TSietas Werft: Hamburg wird Krane in Neuenfelde nicht kaufen

Die Krane der Sietas-Werft prägen das Ortsbild von Neuenfelde. Foto: Vasel
Wie geht es weiter mit den Überresten der insolventen Pella-Sietas-Werft in Neuenfelde? Die Stadt Hamburg hatte offiziell Interesse am Werftgelände und den Kranen geäußert - wird nun aber kein Angebot für Letztere abgeben. Das ist der Grund.
Neuenfelde. Mehr als zwei Jahre nach der Insolvenz ist immer noch unklar, wie es mit der Pella-Sietas-Werft in Neuenfelde weitergeht. Tausende Posten, unter anderem Maschinen und Schwimmdocks, wurden im Zuge des Insolvenzverfahrens bereits versteigert. Für mediales Aufsehen sorgte der Verkauf der Bauplattform an die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft.
Auch die ortsbildprägenden Krane sind von besonderem Interesse. Inzwischen ist ein möglicher Käufer abgesprungen: Die Freie und Hansestadt Hamburg wird sich nicht um den Kauf der Krane bemühen, wie die Finanzbehörde auf TAGEBLATT-Nachfrage mitteilte. „Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) wird die Krane nicht losgelöst vom Werftgelände erwerben und somit kein Gebot auf diese abgeben“, sagt Claas Ricker von der Pressestelle.
Stadt Hamburg hat weiter Interesse am Werftgelände
Hintergrund: Die Stadt Hamburg wollte Klarheit, wem das Werftgelände zukünftig gehören wird, bevor sie ein Angebot für die Krane abgibt. „Der LIG hat den Insolvenzverwalter der Pella Sietas GmbH gebeten, mit der Versteigerung der verbliebenen Krane zu warten bis feststeht, wem das Werftgelände künftig gehört“, erklärt Ricker. „Dieser Bitte wurde vom Insolvenzverwalter nicht entsprochen. Die Versteigerung der Krane läuft.“
Dennoch engagiere sich die Stadt Hamburg beim Ankauf des Sietas-Werftgeländes im Rahmen des laufenden Zwangsversteigerungsverfahrens. Wie berichtet wolle der Senat dort Gewerbe ansiedeln, Airbus und das Unternehmen Laeisz-ReBoat (maritimes Recycling) wären mögliche Kandidaten.
Die Krane befinden sich im Besitz der Firma Nord Leasing. Das Finanzunternehmen mit Sitz in Hamburg ließ eine TAGEBLATT-Anfrage unbeantwortet. Auch Insolvenzverwalter Dr. Achim Ahrendt von der Kanzlei hww hält sich mit Blick auf die beidseitigen Verschwiegensheitserklärungen weiter bedeckt. „Zur Verwertung des Geländes nimmt die Insolvenzverwaltung nach wie vor keine Stellung“, teilte er über die Agentur Möller PR mit.
Krane sind ein historisches Dokument
Zuletzt hatte die Grünen-Fraktion aus Harburg vor wenigen Tagen den Hamburger Senat erneut aufgefordert, die Kräne auf dem Gelände der insolventen Werft zu erhalten und jetzt zu kaufen. „Die Krane gehören zu Neuenfelde, sie sind ein historisches Dokument des ältesten Werftstandorts der Stadt. Sind sie einmal versteigert, werden diese Wahrzeichen für immer verloren sein“, erklärte Corine Veithen, Mitglied der Grünen-Fraktion der Bezirksversammlung Harburg, in einer Pressemitteilung.
Die Krane seien nicht nur historische Wahrzeichen und Denkmäler der Industriekultur, sondern auch funktionstüchtig. „Damit das Gelände aber weiterhin als Industriestandort genutzt werden kann, muss sich die Stadt auch dafür einsetzen, die vorhandene Infrastruktur zu sichern“, sagt Corine Veithen.
Grüne befürchten höhere Verkehrsbelastung
Der Wasserzugang ist das Alleinstellungsmerkmal des Standortes in Neuenfelde und damit für Hamburg an der Este. „Wenn die Infrastruktur auf dem ehemaligen Werftgelände nicht mehr vorhanden ist, um den Wasserzugang zu nutzen, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Gelände nur für Container-Logistik mit Abwicklung des Warenverkehrs über die Straße genutzt wird“, so Veithen. „Die Folge wäre eine noch höhere Verkehrsbelastung in der Region.“
Für den Fall, dass es mit dem Industriestandort auf dem ehemaligen Werftgelände endgültig zu Ende geht, hat die Bezirksversammlung Harburg nach CDU-Antrag folgenden Beschluss getroffen: Wegen der hohen historischen Bedeutung möge sichergestellt werden, dass bei anderweitiger Nutzung und Abriss vorhandener Einrichtungen eine sachgerechte Erinnerung an die älteste deutsche Werft errichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.
Wie mehrfach berichtet hatte die traditionsreiche Neuenfelder Werft Pella Sietas im Juli 2021 Insolvenzantrag gestellt. Auf der Werft lasteten vor drei Jahren Verbindlichkeiten von 60 Millionen Euro. Die mehr als 500 Gläubiger hatten seinerzeit Forderungen von 300 Millionen Euro - auch für nicht fertiggestellte Schiffe - angemeldet, nachdem die 2014 von Pella Shipyard aus Russland übernommene älteste deutsche Werft im Jahr 2021 untergegangen war.