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Kulturerbe

TRätsel im Alten Land: Wer kennt diese Kirchturmuhr?

Rück- und Vorderseite des schweren Ziffernblatts einer Kirchturmuhr.

Rück- und Vorderseite des schweren Ziffernblatts einer Kirchturmuhr. Foto: Museum/Mix

Diese Uhr gibt Rätsel auf. Daher bitten Dr. Kai Janofsky vom Museum Altes Land in Jork und Margarete Mix aus Neuenfelde um Mithilfe. Das steckt hinter dem Aufruf.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 27.08.2025, 17:00 Uhr

Jork. Margarete Mix hatte im Jahr 2000 beim Katholikentag der Jugend in Hamburg viele Spiele und Workshops unter dem Motto „Sein ist die Zeit“ mit Kita-Eltern angeboten. Dafür organisierte sie ein Ziffernblatt, das von einer Altländer Kirchturmuhr stammen soll. Mix leitete vor ihrem Ruhestand eine katholische Kita in Hamburg.

Margarete Mix aus Neuenfelde mit dem Ziffernblatt.

Margarete Mix aus Neuenfelde mit dem Ziffernblatt. Foto: Mix

Die Neuenfelderin möchte nun, dass das Ziffernblatt als Exponat in der Dauerausstellung oder im Depot des Museums Altes Land der Nachwelt erhalten bleibt. Um in die Sammlung aufgenommen zu werden, muss allerdings die Herkunft zweifelsfrei geklärt werden.

Kirche und Religion sollen in Zukunft einen weiteren Schwerpunkt des Hauses bilden, so die Leiterin des Museums und des Altländer Archivs, Dr. Kai Janofsky. Sie hofft gemeinsam mit Margarete Mix, dass sich vielleicht ein Küster oder Uhrmacher an das schwere Eisenteil erinnert.

Kirchturmuhren wurden in die ganze Welt exportiert

Die ersten Altländer Kirchturmuhren sind in Borstel und Estebrügge nachweisbar. „Vor 1600“, schrieb der Lokalhistoriker Jürgen Hoffmann aus Cranz im Jahr 2018 im Jahrbuch des Altländer Archivs. Der Cranzer arbeitete von 1951 bis 1996 als Uhrmacher.

In Borstel, Neuenfelde, Jork, Mittelnkirchen, Twielenfleth, Grünendeich, Hollern, Estebrügge, Neuenkirchen und Steinkirchen sind in den Jahren 1880 bis 1912 Turmuhren von J. F. Weule in den Kirchen montiert worden. Sie wurden in alle Welt exportiert.

Diese Turmuhrenfabrik und Glockengießerei in Bockenem im Ambergau bestand von 1836 bis 1966. Allerdings stehen auf den Ziffernblättern dieser Kirchturmuhren aus dem Harz durchweg römische Zahlen. Viele der mechanischen Uhrwerke wurden ab 1980 auf Funkbetrieb umgestellt.

Reich an Orgeln und Uhren

In St. Nikolai in Borstel wurde die erste mechanische Uhr fast zeitgleich mit der ersten Orgel im 16. Jahrhundert montiert. Es gibt eine Rechnung für die Wartung einer Uhr aus dem Jahr 1616. Anfänglich standen die Uhren zum Teil in der Kirche. Größtes Problem: Sie verharzten schnell. Das lag am Baumöl, ein für Speisezwecke nicht mehr nutzbares Olivenöl. Organisten, Küster und Schulmeister waren für die Wartung zuständig.

In der St.-Matthias-Kirche in Jork übernahm 1758 der berühmteste Uhrmacher des Alten Landes, Hans Jürgen Hidel, die Wartung. Dieser lebte von 1744 bis 1794. Der pfiffige Handwerker erblickte in Jork das Licht der Welt. Seine Uhren, eine steht in Stade in der Wilhadi-Kirche, machten ihn in ganz Norddeutschland bekannt.

Im Jorker Rathaus steht eine von Hidels Standuhren. Wohlhabende Reeder und Lotsen aus dem Alten Land erwarben seine Uhren. Einige Altländer Hofbesitzer, reich geworden durch Getreideanbau und Viehzucht, konnten sich bereits seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eigene, kunstvoll gestaltete, präzise Uhren leisten - und mussten sich nicht mehr an der Kirchturmuhr orientieren.

Links ist der Turm der St.-Matthias-Kirche in Jork mit der Uhr zu sehen.

Links ist der Turm der St.-Matthias-Kirche in Jork mit der Uhr zu sehen. Foto: Vasel

Gestellt wurden sie oft nach einer Sonnenuhr, weiß Hoffmann. Eine dieser Sonnenuhren ist heute noch an der Neuenfelder St.-Pankratius-Kirche zu bewundern. Wie spät ist es? Auf diese Frage ging der Blick der Altländer früher nicht zum Handgelenk. Armbanduhren setzten sich erst im 20. Jahrhundert durch.

Kirchturmglocken hingegen schlugen den Altländern schon seit dem 12. Jahrhundert den Takt ihrer Tage, weil die Menschen wissen sollten, wann Zeit zum Beten ist. Hinweise zum Kirchturmuhr-Ziffernblatt an: janofsky@jork.de oder 04162/9147-37.

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