Suche nach Arian: Skybeamer sollen vermissten Jungen anlocken

Ein sogenannter Skybeamer strahlt in den Himmel (Symbolbild). Die Retter hoffen, dass der vermisste Arian in der Nacht von den Scheinwerfern angelockt wird. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Auch in der vierten Nacht seines Verschwindens geben die Retter nicht auf. Um den sechsjährigen Arian zu finden, werden Donnerstagnacht in mehreren Ortschaften Skybeamer aufgestellt. Das Leuchten der Himmelsstrahler ist auch aus weiter Ferne zu erkennen.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Bremervörde-Elm. Update: 23 Uhr
Die Polizei spricht von einer ernsten Lage, hat aber noch immer Hoffnung auf ein glückliches Ende: Auch nach vier Tagen wird nichts unversucht gelassen, den autistischen Jungen aus Bremervörde-Elm zu finden, der seit Montagabend vermisst wird. Hunderte Einsatzkräfte sind weiterhin im Einsatz, die Suche ist bis ins rund zehn Kilometer entfernte Kranenburg im Kreis Stade verlagert worden. Ohne Erfolg.
„Wir glauben immer noch fest daran, dass wir Arian wohlbehalten finden können“, sagte Polizeihauptkommissar Michael Butt am Donnerstag. Die Suche ist zu einem Wettlauf gegen die Zeit geworden.
Himmelsstrahler sollen Arian den Weg leuchten
Am späten Donnerstagabend versuchen die Retter einen neuen Ansatz: In den Ortschaften Elm, Estorf und Brobergen stellen sie sogenannte Skybeamer auf. „Dabei handelt es sich Projektionsscheinwerfer, die einen Lichtkegel in den Himmel projizieren“, erklärt Sara Mehnen, Sprecherin der Polizeiinspektion Rotenburg. Zusätzlich werden laut Kinderlieder abgespielt. So wollen die Rettungskräfte für den Jungen einen Anreiz schaffen, diese Bereiche aufzusuchen. „Um diese Maßnahmen nicht zu gefährden, bittet die Polizei darum, die betreffenden Bereiche zu meiden und keinesfalls aufzusuchen“, teilt die Rotenburger Polizeisprecherin mit.
Taucher der DLRG und Stader Feuerwehr in Tümpeln im Einsatz
Die Taucher der DLRG und der Stader Feuerwehr sind am Donnerstagmorgen nach Kranenburg alarmiert worden, um in drei Teichen nach dem verschwundenen Arian zu suchen. Auch ein Boot mit Sonar der DLRG Buxtehude war im Einsatz, berichtet Rainer Bohmbach, stellvertretender Stader DLRG-Bezirksleiter.

Eine Menschenkette sucht in einem der Teiche in Kranenburg nach dem Jungen. Foto: Braun/Feuerwehr Stade
Die Feuerwehrtaucher setzten erstmalig ihr neues Handsonargerät ein, mit dem man schnell einen vor dem Gerät liegenden Abschnitt absuchen kann und das Sonar eine mögliche Person unter Wasser anzeigt. Unterstützt von Mitgliedern der Ortsfeuerwehren Kranenburg, Düdenbüttel und Bremervörde wurde man in allen drei Gewässern nicht fündig.

Taucher der DLRG Stade haben am Donnerstag in mehreren Teichen nach dem vermissten Jungen gesucht. Foto: DLRG Stade
Suche nach Arian: Ortsteil wird erneut durchkämmt
Nach Abschluss dieser Suche an der Oste wollten die Einsatzkräfte erneut den Ortsteil Elm und das Neubaugebiet, in dem Arian wohnt, durchsuchen. Es sollen nach Angaben eines Feuerwehrsprechers alle Schuppen und Garagen geöffnet und kontrolliert werden. Demnach sollen auch Mülltonnen durchsucht werden. Die Müllabfuhr für diesen Freitag sei abgesagt worden. Zudem sollten Gullydeckel geöffnet werden. Die Feuerwehr wollte über Lautsprecher über die geplanten Maßnahmen informieren.

