TSchweinswal-Sterben an der Unterelbe wirft Rätsel auf

Blick auf einen toten Schweinswal am Strand in Bassenfleth. Foto: Bast
In den vergangenen Tagen und Wochen sind mehrere tote Schweinswale an der Unterelbe entdeckt worden, unter anderem bei Stade und im Alten Land. Die Todesursache ist offen. Das sagen die Experten.
Twielenfleth. Elbfischer Lothar Buckow hat in diesem Jahr wieder mehr Schweinswale in der Elbe entdeckt. Diese waren nach der Elbvertiefung von 1999 und dem Stint-Sterben nahezu verschwunden.
Naturschutz
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„Die Schweinswale sind in Gruppen unterwegs, bis auf Höhe von Wedel-Schulau“, sagt Buckow. Der Altländer vermutet, dass das erhöhte Stint-Vorkommen in diesem Frühjahr die Tümmler in die Unterelbe gelockt hat.

Elbfischer Lothar Buckow fängt mehr Stint und beobachtet mehr Schweinswale in der Elbe. Foto: Vasel
Im Winter war das Wasser warm, die Stinte laichten aus diesem Grund früher. Aktuell stimme die Wassertemperatur, mit 17 Grad Celsius sei es nicht so warm, und auch der Sauerstoffgehalt in der Elbe sei mit acht Milligramm pro Liter in Ordnung.
Die Stinte konnten sich bislang gut entwickeln, sagt Buckow. Trotzdem sei die Fischart weiterhin stark gefährdet. Niedersachsen hat den Stint auf die Rote Liste gesetzt.
Doch die Schweinswale lieben die Fischhappen. Die Säugetiere bevorzugen Fische, die es auf weniger als 20 Zentimeter bringen. Als Nahrungsopportunisten sei ihnen die Fischart nicht so wichtig.
Die Schweinswale folgen der Nahrung, so Meeresökologin Dr. Thea Hamm von der Nationalparkverwaltung Wattenmeer. Das erhöhte Stintvorkommen in der Unterelbe könne ein Grund für die steigende Zahl von Schweinswalen im Bereich des Alten Landes sein.
Todesursache bleibt ungeklärt
Ohnehin gebe es eine Verschiebung des Vorkommens. Seit 2011 läuft ein Monitoring im Auftrag der Nationalparkverwaltung. Schweinswale ziehe es vom Norden, sprich Süddänemark und Sylt/Amrum, in Richtung Südwesten und Ärmelkanal. Es gebe mehr Sichtungen im Jadebusen.
Die Gesamtpopulation wird auf 345.000 Tiere geschätzt, es handelt sich um die häufigste Walart in der Nordsee und um die einzige, die in deutschen Gewässern heimisch ist. In Europa hat er einen hohen Schutzstatus, unter anderem laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Der Wal steht auf der Roten Liste.
Die Totfunde stehen im Zusammenhang mit der höheren Zahl in der Elbe, vermutet die Meeresökologin. Bei den Totfunden handelt es sich vor allem um sehr empfindliche Jungtiere, aktuell laufe die Kalbungszeit. Warum die Tiere in Lühesand, Bassenfleth, Stadersand und Abbenfleth gestorben sind, bleibt offen. Denn die Kadaver wurden nicht untersucht.

Dieser Schweinswal wurde unterhalb von Stadersand in Sichtweite des LNG-Terminals entdeckt. Foto: Lüdders
Der Kreis Stade hatte beim Land nachgefragt. Doch die Verwesung war zu weit fortgeschritten. Die Untersuchung sei lediglich in den ersten 24 Stunden nach dem Tod möglich, so Tamm. Danach sei die Todesursache in der Regel nicht mehr feststellbar.
Finder wie Martin Lüdders aus Stade und Elbfischer Buckow wünschen sich mehr Gewissheit, schließlich seien auch das Ausbaggern der Fahrrinne und das LNG-Terminal in Stade nicht als Todesursache auszuschließen.