TPersonal-Misere: Kündigungswelle im Apenser Rathaus hat auch interne Gründe

Die Fachwerk-Idylle des Rathauses „Junkernhof" in Apensen trügt. Foto: Susanne Laudien
Immer mehr Kündigungen und unbesetzte Stellen im Rathaus Apensen: Die Negativ-Schlagzeilen in Sachen Personal rissen auch 2023 nicht ab. Die Samtgemeindebürgermeisterin verweist auf gute Gespräche mit potenziellen Kandidaten - und räumt interne Gründe für Abgänge ein.
Apensen. Der allgemeine Fachkräftemangel schlägt auch bei den Kommunen durch. Vor allem kleinere Gemeinden wie Apensen ziehen im Wettbewerb mit der Wirtschaft oder größeren Städten oftmals den Kürzeren. Doch ein Rückblick zeigt, dass in Apensen einiges schon länger im Argen liegt, seit Samtgemeindebürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock ab 2019 auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt.
Nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Bürgermeisterin schmiss im Mai 2021 die langjährige Bauamtsleiterin Sabine Benden hin. Kurze Zeit später kündigten auch die Leiterin des Ordnungs- und Standesamtes und die langjährige Kämmerin. Die drei Fachbereichsleitungen blieben monatelang unbesetzt. Dann kam eine neue Kämmerin, die nach lediglich acht Monaten Ende 2022 wieder ging. Auch ein neuer stellvertretender Bauamtsleiter warf nach nur wenigen Monaten zeitgleich das Handtuch. Ebenso verließen mehrere und teils langjährige Mitarbeiter der zweiten Reihe das Rathaus. Insbesondere im Bereich Finanzen waren Verwaltung und Politik in Not. Denn die Samtgemeinde schrieb rote Zahlen und mehrere Jahresabschlüsse fehlten.
Edgar Rot will das Rathaus verlassen - und bleibt am Ende doch
Anfang dieses Jahres ein Lichtblick: Im Januar kam ein neuer Kämmerer. Auf Kai Pauls wartete ein großer Berg Arbeit. Im Frühjahr aber wieder eine Hiobsbotschaft: Kirsten Zegenhagen, langjährige Verwaltungsmitarbeiterin und inzwischen Bauamtsleiterin, kündigte zum Juni.

Edgar Rot, Vize-Chef in Apensens Rathaus. Foto: SG Apensen
Im Juli der nächste Schlag ins Kontor: Ordnungsamtsleiter und stellvertretender Samtgemeindebürgermeister Edgar Rot teilte mit, dass er nach lediglich zwei Jahren das Rathaus zum Oktober verlassen werde. Als Hauptgründe nannte der 29-Jährige im TAGEBLATT-Interview, dass die Rahmenbedingungen nicht gepasst hätten und er keine berufliche Perspektive in Apensen gesehen habe. Im vergangenen Jahr war ihm die Verbeamtung vom Rat verwehrt worden. Die Samtgemeinde hätte mit ihm in der schwierigen Personalsituation eine weitere Führungskraft verloren. Im September machte Rot einen Rückzieher. Mit dem Rat hatte er sich auf andere Rahmenbedingungen geeinigt, unter anderem für eine Beamtenlaufbahn auf Lebenszeit.
Personalmangel: Drastische Folgen für Einwohner
Aktuell sucht Apensen eine Leitung für die Samtgemeindekasse. Die langjährige Mitarbeiterin, die aufgrund des unbesetzten Bauamtes Aufgaben übernommen hatte, ist nicht mehr da. Mehrere Politiker äußerten kürzlich in einer Sitzung ihren Unmut darüber, dass ihre Beschlüsse nicht umgesetzt werden können. Auch für Einwohner hat der Personalmangel drastische Folgen. Eltern von Kita-Kindern etwa müssen länger auf Gebührenbescheide warten, Bauprojekte verzögern sich. Kleiner Trost: Ab 1. Januar 2024 werden vom Einwohnermeldeamt wieder Anliegen ohne Termine bearbeitet, Wartezeiten seien aber einzukalkulieren.
Apensens stellvertretende Bürgermeisterin Karin Siedler-Thul (CDU) bestätigt den akuten Notstand im Bauamt. Anfragen zu Bauprojekten bleiben unbearbeitet, auch ein neues Gewerbegebiet kann ohne Bauamt nicht geplant werden. Bezüglich der Ursachen für die Personalmisere setzt Ratsfrau Dagmar Wosik-Dessel (parteilos) große Hoffnung auf die momentane Geschäftsprozessoptimierung. „Im Frühjahr wissen wir mehr, ob es womöglich an einer falschen Aufgabenstellung liegt oder wo es Problemfelder gibt.“
Das sind Kündigungsgründe von Mitarbeitern
Samtgemeindebürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock äußerte auf TAGEBLATT-Nachfrage zur Situation im Rathaus: „Aktuell sind drei Stellen vakant: Bauamtsleitung, stellvertretende Bauamtsleitung und Führung des Gemeindebüros Apensen. Für die letzten beiden Stellen wurden bereits erfolgreich Gespräche geführt und wir sind sicher, diese im neuen Jahr mit Zustimmung der Politik zu besetzen. Für die Bauamtsleitung haben wir einen Personalrecruiter beauftragt, sodass wir auch hier im nächsten halben Jahr mit einem positiven Ergebnis rechnen.“

Apensens Samtgemeindebürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock. Foto: Susanne Laudien
Als weitere Gründe für Kündigungen von Arbeitnehmern führt die Rathaus-Chefin an: Erstens eine zu hohe Arbeitsbelastung, wenn zwei Stellen monatelang begleitet werden. Zweitens: Mitarbeiter stört etwas am Chef oder am Team. Drittens: Ein potenzieller Arbeitgeber, der mehr Geld für die Leistung zahlt und womöglich näher am Wohnort liegt. „Letzteres werden wir nicht ändern können, da unsere Stellen entsprechend den Aufgaben bewertet sind und sich danach die Bezahlung richtet, das ist eben Tarifrecht. Für die ersten beiden Dinge muss Entlastung geschaffen werden und ein positives Umfeld. Dies wird von mir und meinem Stellvertreter Edgar Rot sehr ernst genommen.“