Eine Hundeführerin hält einen Beutel mit Arians Schuhen für die Suchhunde in der Hand. Foto: Philipp Schulze/dpa
Michael Butt von der Bremervörder Polizei richtete sich am Donnerstag mit einer Ansprache an die Einsatzkräfte in der Sporthalle in Elm. Dafür, dass der Junge noch wohlbehalten aufgefunden werden könne, gebe es in der Vergangenheit einige Beispiele, hieß es in einer Mitteilung der Polizei weiter.

Hunderte Einsatzkräfte versammelten sich in der Sporthalle in Elm. Foto: Polizei
Arian ist den Angaben zufolge Autist und reagiert nicht auf Ansprachen. Die Einsatzkräfte gingen davon aus, dass er sich nicht melden wird, wenn er Menschen in der Nähe bemerkt. Nach mehreren kalten Nächten hatte der Polizeisprecher von einer sehr ernsten Lage gesprochen. Die Polizei geht davon aus, dass der Junge sein Zuhause selbstständig verließ.
Suche nach Adrian im Kreis Stade: „Hier scheint er nicht zu sein.“
Nach Tagen der Suche schien es erste vielversprechende Spuren zu geben. „Es wurden Fußspuren im Bereich der Oste gefunden, die eventuell ein Muster ergeben. Sie führen nordwärts in Richtung Kranenburg und darüber hinaus. Auch Mantrailer-Hunde haben am Mittwochabend in diesem Gebiet im Nachbarkreis Stade angeschlagen. Die Suche konzentriert sich nun auf Gebiete entlang des Flusses. Kranenburg liegt rund zehn Kilometer von Elm entfernt. Die näheren Elmer Waldgebiete wurden bereits akribisch abgesucht. Hier scheint er nicht zu sein“, erklärte Polizeisprecher Heiner van der Werp am Nachmittag.

Polizeisprecher Heiner van der Werp berichtete gestern gegenüber vieler Medien über die Suchaktion. Foto: Pape
Da der Junge Wasser möge, sei es möglich, dass er am Fluss entlanggelaufen sei, hieß es von der Polizei. Am Vorabend hatten die Einsatzkräfte Fußspuren gefunden, die möglicherweise zu dem Jungen gehören könnten.
Viele Feuerwehrleute aus dem Kreis Stade unterstützen die Suche
Eine so große Suchaktion habe er noch nicht erlebt, sagt Feuerwehrsprecher Rolf Hillyer-Funke. Am Mittwoch hätten sich die Helfer aus dem Kreis vor allem von Gräpel aus in Richtung Hude bewegt, so der Sprecher.
Aus dem Kreis Stade im Einsatz seien abwechselnd vor allem die Feuerwehren Kranenburg, Estorf, Engelschoff, Hammah, Himmelpforten, Oldendorf, Mittelsdorf, Deinste, Aspe, Mulsum, Schwinge, Hagenah, Neuland, Gräpel und Burweg. Auch das Feuerwehrboot aus Gräpel und die Drohne aus Estorf würden bei der Suche eingesetzt.
Vermisster Junge
T „Das halbe Dorf sucht mit“ – Bislang keine Spur von Arian
Bundeswehr hilft bei Suche nach vermisstem Sechsjährigen
Bei der Suche unterstützte auch die Bundeswehr. Rund 250 Soldaten trafen mittlerweile ein. Dies sind laut Polizei Kräfte des Heers aus der Gemeinde Seedorf in Niedersachsen. Während der Suche setzten die Helfer Drohnen ein, einen Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug, das Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellte. Noch am Abend sollten rund 60 weitere Kräfte der Luftwaffe eintreffen.

