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TRewe oder Edeka: Altländer suchen einen Standort für einen Supermarkt

Im Ortskern ist kein Platz für einen Vollsortimenter: Blick in den Steinweg in Estebrügge mit dem Este-Markt, der Fleischerei Mahler und der St. Martini-Kirche.

Im Ortskern ist kein Platz für einen Vollsortimenter: Blick in den Steinweg in Estebrügge mit dem Este-Markt, der Fleischerei Mahler und der St. Martini-Kirche. Foto: Vasel

Die Gemeinde Jork will einen Supermarkt an der Este ansiedeln. Bürgermeister Riel informierte die Bürger über den Stand - und es sind noch wichtige Fragen offen.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 25.06.2025, 05:50 Uhr

Estebrügge. Bürgermeister Matthias Riel (parteilos) und der Rat der Gemeinde Jork wollen ihren Bürgern „attraktive Einkaufsmöglichkeiten“ in Jork und in Estebrügge bieten. Das unterstrich Riel am Montag beim gut besuchten Informationsabend zum Einzelhandel an der Este in der Grundschule in Königreich. Riel hofft, dass er den Bürgern im Jahr 2026 einen möglichen Standort präsentieren kann.

Die Ausgangslage: Im Sommer 2023 hatte die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) die Verbraucher im Auftrag der Kommune befragt. Rund 90 Prozent wünschten sich an der Este eine Verbesserung des Einzelhandelsangebots insbesondere bei Lebensmitteln.

92 Prozent der Estebrügger würden laut der GMA-Verbraucherbefragung von 2023 ein Mal oder mehrmals in der Woche in einem neuen Markt einkaufen.

92 Prozent der Estebrügger würden laut der GMA-Verbraucherbefragung von 2023 ein Mal oder mehrmals in der Woche in einem neuen Markt einkaufen. Foto: GMA

Dieser Bedarf wurde sowohl durch die Einzelhandelskonzepte der Gemeinde Jork in den Jahren 2019 und 2023 von der GMA als auch durch das Regionale Einzelhandelskonzept für den Kreis Stade durch die CIMA-Beratung aus dem Jahr 2020 untermauert. Der Handelsexperte Florian Komossa von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung sprach seinerzeit von einer „Unterversorgung“ der Ortschaften an der Este. Dort gibt es den Este-Markt (200 Quadratmeter) und die Fleischerei Mahler in Estebrügge, hinzu kommen Hofläden.

Die Kaufkraft fließt überwiegend ab, die Estebrügger, Königreicher, Hover und Moorender fahren heute überwiegend nach Buxtehude zum Einkaufen. Die Verbraucher an der Este geben laut GMA rund 15,6 Millionen Euro im periodischen Bereich aus, davon 12,6 Millionen für Lebensmittel.

„Mit 3930 Einwohnern links und rechts der Este gibt es ausreichend Kunden für einen größeren Markt in Estebrügge“, sagt Riel. Laut der Berechnungen könnte ein Markt an der Este fünf Millionen Euro binden - allein bei Lebensmitteln. Das wäre knapp die Hälfte der Gesamtausgaben für diese Warengruppe.

Volles Haus beim Informationsabend zum Einzelhandel in der Grundschule An der Este in Königreich.

Volles Haus beim Informationsabend zum Einzelhandel in der Grundschule An der Este in Königreich. Foto: Vasel

Mindestens 85 Prozent der Fläche an der Este müssten für Lebensmittel vorgehalten werden, hinzu kämen Drogeriewaren (5 Prozent) und das sogenannte „aperiodische Randsortiment“ (10 Prozent) - von Textilien bis zu Elektrogeräten. Die Altländer wünschten sich an der Este einen Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe. Das wurde auch am Montagabend deutlich. Dieses Ziel haben sich die Verwaltung und Politik in ihrem 17-Punkte-Plan auf die Fahne geschrieben.

Altländer wollen Edeka oder Rewe an der Este ansiedeln

Die Rechtslage: In seinem Regionalen Einzelhandelskonzept 2020 hatte der Landkreis Stade die Ortschaft Estebrügge bereits als „Standort mit herausgehobener Bedeutung für die Nahversorgung“ eingestuft. Ohne den Sonderstempel „N“ darf es einen Markt in dieser Größe lediglich innerhalb des zentralen Siedlungsgebietes geben - sprich in Jork.

Den Sonderstempel gibt es auch bei der laufenden Fortschreibung, so das Signal aus dem Kreishaus. Demnach wäre ein Vollsortimenter mit einer Verkaufsfläche von mehr als 1400 Quadratmetern genehmigungsfähig. Zur Einordnung: Der 2022 modernisierte Rewe-Markt in Osterjork kommt auf 1500 Quadratmeter.

Die Verkaufsfläche müsste im Zuge des Bauantrags durch eine Auswirkungsanalyse auf Jork, Neuenfelde und Buxtehude unterfüttert werden. Laut der Rechtsprechung und des Landesraumordnungsprogramms müssen bei der Ansiedlung eines neuen Marktes drei Kriterien beachtet werden. Das Beeinträchtigungsverbot würde eine Ansiedlung verhindern, wenn Mitbewerber mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes verlieren würden. Damit ist laut GMA und Cima nicht zu rechnen.

Hinzu kommen das Konzentrations-und das Integrationsgebot. Der Markt müsste fußläufig erreichbar und an Ortskern und Wohngebiete angebunden sein. Planer und Juristen sprechen von städtebaulich integrierten Lagen. 50 Prozent des Umsatzes muss mit Kunden aus einem Umkreis von einem Kilometer erwirtschaftet werden können.

Die Ansiedlung eines Discounters wie Netto (800 Quadratmeter) wäre allerdings schon heute möglich. Die Gemeinde könnte einen Markt in dieser Größenordnung über ihr eigenes Planungsrecht ermöglichen, so Riel. Voraussetzung: ein Flächennutzungs- und ein Bebauungsplan.

Gemeinde Jork setzt auf ergänzendes Gutachten

Der Standort: Die Kähler Projektentwicklung aus Itzehoe unterstützt die Kommune. Aktuell hat die Gemeinde Jork „keinen Zugriff“ auf ein Grundstück in integrierter Lage, so Riel. Denn in der Nähe von St. Martini-Kirche und Steinweg gibt es keine verfügbaren Flächen, ergänzte Michael Eble (CDU).

Benötigt werden 5000 bis 6000 Quadratmeter. Die Altländer wollen deshalb den Kreis überzeugen, dass angesichts der historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen (Deich- und Straßenhufendörfer) Flächen links und rechts der Buxtehuder Straße (K39) in Estebrügge in Betracht gezogen werden können. In dem Bereich gibt es Verkaufsbereitschaft. Die Rechtsprechung setzt allerdings hohe Hürden, das Planungsrecht ist komplex.

Die Politik will noch 2025 ein Zusatzgutachten in Auftrag geben, um 2026 möglicherweise einen Standort präsentieren zu können. Riel: „Wir werden dicke Bretter bohren müssen.“

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