TRettungswache eingeweiht: Warum der Standort Guderhandviertel so wichtig ist

Schlüsselübergabe für die Rettungswache Altes Land in Guderhandviertel mit Martin Lobin, Wachenleiter Bernd Tiedemann, Michael Roesberg, Kai Seefried und Thorsten Heinze (von links). Foto: Vasel
Nächster Schritt bei der Neuordnung der Rettungswachen im Landkreis Stade: Landrat Seefried hat die Schlüssel für den neuen Standort im Alten Land ans DRK übergeben. Doch es fielen auch kritische Worte.
Guderhandviertel. Der Präsident des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes, Michael Roesberg, nahm den Schlüssel am Montagabend entgegen. Roesberg reichte diesen an den Leiter der Rettungswache Altes Land, Bernd Tiedemann, weiter. Zwei Millionen Euro investierte der Landkreis in den Neubau. Dieser steht im Gewerbegebiet an der Dollerner Straße (L125) in Guderhandviertel.
Seefried sprach von einer „guten Botschaft für die Sicherheit der Menschen im Alten Land“. Der alte Standort am Marschdamm (K26) in Horneburg ist Geschichte. Im Auftrag des Kreises hatte die Forschungs- und Planungsgesellschaft für Rettungswesen (Forplan) im Jahr 2017 ein Gutachten erstellt. Ein Ergebnis: Die Rettungswache muss ins Alte Land verlegt werden, um die Vorgaben besser einhalten zu können.
Laut Verordnung müssen die Retter in Notfällen bei 95 Prozent aller Einsätze spätestens innerhalb von 15 Minuten vor Ort sein. Der Neubau zeige, dass der Kreis beim Rettungsdienst die gesamte Fläche im Blick habe.
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Doch auch in Kehdingen und auf der Stader Geest gab es Verbesserungsbedarf. Um Kosten zu sparen, gab der Landkreis drei baugleiche Rettungswachen in Auftrag. Im Frühjahr wurde bereits die neue Rettungswache in Drochtersen eingeweiht. Anfang Dezember soll die neue Wache in Harsefeld an das DRK übergeben werden. Der Standort in Bargstedt fällt dafür weg.
Im Winter 2024/2025 soll der Spatenstich für die neue Stader Rettungswache am Ohle Kamp in Wiepenkathen erfolgen. Der im Februar diesen Jahres vorgestellte Entwurf sieht einen Neubau für Fahrzeughallen für zehn Krankentransport- und vier Rettungswagen vor - kombiniert mit einer Waschhalle sowie Sozial-, Ruhe-, Ausbildungs- und Lagerräumen. Kostenpunkt: voraussichtlich 15 Millionen Euro.
Medizinische Versorgung
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Wachenleiter Tiedemann, ist für die Standorte Altes Land und Harsefeld/Bargstedt mit 57 Mitarbeitern zuständig. Guderhandviertel ist Ausbildungsstandort. Die Notfall- und die Rettungssanitäter der Altländer Wache werden voraussichtlich 3500 Mal im Jahr ausrücken. Nach den Städten stand Horneburg auf Platz 3 bei den Einsatzzahlen.

Es gibt sogar einen Raum für die Ausbildung der Notfallsanitäter. Foto: Vasel
Nachts gebe es eine Steigerung um bis zu zehn Prozent, weil der ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) vermehrt Anrufer auf die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Wiepenkathen verweise - ohne Notfall.
Der Kreis bedauert, dass die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) nicht bereit gewesen sei, die ärztliche Bereitschaftsnummer 116 117 - sie läuft in einem bundesweiten Callcenter auf - wieder wie früher auf die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade zu schalten. Dann könnten die Disponenten entscheiden, wer für den Anrufer zuständig ist. Das würde den Rettungsdienst wieder entlasten, so Kreissprecher Daniel Beneke. Die Retter von DRK & Co. könnten sich um echte 112-Notfälle kümmern. Ein Modellversuch, wie 2023 angeboten, wäre weiterhin sinnvoll, so Landrat Seefried.
Er bedauert, dass die KVN diesen abgelehnt habe. Doch das Angebot aus dem Kreishaus stehe. „Wir wollen weiter Pilotkreis werden“, sagt Seefried. Der Modellversuch könne vor der Notfall-Reform der Bundesregierung greifen, deren Umsetzung ab 2025 noch offen ist.
Landrat Kai Seefried setzt weiter auf DRK & Co.
Seefried unterstrich, dass der Kreis an der „bewährten Kooperation“ mit Hilfsorganisationen wie dem DRK festhalte. Eine Kommunalisierung wie in Cuxhaven sei nicht sinnvoll. Seit dem Gutachten von 2017 sei viel Zeit ins Land gegangen. Bei Bedarf werde erneut angepasst.
Freie Fahrt im Notfall für Altländer Retter
Die neue ebenerdige, verklinkerte Wache bietet Platz für zwei Rettungswagen. Zum Konzept gehören eine Fahrzeughalle sowie ein Trakt mit den Büro-, Sozial-, Ausbildungs-, Sanitär- und Lagerräumen.

Blick ins Lager: Niklas Wernicke füllt die Ausrüstung des Rettungswagens wieder auf. Foto: Vasel
Auf dem Dach steht eine Photovoltaikanlage. Ein Gründach kann bei Starkregen Wasser speichern.
Damit die Rettungswagen keine Zeit im Gewerbegebiet verlieren, wird auf Höhe der Feuerwehr eine Automatikschranke installiert. So kommen die Einsatzkräfte schnell auf die Landesstraße.
Roesberg lobte den Neubau und die Zusammenarbeit mit dem Kreis. Der Rettungsdienst sei hervorragend aufgestellt, die Fahrzeuge auf dem neuesten Stand.
Neue Nutzung für alte Wache
Die alte Rettungswache in Horneburg steht leer. Die DLRG Horneburg/Altes Land will das angrenzende Gebäude vom DRK erwerben. Kauf, Sanierung und Umbau könnte die Wasserretter rund 200.000 Euro kosten. Ein Wertgutachten soll Klarheit beim Kaufpreis bringen. Die DLRG hofft auf Förderung durch die Samtgemeinden Horneburg und Lühe sowie die Gemeinde Jork.
Die Idee: Ein Haus für Aus- und Fortbildung der Rettungsschwimmer, Funker und Brandschützer auf dem Wasser mit Unterkunftsmöglichkeit. Auch soll es Angebote wie Erste-Hilfe-Kurse für alle geben. Roesberg: „Wir können uns einigen.“

Der Altländer Rettungswagen wird zur Gebietsabdeckung verlegt. Foto: Vasel
Aktuell steht häufig ein Rettungswagen vor der Ex-Wache. Wenn bei Falck- oder DRK in Buxtehude fast alle ausgerückt sind, müssen die Altländer wegen der Notfallrettungsfrist verlegen. Stichwort: Gebietsabdeckung.

Der Rettungswagen aus Guderhandviertel steht zur Gebietsabdeckung vor der Ex-Wache in Horneburg. Foto: Vasel
Unter anderem durch eine Koop mit der Wache Elstorf soll erreicht werden, dass Retter bei Wind und Wetter weniger oft auf dem Parkplatz an der K26 in Horneburg stehen. Einen Schlüssel der alten Wache haben sie nicht mehr.

Vor der Rettungswache Altes Land wird ein Baum gepflanzt. Foto: Vasel