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Neujahrsempfang

TNichtschwimmer und miese Busverbindung: Jorker Schüler klagen an

Talkshow beim Neujahrsempfang in der Altländer Festhalle: Jugendpfleger Gerd Hallekamp, Ratsvorsitzender Klaus Hubert, TuS-Jork-Chef Julian Hamstra und Bürgermeister Matthias Riel im Gespräch mit Schülern der Oberschule Jork.

Talkshow beim Neujahrsempfang in der Altländer Festhalle: Jugendpfleger Gerd Hallekamp, Ratsvorsitzender Klaus Hubert, TuS-Jork-Chef Julian Hamstra und Bürgermeister Matthias Riel im Gespräch mit Schülern der Oberschule Jork. Foto: Vasel

Die Gemeinde Jork setzt auf ein neues Format beim Neujahrsempfang: In der Altländer Festhalle gab es eine Talkshow mit Jugendlichen - und es gab kritische Worte. Das antwortete die Politik.

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Von Björn Vasel
Montag, 15.01.2024, 17:45 Uhr

Jork. Bürgermeister Matthias Riel hatte sich die Suppe selbst eingebrockt. „Wir wollen Kinder und Jugendliche stärker beteiligen“, sagte der Rathaus-Chef. Unter anderem bei der Umgestaltung der Skateranlage am Festplatz hatte die Gemeinde die Kinder bereits an den Tisch geholt, die Corona-Pandemie verhinderte weitere Partizipationsprojekte.

Das soll sich ändern - auch, weil das Kommunalverfassungsgesetz fordert, Kinder und Jugendliche bei Planungen einzubinden.

Schüler klagen über zu wenig Schwimmunterricht

Sieben Schüler stellten ihre Fragen beim Neujahrsempfang der Gemeinde an Jugendpfleger Gerd Hallekamp, den Ratsvorsitzenden Klaus Hubert, Bürgermeister Riel und den Vorsitzenden des TuS Jork, Julian Hamstra. Co-Moderator Mats-Caspar Mumm (16) griff das Thema Schwimmen auf. Ein Drittel der Schüler an der Oberschule Jork - quer durch alle Jahrgänge und Schichten - könne nicht schwimmen.

Diese Zahl hatte der Sportlehrer Benjamin Lawes jüngst mit einer Erhebung untermauert. Für Schulleiter Olaf Hesse ist das eine „erschreckende Zahl“, insbesondere mit Blick auf die Elbe und die vielen Gewässer in der Marsch. Das heißt: Trotz des Schwimmunterrichts in der Grundschule gebe es viele Nichtschwimmer.

Das Problem sei durch Corona verschärft worden, so der frühere DLRG- und heutige „Lust auf Kultur“-Vorsitzende Frank Deppe. Lehrpläne müssten geändert, Angebote geschaffen werden. „Gut, dass die Schüler das angesprochen haben“, lobte Deppe im Publikum.

Sternensinger sammeln Spenden in der Festhalle.

Sternensinger sammeln Spenden in der Festhalle. Foto: Vasel

Lehrschwimmbecken fiel der Finanznot zum Opfer

Hubert und Riel verteidigten den Ratsbeschluss. Die Gemeinde agiere an der Grenze der finanziellen Leistbarkeit. Schließlich werde der Bau der neuen Grundschule Jork für 400 Schüler - als Ganztagsschule mit Mensa, Aula und Bücherei sowie Sporthalle und Archiv - bereits 30 Millionen Euro kosten.

Weil das Land sich nur mit knapp zwei Prozent beteiligen werde und auch noch Straßen saniert sowie ein Feuerwehrhaus in Königreich gebaut werden müssten, seien Schulden in Höhe von 28 Millionen Euro und Steuererhöhungen unvermeidlich. Die Mehrheit habe deshalb den von Schule, DLRG und Grünen geforderten Lehrschwimmbecken-Bau an der neuen Schule gestrichen.

Keine Pflichtaufgabe

Das hätte bis zu vier Millionen Euro mehr gekostet, so Hubert. Hinzu komme, dass das keine Pflichtaufgabe sei, auch der laufende Betrieb wäre nicht leistbar. Ohnehin liege die originäre Verantwortung fürs Schwimmenlernen bei den Eltern. Diese könnten Kurse buchen. Nichtsdestotrotz verschließe die Gemeinde ihre Augen nicht vor dem Problem.

Als Schulträger bezahle sie alle Busfahrten zu den Frei- und Hallenbädern - schwerpunktmäßig für den verbindlichen Schwimmkurs der Drittklässler - aus einem Extra-Budget, so Riel.

Politik lädt Schüler in Arbeitsgruppe ÖPNV ein

Die Krux: Häufig müssten dafür Extra-Busse gebucht werden, weil die KVG-Busse überfüllt oder zu lange unterwegs seien. Das koste 400 bis 500 Euro - pro Tour. Beim Thema ÖPNV fühlen sich die Schüler abgehängt, abends sowie am Wochenende gebe es zu wenige Verbindungen.

Und Schulbusse, mit denen ihre Geschwister oder Freunde zur Halepaghen-Schule nach Buxtehude fahren, seien überfüllt. Das erschwere auch Museums- und Theaterbesuche, so Lehrer Gerrit Pfennig. Noch im Saal reagierte die Politik: Die Ratsarbeitsgruppe Öffentlicher Personennahverkehr wird sie einladen, um mit ihnen über ihre Forderungen zu sprechen.

Öffentliche Toiletten sorgen für Unmut

Kritik übten die Schüler auch an eingeschränkten Öffnungszeiten öffentlicher Toiletten und am „See“ am Altländer Markt, der die Nutzung der neuen Spielgeräte erschwere. Die erste Forderung werde wegen Vandalismus-Gefahr nicht erfüllt werden können, doch das Entwässerungsproblem am neuen Veranstaltungsplatz werde Anfang 2024 gelöst, versprach Riel. Weitere Kritikpunkte: Zu dunkle und bei Schnee und Eis nicht geräumte Schulwege.

Mehr Kapazitäten für Handball und Fußball

Die Schüler hoffen auch auf mehr Angebote bei den Sportvereinen. Die neue (kleine) Sporthalle an der Grundschule werde ab 2026 endlich mehr und dringend benötigte Kapazitäten für Handball und Fußball in der großen Halle am Schulzentrum schaffen.

Tischtennis und Turnen könnten in der kleinen stattfinden, so Julian Hamstra vom TuS Jork. Der wolle sich auch beim Ganztag einbringen. Wenn Schüler neue Angebote wie Gaming wünschten, sollten sie sich melden.

Jugendpfleger Gerd Hallekamp kündigte eine neue Jugendumfrage für 2024 an. Abschließend appellierte Riel vor den mehr als 200 Gästen: „Wir müssen Menschlichkeit, Respekt, Toleranz und Solidarität als tragende Werte unserer Gemeinschaft wahren.“ Mehr zum Jahresrückblick und Jahresausblick gibt es hier.

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