Konsum von Drogen haben, bietet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Hotline an: BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung, 0221/89 20 31 (Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr).
Die Sucht und Drogen Hotline bietet telefonische Beratung, Hilfe und Informationen für Menschen mit Suchtproblemen, deren Angehörige, Freunde oder Kollegen: Sucht- und Drogen-Hotline, 01805/31 30 31 (rund um die Uhr).

(pm/set/dpa)

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