TPächter gesucht: Wie geht es für die Camper auf Lühesand weiter?

Bürgermeister Timo Gerke stellt sich den Fragen der Camper und Wochenendhausbewohner im Gasthaus Lühesand. Foto: Vasel
Im Oktober endet die Ära Blohm auf dem Campingplatz Lühesand. Jetzt hat sich Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke den Campern gestellt. So ist die Lage.
Twielenfleth. Das Gasthaus war am Sonnabend brechend voll. Die Camper wollen, dass es im nächsten Jahr weitergeht. Im Oktober läuft bekanntlich der Pachtvertrag aus. Die Dauercamper hoffen, dass sie ihre Wohnwagen in der Sturmflutzeit auf dem Parkplatz in Sandhörn abstellen und im Frühjahr wieder mit der Auto-Fähre nach Lühesand bringen können.

Holger Blohm verfolgt die Diskussion am Tresen, auf den Barkockern sitzen Dr. Andreas Schäfer von der Stade Marketing und Tourismus GmbH und Florian Jungclaus vom landeseigenen Domänenamt. Foto: Vasel
„Ich kann keine Versprechungen machen“, sagte Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke bei der Versammlung. Er sei lediglich einer von 21 Ratsmitgliedern. Doch er stehe zu seinem Wort: „Der Campingplatz ist Chefsache.“ Gerke geht nicht davon aus, dass der Winterstellplatz nicht zur Verfügung stehen wird. Der an Blohm verpachtete Parkplatz gehöre ohnehin der Kommune.
Fast 100 Interessenten für den Campingplatz
„Ich rechne fest mit einem neuen Campingplatz-Pächter“, sagte Gerke. Nach dem ersten Bericht im TAGEBLATT und den NDR-Reportagen hätten sich bereits 100 Interessenten gemeldet.
Doch aktuell kann und darf Gerke keine Verträge mit einem neuen Pächter schließen. Notwendig sei eine Ausschreibung. Nach den Sommerferien will Gerke der Politik einen Vorschlag vorlegen. Wenn es gut läuft, könnte der Rat der Samtgemeinde Lühe am Mittwoch, 25. September, 19 Uhr, im Rathaus die Ausschreibung beschließen.
Kommunaler Betrieb ist keine Option
Die Option Kauf und Betrieb durch die Kommune gebe es nicht. Diesen Zahn zog Gerke den Campern und den drei Kanuvereinen aus Hamburg gleich zu Beginn. Die Samtgemeinde habe kein Geld. Allein der Ganztagsschulbau bedeute neue Schulden in Höhe von mehr als 16 Millionen Euro. Außerdem plagt die Kommune ein Dauerdefizit von einer Million Euro - für Freibad, Bücherei und Jugendpflege. Das bedeute: Der Campingplatz-Betrieb darf den Etat nicht belasten, so Gerke.
Naturschutz
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Im Schlepptau hatte Gerke den Leiter der Stade Marketing und Tourismus GmbH, Dr. Andreas Schäfer, und Florian Jungclaus von der Domänenverwaltung. Die 124 Hektar große Insel gehört dem Land Niedersachsen. Allein das 1933 erbaute Gasthaus ist im Besitz von Familie Blohm. Das Land hat das Areal an die Samtgemeinde verpachtet. Diese tritt als Verpächter gegenüber der Familie Blohm auf. Jungclaus unterstrich, dass Niedersachsen dem Weiterbetrieb des Platzes nicht im Wege stehen werde. Der Vertrag könne um zehn Jahre plus X verlängert werden. Das Land wolle die Kommune als Vertragspartnerin. Jungclaus: „Das hat sich bewährt.“

Premiumlage direkt am Fahrwasser. Foto: Vasel
„Dieser Platz ist ein unglaubliches Kleinod“, sprach Schäfer den Campern aus der Seele: Der Tourismusexperte ist als Berater der Samtgemeinde mit an Bord, er unterstützt Gerke bei der Entwicklung einer Bewertungsmatrix für die Pächtersuche. Stade habe „großes Interesse am Fortbestand, Tourismus hört nicht an der Stadtgrenze auf“, so Schäfer. Lühesand sei ein Werbeträger für die gesamte Region.
Bebauungsplan sichert naturnahen Charakter
Juristen im Stader Rathaus haben sich den Bebauungsplan Campingplatz - Elbinsel Lühesand von 1977 angeschaut. Dieser sei rechtssicher, eine „dezente Modernisierung“ möglich. Er verwies auf die Sanitärgebäude. Ein Waschhaus wurde von der EU gefördert. Neue Töpfe könnten angezapft werden.

Der Bebauungsplan für Lühesand stammt von 1977. Foto: Gemeinde Hollern-Twielenfleth
Der Platz liegt wie eine Insel im Naturschutzgebiet Elbe und Inseln, Bestand und Betretungsrecht sind durch B-Plan und Naturschutzgebietsverordnung gesichert. Der Neubau eines großen Hotels ist nicht möglich.
Laut B-Plan sind bis zu 185 Camping-Standplätze zulässig - für Wohnmobile und -wagen sowie Zelte. Hinzu kommen 15 Zeltplätze am Fahrwasser. Bei der Wahl des Standplatzes gibt es auf Lühesand große Freiheiten. Den naturnahen Charakter des Campingplatzes ohne zentrale Stromversorgung werde auch ein Nachfolger von Blohm nicht infrage stellen können. Des Weiteren gibt es auf der Insel 16 Wochenendhäuser.

Holger Blohm würde einem neuen Pächter übergangsweise als Fährmann zur Seite stehen. Foto: Vasel
Der Großvater von Holger Blohm, Heinrich Blohm, legte 1933 den Grundstein für Ausflugslokal und Campingplatz. Blohm versicherte bei der Versammlung, einem neuen Pächter beim Übergang auch als Fährmann zur Seite zu stehen. Die Familie will die Fähren und das Gasthaus an den neuen Pächter veräußern. Das wünschen sich auch die Dauercamper.
Kanuten und Camper hängen an ihrem Paradies
Sie wollen nicht eng an eng auf begrenzten Parzellen stehen. „Wir wollen nicht woanders hin“, sagte die Sprecherin der Lühesand-Camper, Marie Middendorf. Im Gespräch ist ein Förderverein. Diesen hatte Gerke nach dem Vorbild des Fördervereins für das Freibad Twielenfleth nach einem Gespräch mit Landrat Kai Seefried (CDU) ins Spiel gebracht.

Frisch gewählt: Marie Middendorf ist Sprecherin der Camper auf Lühesand. Foto: Vasel
Für die Hamburgerin Middendorf ist Lühesand ein Ort der Ruhe, für sie sei das „Campen eine Flucht in die Natur“. Schiffe gucken, Natur erleben, Gemeinschaft und Ruhe, dafür steht die Insel auch für Armin Rahn aus Moorende und Sören Schulz aus Nordrhein-Westfalen.

Dauercamper Sören Schulz vor seinem Wohnwagen. Foto: Vasel
Wichtig sei, dass der neue Pächter auch den Gasthof übernehme. Davon würden Camper, Tagesausflügler und Touristen profitieren. Einig waren sich Camper und Gerke: Das Paradies muss erhalten werden.

Blick auf das im Jahr 1933 errichtete Gasthaus Lühesand. Es gehört der Familie - genauso wie die Auto-Fähre und die Personen-Fähren. Foto: Vasel