Vermisster Sechsjähriger: Überwachungskamera zeigt Arians Verschwinden

Der sechsjährige Arian aus Bremervörde wird seit Montagabend vermisst. Zahlreiche Einsatzkräfte suchen nach dem Jungen. Foto: Sina Schuldt/dpa
Auch am dritten Tag bleibt Arian trotz umfangreicher Suche verschwunden. Doch die Hilfskräfte haben weiter Hoffnung, den vermissten Sechsjährigen zu finden. Derweil sind Bilder aus einer privaten Überwachungskamera aufgetaucht, die den Jungen zeigen.
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Bremervörde. (Update um 18.29 Uhr)
Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera bestätigen die bisherige Annahme, dass Arian allein von zu Hause verschwunden ist, wie die Polizei am Mittwochabend mitteilte.
Demnach ging der Junge gegen 19.15 Uhr mit einem okker-gelben, langärmligen Pullover/Shirt und einer schwarzen Jogginghose bekleidet allein durch das Wohngebiet, in dem er zu Hause ist. Von dort könnte er laut Polizei in die angrenzenden Waldgebiete gegangen sein, auf die sich seit Montagabend die Suchmaßnahmen der Einsatzkräfte fokussieren.
Anwohner sollen Überwachungskameras prüfen
Die Polizei hatte die Anwohner in Elm zuvor aufgefordert, private Kameraaufnahmen zu prüfen, um zu schauen, ob der Junge auf Überwachungskameras zu sehen ist.
„Obwohl die Ortschaft Elm von Einsatzkräften durchsucht worden ist, könnte sich der vermisste Junge auch in einem Schuppen oder einem ähnlichen Versteck aufhalten“, hieß es.

Einsatzkräfte der Polizei sind mit einem Sonarboot auf dem Gewässer Oste im Einsatz. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Bei der Suche nach Arian in Bremervörde waren am Mittwoch auch Polizeitaucher im Einsatz. Die Einsatzkräfte suchten die Oste in der Nähe des Wohnhauses des Jungen ab, wie Polizeisprecher Heiner van der Werp sagte. Zusätzlich fuhren Einsatzkräfte mit einem Sonarboot auf dem Gewässer. Die Polizeitaucher seien nötig, da man mit Booten nicht überall hinkomme, erklärte der Sprecher.
Auch an Land ging die Suche mit zahlreichen Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und anderen Organisationen weiter. Sie zählten auf die Unterstützung von Hunden und Drohnen.
Stader Feuerwehrleute helfen bei Suche nach vermisstem Jungen
Am Mittwoch sind 125 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Stade ausgerückt, um die Rettungskräfte vor Ort bei der Suche nach dem vermissten Sechsjährigen zu unterstützen. Aus insgesamt 14 Ortswehren haben sich die Feuerwehrleute auf den Weg nach Bremervörde gemacht.
Stadtfeuerwehr Bremervörde: „Bitte keine eigenmächtigen Aktionen“
Die Anteilnahme am Schicksal des verschwundenen Sechsjährigen ist hoch. Dennoch warnt die Stadtfeuerwehr Bremervörde via Whatsapp davor, eigenmächtige Suchaktionen zu starten. Aktuell sei ein Video im Umlauf, in dem um Unterstützung bei der Suche nach dem Kind gebeten werde. „Bitte dem nicht nachkommen!“ appellieren die Feuerwehrleute. Derzeit seien Spürhunde im Einsatz, um Arian zu finden. Eigenmächtige Aktionen würden die Arbeit der Hunde behindern. „Bitte keine eigenmächtigen und unkoordinierten Aktionen starten!“

Die Stadtfeuerwehr Bremervörde warnt vor eigenmächtigen Suchaktionen (Screenshot). Foto: Feuerwehr Bremervörde
Arian war am Montagabend aus seinem Zuhause verschwunden. Nach Angaben der Polizei ist das Kind Autist und reagiert nicht auf Ansprache. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass der Junge sich nicht melden wird, wenn er Menschen in der Nähe bemerkt. „Das macht die Situation und die Suche nach ihm besonders schwer“, sagte van der Werp. „Wir müssen sehr engmaschig suchen, weil wir davon ausgehen müssen, dass er sich von sich aus nicht melden wird.“
Vermisster Junge
T „Das halbe Dorf sucht mit“ – Bislang keine Spur von Arian
„Wir stehen in engem Kontakt mit der Familie“, sagte van der Werp. Die Familie werde professionell betreut.
Sechsjähriger Arian in Bremervörde zweite Nacht in Folge vermisst
Hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und anderen Organisationen durchsuchen seit Montagabend das Gebiet rund um das Zuhause des Jungen. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers vom Dienstagabend sollte das Suchgebiet nach Norden ausgeweitet werden.

Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr suchten auch am Mittwoch im Wald. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
„Wir haben derzeit leider keine Anhaltspunkte, wo sich der Junge aufhalten könnte“, teilte van der Werp weiter mit. Am Mittwochmorgen seien weitere Kräfte der Bereitschaftspolizei angefordert worden. Am Dienstagabend überflog ein Tornado-Flugzeug das Gebiet, um Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera zu erstellen. Die Bilder waren am Mittwochmorgen noch nicht ausgewertet.
„Wir haben soeben den Auftrag bekommen und setzen jetzt einen unserer Tornados ein, um bei der Suche nach dem kleinen Arian zu helfen“, teilte das „Team Luftwaffe“ der Bundeswehr auf dem Kurznachrichtendienst „X“ (vormals Twitter) mit.
Suchen und Hoffen - Sechsjähriger aus Bremervörde wird weiter vermisst
Nach zwei kalten Nächten sei die Lage sehr ernst, sagte van der Werp. Aber: „Wir haben weiter Hoffnung und wir suchen nach wie vor mit ungemindertem Einsatz.“ Alle seien motiviert. „Das größte Ziel ist es, den Jungen zu finden.“
Suche nach vermisstem Arian geht weiter
An der Suche nach dem Kind beteiligten sich neben Feuerwehr und Polizei auch das Deutsche Rote Kreuz, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und zahlreiche Freiwillige aus dem Ort. „Wir arbeiten in der Einsatzzentrale Hand in Hand, das klappt wunderbar“, sagte der Polizeisprecher. Die Anteilnahme sei groß.
Suche nach Arian geht auch nachts weiter
Die Einsatzleitung legte mit Blick auf eine große Lagekarte fest, welche Gebiete in welcher Reihenfolge abgesucht wurden, wie der Sprecher der Stadtfeuerwehr Bremervörde, Bastian Kynast, berichtete. „Die Nacht über wurde mit Hundestaffeln weiter gesucht“, so Kynast, der in der Nacht zu Mittwoch Teil der kommunalen Einsatzleitung war. Nachts sei die Zahl der Feuerwehrleute verringert worden, damit sich diese erholen könnten. Dass das Kind nun schon über einen so langen Zeitraum verschwunden ist, sei schwierig. Aber: „Die Hoffnung gibt man nie auf.“
„Die ganze Geschichte ist dramatisch“, sagte der Polizeisprecher mit Verweis auf Temperaturen teils unter null Grad Celsius in der Nacht. Minusgrade könnten für einen kleinen Jungen mit leichter Bekleidung lebensgefährlich sein. Das Kind war nach den Erkenntnissen der Polizei am Montagabend aus seinem Zuhause verschwunden. Zuletzt trug der Junge einen längeren Pullover, eine Jogginghose mit Drachenmuster und Socken.

Die Einsatzzentrale befindet sich im Feuerwehrgerätehaus. Foto: Thomas Schmidt
„Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet“, berichtete der Polizeisprecher. „Das mag der Hintergrund sein.“ Der Vater habe den Ernst der Lage sofort erkannt und die Polizei informiert.
Whatsapp-Nutzer posten Aufruf in ihrem Status
Auch die sozialen Medien spielen bei der Suche nach Arian eine Rolle. So posteten einige Whatsapp-Nutzer aus der Region in ihrem Status eine Bitte. Sie riefen Hausbesitzer, deren Grundstück an Wälder, Wiesen oder Felder grenzt, dazu auf, Spielzeuge an einsehbaren Zäunen oder Bäumen zu befestigen.
„Je größer und bunter die Spielzeuge sind - desto besser. Vielleicht schafft ihr es damit, Arian einen Anreiz zu geben, zu euch zu kommen, oder zu versuchen, sich ein Spielzeug bei euch zu nehmen.“ Den Angaben nach liebt der Sechsjährige Flugzeuge und Dinosaurier - und Haribo.

Einsatzkräfte laufen über einen Feldweg auf den Wald zu. Foto: Sina Schuldt/dpa/Archivbild
Große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft
Ein so junges autistisches Kind sei wahrscheinlich verängstigt und schwer auffindbar. Möglicherweise habe sich der Junge versteckt. Dass so viele Menschen aus dem Ort mitsuchten, nannte Feuerwehrsprecher Bastian Kynast überwältigend. „Das halbe Dorf sucht mit. Es sind viele Leute auf den Beinen.“ Ihm zufolge waren am Dienstag zeitweise fast 500 Einsatzkräfte und zahlreiche Menschen aus dem Ort unterwegs, um das Kind zu suchen.
Polizei hat Hinweistelefon eingerichtet
Die Motivation der Einsatzkräfte und der freiwilligen Helfer ist nach Angaben der Polizei hoch. Das Ziel sei, solange zu suchen, bis man den Jungen gefunden habe. Vom Wohnviertel aus führt eine kleine unbefestigte Straße an einem Rapsfeld vorbei zu einem Waldgebiet.
Ob das Kind diesen Weg genommen hat, war unklar. Dem Feuerwehrsprecher zufolge schlugen Polizeihunde an einigen Stellen an. Die Polizei richtete ein Hinweistelefon ein und bittet die Bevölkerung um Mithilfe: 04761/ 7489-135. (dpa/vdb/set)