Die Soldaten marschieren über den Deich. Foto: Philipp Schulze/dpa
Die Welle der Hilfsbereitschaft ist nach wie vor groß. Am Donnerstag kam beispielsweise ein Mann aus dem Landkreis Friesland nach Elm. „Ich möchte bei der Suche helfen. Ich habe mit meinem Hund geübt, wie er Menschen findet“, erklärte der Mann der „Bremervörder Zeitung“. Viele weitere Menschen möchten ebenfalls bei der Suche helfen.
Polizeisprecher Heiner van der Werp hat Verständnis für so viel Elan, bittet aber darum, sich nicht eigenständig auf die Suche nach dem Jungen zu begeben. „Die Einsatzkräfte gehen koordiniert vor. Da können private Suchkräfte womöglich die professionellen Mantrailer-Hunde stören“, erklärte der Polizeisprecher. Die vielen Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bundeswehr, DRK und DLRG seien nach wie vor hoch motiviert. „Wir geben nicht auf“, betonte van der Werp.
Suche nach vermisstem Arian geht weiter
Autismus-Ambulanz informiert über Arians Besonderheiten
Es wurden bereits mehrere Schritte unternommen, um eine Spur zu dem Jungen zu bekommen. Beispielsweise wurde in der Nacht zu Donnerstag Feuerwerk abgebrannt, da der Junge auch dies möge, wie van der Werp sagte.
In einem Waldgebiet, das an das Wohnhaus der Familie des Jungen angrenzt, hängte die Feuerwehr auf Wunsch der Eltern Luftballons und Süßigkeiten auf. „Die haben es dem Jungen angetan“, sagte ein Polizeisprecher. Im Wald positionierten die Helfer Wildkameras, die den Jungen entdecken sollen.

Ballons, Süßigkeiten und eine Wildkamera stehen auf einem Feld bei Bremervörde. Foto: Markus Hibbeler/dpa
Jutta Bertholdt von der Autismus-Ambulanz der Lebenshilfe Bremervörde-Zeven informierte die führenden Einsatzkräfte noch einmal intensiv über das Krankheitsbild Autismus. „Das Kind spürt wahrscheinlich weder Hunger noch Durst und empfindet womöglich keinen Schmerz. Er könnte weiterlaufen, bis er nicht mehr kann. Auch empfindet er kaum Ekel und könnte Wasser aus der Oste oder aus anderen Gewässern trinken“, erklärte Bertholdt.
„Wir stehen in engem Kontakt mit der Familie“, sagte van der Werp. Die Familie werde professionell betreut.
Überwachungskamera filmt Arians Verschwinden
Um über ein Ende der Suchaktion zu sprechen, sei es noch zu früh, betonte die Polizei. Aufgrund der niedrigen Temperaturen und der vergleichsweise leichten Bekleidung Arians - er trug einen Pullover, aber keine Jacke - beschrieb die Polizei die Lage als sehr ernst.
Am Mittwoch hatte die Polizei mitgeteilt, dass der Junge am Montag gegen 19.15 Uhr von einer privaten Überwachungskamera in seinem Wohngebiet gefilmt wurde. „Mit den Aufnahmen haben sich alle Angaben der Familie bestätigt“, sagte der Polizeisprecher. Demnach ging Arian allein durch das Wohngebiet, in dem er lebt. Nach Einschätzung der Polizei bestätigt das die Annahme, dass der Junge allein verschwunden ist.
Unterdessen wurden neue Details zu den Aufnahmen der Überwachungskamera bekannt: Es sei zu sehen, dass Arian einen Stock mit sich führte, mit dem er auf der Straße herumgewedelt und gespielt habe. Dann sei er recht zügig Richtung Wald gelaufen, fast gerannt, sagte der Polizeisprecher.
Von dem Viertel, in dem der Sechsjährige wohnt, führt eine kleine unbefestigte Straße an einem Rapsfeld vorbei zu einem Wald. Die Polizei hielt es für möglich, dass der Sechsjährige dorthin ging.
Die Helfer hängten bei der Suche auch Luftballons und Schokolade auf in der Hoffnung, so den Jungen zu finden. Laut Feuerwehr durchkämmten Kräfte das Gebiet entlang der Oste in nördliche Richtung. (dpa/vdb/fe/tip/bz)

Ein sogenannter Skybeamer strahlt in den Himmel (Symbolbild). Die Retter hoffen, dass der vermisste Arian in der Nacht von den Scheinwerfern angelockt wird. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa