Unter Wasser: Lühe-Parkplatz gesperrt – WarnApps schlagen an

Blick auf das Deichvorland zwischen Grünendeich und Wisch. Foto: Vasel
Das Deichschart am Lühe-Anleger ist geschlossen - rechtzeitig, bevor Autos abgeschleppt worden mussten. Die Sturmflutwarnung im Landkreis Stade gilt bis in die Nacht hinein.
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Jork. Aufgrund der Sturmflutwarnung bleibt das Deichtor am Lühe-Anleger in Grünendeich „bis auf weiteres“ geschlossen. Das Wasser war am Donnerstag bereits 1,50 Meter über dem mittleren Tidehochwasser (MThw) aufgelaufen. Deshalb hat der Bauhof der Samtgemeinde Lühe das Deichschart verriegelt.
Samtgemeinde-Bürgermeister Tim Gerke und Oberdeichrichter Dierk König wollen verhindern, dass ortsunkundige Pkw-Fahrer und Wohnmobilisten von der Feuerwehr abgeschleppt werden müssen. Bei dem Wasserstand werden Teilbereiche des Parkplatzes überflutet. Der Platz werde auch am Freitag gesperrt sein, die letzte Imbissbude musste an der Tourist-Info abgestellt werden.
Apps wie Katwarn warnten Autofahrer ebenfalls vor der Sturmflut an Elbe und Nordseeküste. Es galt wassernahe Parkplätze zu meiden.

Sturmflut-Gefahr: Das Deichschart am Lühe-Anleger ist dicht, kein Pkw soll unter Wasser stehen. Foto: Vasel
Sturmflut im Landkreis Stade: „Keine Gefahr“
Laut Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) werde das nächtliche Hochwasser im Elbegebiet etwa 1,5 Meter höher als das mittlere Hochwasser eintreten. Die Sturmflutgefahr besteht laut BSH bis kurz nach 1 Uhr nachts.
Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts betont, dass aktuell keine Gefahr bestehe. Die Deichwacht rückt erst bei Wasserständen von 3,50 Meter über MThw aus. Allerdings gebe es Kontrollen.
Der Platz wurde aber erst 1964 bis 1968 - nach der Sturmflut von 1962 - auf fünf Meter Normalhöhennull aufgespült - verbunden mit dem Bau des Lühe-Sperrwerks.
Orkanartige Sturmböen und Schneeregen an Nordsee
Während die Elbfähre Wischhafen-Glückstadt zunächst nur am Donnerstagvormittag ihren Betrieb ausgesetzt hatte, geraten die Fahrpläne anderer Fähren weiter durcheinander. Fährgesellschaften für die Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge meldeten bereits erste Änderungen. Für Freitag werden viele Abfahrten wegen des Sturmtiefs gestrichen. Der Fährverkehr von und nach Wangerooge sowie von und nach Spiekeroog soll komplett eingestellt werden.
Die Reederei Cassen Eils, die die Fähre zwischen Cuxhaven und Helgoland betreibt, hatte schon am Mittwoch die Fahrten für Donnerstag und Freitag wetterbedingt abgesagt.
„Der Wind bleibt kräftig, besonders in Ostfriesland und auf Helgoland“, sagte Karsten Kürbis, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD), in Hamburg mit Blick auf den Freitag. Dann seien tagsüber an der Nordseeküste orkanartige Böen der Stärke 11 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 110 Stundenkilometern möglich. Im Binnenland soll der Wind weniger kräftig wehen.

In den kommenden Tagen ist mit heftigen Windgeschwindigkeiten zu rechnen. Foto: Reese-Winne/Reese-Winne
Bereits am Donnerstag gab es an der Nordseeküste Sturmböen der Stärke 9 mit Windgeschwindigkeiten bis 85 Stundenkilometern. „Das ist ein normaler Herbststurm“, sagte Kürbis. Auf dem Brocken, dem höchsten Berg in Norddeutschland, wurden am Donnerstag nach DWD-Angaben orkanartige Böen der Windstärke 11 gemessen. Die Schmalspurbahnen sagten deshalb Fahrten zwischen Schierke und dem Brocken ab.
In der Nacht zum Freitag gebe es im Harz zudem ein „erstes winterliches Intermezzo“, sagte Meteorologe Kürbis. Dann soll die Schneefallgrenze auf etwa 600 Meter sinken und wenige Zentimeter Neuschnee fallen.
Später bunt, später kahl: Herbst für Bäume zehn Tage im Verzug
Die Blätter haben sich in diesem Jahr ungewöhnlich spät verfärbt und Bäume haben später ihr Laub verloren als üblich. Laut Wetterdienst beträgt der Zeitverzug etwa zehn Tage. Grund ist, dass es mehr Regen gab und wärmer war, wie Agrarmeteorologe Andreas Brömser der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Die Angaben gehen auf ein Netzwerk sogenannter phänologischer Beobachter zurück, die rund 80 Pflanzenarten im Auge behalten und deren Stadien an den DWD melden. Mehr als 300 Sofortmelder beobachten unter anderem, wann sich Laub verfärbt und wann Bäume kahl werden. Die Daten reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Daneben gibt es über 1000 zeitverzögert meldende Jahresmelder, deren Daten bis in die 1950er Jahre zurückreichen.
Auch wenn für diesen Herbst noch nicht alle Meldungen vorlägen, sehe man eine eindeutige Tendenz, sagte Brömser: „Bei der Blattverfärbung von Stieleichen und Rotbuchen sehen wir eine Verspätung von rund zehn Tagen im Vergleich zum Mittel der letzten zwei bis drei Jahrzehnte.“ Der Zeitverzug beim Verlieren der Blätter bewege sich „in einer ähnlichen Größenordnung“.
Der Agrarmeteorologe sieht zwei mögliche Gründe: Zum einen seien die Bäume in diesem Jahr vergleichsweise gut mit Wasser versorgt worden. „Der zweite Grund ist, dass es im Herbst lange sehr mild war und es bisher kaum Frost gab.“ Mit der Sonne habe die Entwicklung vermutlich eher weniger zu tun.
Das späte Bunt- und Kahlwerden der Bäume in diesem Jahr ist Brömser zufolge eher ein singuläres Phänomen aufgrund der Witterung. Mit dem Klimawandel habe das nur bedingt zu tun. Tendenziell sehe man aber auch „eine ganz leichte Verspätung“ für einen längeren Zeitraum. „Allerdings ist das ein relativ schwacher Trend.“ Viel ausgeprägter sei, dass sich die Vegetationsperiode insgesamt nach vorne verschoben habe, das Grün im Frühling also eher sprießt. (dpa)