TPortau‘sches Haus: Dieser Fiesling bedroht das Jorker Denkmal

Die Zimmerer Jörg Blech und Leonard Elsholz rücken dem Nagekäfer zu Leibe - und sanieren das Portau‘sche Haus von 1685 (von links). Foto: Vasel
Es ist das Symbol der Altländer Autonomie: Doch Nagekäfer haben keinen Respekt vor der Historie, sie haben schwere Schäden in der Fassade der Bücherei verursacht. Damit ist jetzt Schluss.
Jork. Im Portau’schen Haus in der Bürgerei in Jork fühlen sich eigentlich vor allem die Bücherwürmer wohl. Doch zum Leidwesen der Gemeinde Jork haben sich in den vergangenen Jahren auch Nagekäfer durch die Balken des Fachwerks gefressen, einige Balken des Baudenkmals sind morsch. Feuchtigkeit konnte eindringen.
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„Die Standfestigkeit des Westfassade war noch nicht bedroht“, sagt die Teamleiterin Bauen im Rathaus, Ute Hilpert. Um weitere Schäden zu vermeiden, schritt die Kommune zur Tat.
Altländer Handwerker stoppen den Nagekäfer
Die Zimmerer Jörg Blech und Leonard Elsholz arbeiten sich mit dem Klopfholz und dem Stecheisen vor, die mächtigen Eichenbalken sind von Fraßgängen durchzogen. Unzählige Nagekäferlarven entdeckten die Handwerker der Zimmerei Helmcke bei ihrer Arbeit.
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Stark befallenes Holz wird ausgetauscht. In einigen Fällen reicht es aus, die Bohrgänge mit einem ölhaltigen Holzschutzmittel zu fluten. „Die Löcher werden mit einem Spund verschlossen“, erklärt Blech.

Werk des Holzwurms: Blick auf die Fraßgänge des Nagekäfers und seiner Larven. Foto: Vasel
Die Altländer setzen - wie in der Medizin - auf eine minimalinvasive Denkmal-OP. Denkmalschützer und Handwerker, Helmcke war bereits 2006 im Einsatz, wollen möglichst viel von der alten Bausubstanz erhalten. Dass die Kommune jetzt handelt, spart auch Kosten.
Wäre das Bauvorhaben weiter auf die lange Bank geschoben worden, hätten Kosten von bis zu 300.000 Euro gedroht. Ob die im Etat eingeplanten 35.000 Euro ausreichen, ist allerdings noch offen.
Im Zuge der Maßnahme wurde entdeckt, dass auch das Dach teilsaniert werden muss. Dachziegel rutschen ab.

Helmcke-Zimmerer Jörg Blech zeigt auf das geschädigte Holz. Foto: Vasel
Des Weiteren müssen Gefache teilweise mit alten Steinen neu aufgemauert oder ausgebessert werden. Verfugt wird mit Muschelkalk, mit dem Maurer Marcell Meier aus Ladekop ist ein im Alten Land bekannter Denkmalspezialist im Einsatz. Das Buntmauerwerk aus roten und gelben Leydener Steinen kommt in dieser Form nur in Jork vor.
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Es zeugt vom Reichtum der Altländer und engen Handelsbeziehungen mit den Niederlanden. Flavia Bölke aus dem Rathaus Jork stimmt sich als Projektverantwortliche eng mit der Denkmalpflegerin im Kreishaus ab.
Portau‘sches Haus ist das Symbol der Altländer Autonomie
Das Portau‘sche Haus ist den Altländern lieb und teuer. Es ist das Zeugnis der Altländer Autonomie. In dem 1658 auf Initiative des Gräfen Matthias von Haren erbauten zweigeschossigen Traufenhaus ist heute die Gemeindebücherei untergebracht, 1773 ging es in Privatbesitz über. Der Fuhrunternehmer Hein Portau, der Namensgeber des Denkmals, erwarb es 1887.
Sein Schwiegersohn, der Obsthändler Jakob zum Felde, trat es 1929 an die Provinzialwegeverwaltung ab. Fast wäre das Bauwerk aufgrund der Verbreiterung der Straße abgerissen worden. Die Heimatschutzbewegung verhinderte den Abriss.
Es wurde 1932 entkernt und mit Winden in Richtung des damals noch hinter dem Haus verlaufenden Fleets (heute verläuft hier die L140) gezogen.
Im Gerichts- und Versammlungshaus in der Bürgerei 7 waren bis ins 18. Jahrhundert hinein Schreibstube, Gaststätte, Gericht, Zellen und im großen Saal im Obergeschoss die Landesversammlung untergebracht. Jork war bis ins 20. Jahrhundert Gerichtsort.

Blick auf das teils eingerüstete Portau‘sche Haus (Bücherei) in der Bürgerei in Jork. Foto: Vasel
Die Landesgemeinde Altes Land bildete sich bereits im 13. Jahrhundert und hatte durch die gewählten Hauptleute und den gewählten Oberbürgermeister selbstbewusste Vertreter nach außen mit eigenem Siegel. Die Deichrichter werden bis heute gewählt.
Die Trennung von Justiz und Verwaltung, im Alten Land bereits seit dem Mittelalter gelebt, wurde landesweit erst 1852 eingeführt. Der Einfluss des Adels war gering, das „Olden Landes Ordeninge und Rechteboeke“ war das Gesetzbuch der Altländer.
Im Herbst sollen die Arbeiten laut Hilpert abgeschlossen sein, vielleicht legt auch der Maler - witterungsabhängig - noch los.

Blick auf die Bürgerei in der Ortsmitte von Jork vor 1929 : Das Portau‘sche Haus, heute Bücherei, wurde in diesem Jahr zur Förderung des Straßenverkehrs in Richtung Norden verschoben. Foto: Altländer Archiv
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