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TVölkerfreundschaft leben: Altländer und Franzosen setzen auf den Sport

Vorgeschmack: Beim TC Jork spielten Altländer und Normannen am Sonntag gemeinsam Tennis, beim 40. Geburtstag der Partnerschaft mit den fünf Gemeinden der Presqu‘Ile de Brotonne treffen sich auch Handballer und Feuerwehrleute.

Vorgeschmack: Beim TC Jork spielten Altländer und Normannen am Sonntag gemeinsam Tennis, beim 40. Geburtstag der Partnerschaft mit den fünf Gemeinden der Presqu‘Ile de Brotonne treffen sich auch Handballer und Feuerwehrleute. Foto: Vasel

Sie erfüllen die deutsch-französische Freundschaft mit Leben: MTV Wisch, Jugendfeuerwehr und TC Jork. Das ist zum 40. Geburtstag der Partnerschaft mit der Presqu‘Ile de Brotonne geplant.

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Von Björn Vasel
Montag, 25.08.2025, 16:20 Uhr

Jork. Aus den einstigen Erzfeinden sind längst Freunde geworden. Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 und zwei Weltkriege hatten tiefe Gräben hinterlassen. Mehrere Millionen Menschen starben. Im Jahr 1963 legten der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer mit dem Élysée-Vertrag den Grundstein für die deutsch-französische Freundschaft.

Auch auf kommunaler Ebne sollte das Aussöhnungsprojekt mit Leben erfüllt werden. Im Jahr 1986 schloss die Gemeinde Jork mit den fünf Gemeinden der Presqu‘Ile de Brotonne (Normandie) eine Partnerschaft - ganz im Geiste von de Gaulle und Adenauer.

„Wir wissen noch aus den Erzählungen unserer Großeltern und Eltern von diesen Kriegen“, unterstrich die Vorsitzende des Vereins Handball Club Brotonne - Le Trait, Céline Mustin, am Sonntag bei dem Besuch einer Delegation aus der Normandie in Jork.

Das Wissen um diese Kriege und die Lehren aus diesen Konflikten müsse der heutigen Jugend und auch den zukünftigen Generationen vermittelt werden. „Der Blick in die Geschichte zeigt, wie wichtig Frieden, Demokratie und Völkerverständigung für uns alle sind“, war sich Mustin mit Jorks Bürgermeister Matthias Riel (parteilos) einig.

Céline Mustin (Handball Club Brotonne), Dirk Sumfleth (MTV Wisch), Laura Knaak (TC Jork) und Johannes Gade von der Jugendfeuerwehr Jork (von links).

Céline Mustin (Handball Club Brotonne), Dirk Sumfleth (MTV Wisch), Laura Knaak (TC Jork) und Johannes Gade von der Jugendfeuerwehr Jork (von links). Foto: Vasel

Umso wichtiger sei es, die deutsch-französische Partnerschaft auch auf der kommunalen Ebene zu erhalten und weiter mit Leben zu erfüllen. Das dürfe sich nicht auf den Austausch von Honoratioren und politischen Delegationen beschränken, sondern müsse vielmehr auf eine breite Basis gestellt werden, unterstrich auch der ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Jork, Michael Eble (CDU): „Wir setzen auf die Vereine.“

Anfang 2025 hatten Matthias Riel, Michael Eble und die Französischlehrerin Christelle Mollet-Plagge vom Schulzentrum Jork in Aurelaune-en-Seine in der Presqu‘lle de Brotonne intensive Gespräche unter anderem mit der Bürgermeisterin von Arelaune-en-Seine, Maryline Miranda Teodoro, dem Partnerschaftskomitee und Vertretern von Vereinen und Feuerwehr geführt.

Altländer und Franzosen starten Jugendaustausch

Getreu dem Motto „Die deutsch-französische Freundschaft lebt von der Verbindung zwischen Menschen wie du und ich, nicht allein durch die Kontakte von Politikern“ wollen beide Seiten den 40. Geburtstag der Partnerschaft im kommenden Jahr zum Anlass nehmen, einen intensiven Jugendaustausch unter den Vereinen und der Feuerwehr zu starten.

Was ist geplant? Mehr als 50 Franzosen - überwiegend Jugendliche - besuchen vom 16. bis zum 20. April die Gemeinde Jork. Erwartet wird auch eine offizielle Delegation aus der Politik. MTV Wisch, Jugendfeuerwehr Jork und Tennisclub Jork engagieren sich. Jugendliche des MTV Wisch und des Vereins Handball Club Brotonne - Le Trait absolvieren in der großen Sporthalle ein Freundschaftsturnier, auch Tennis und Beachhandball werden gespielt. Damit nicht genug: Auch die Jugendfeuerwehr Jork bekommt Besuch aus Frankreich.

Franzosen und Deutsche besuchen die Sportanlage am Schulzentrum Jork.

Franzosen und Deutsche besuchen die Sportanlage am Schulzentrum Jork. Foto: Eble

„Sport verbindet, die Sprachbarriere spielt nicht eine so große Rolle“, ist der Vorsitzende des MTV Wisch, Dirk Sumfleth, überzeugt. Als Trainer war er mit seinen Jugendmannschaften in Spanien und Dänemark. Jugendliche lernten, mit anderen Nationalitäten klarzukommen. Doch der Austausch stärke nicht nur interkulturelle und soziale Kompetenz, sondern Selbstvertrauen.

Spaß an Spiel und Bewegung sei universell. Auch ohne große Sprachkenntnisse fänden Jugendliche schnell einen Draht zueinander, ist die Lehrerin Mollet-Plagge überzeugt. Sie hofft, dass irgendwann auch wieder ein Schüleraustausch stattfinden kann. 2020 war ein Treffen unter anderem der Feuerwehr der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Jugendfeuerwehrwart Johannes Gade hofft, mit seiner Gruppe bald nach Frankreich fahren zu können - vielleicht bereits 2027.

Sport und Feuerwehr machen Neustart möglich

Gemeinsam haben die Franzosen Céline Mustin, Raphael Delarue, Jean-Baptiste Luce und Céline Luce mit Dirk Sumfleth (MTV Wisch), Laura Knaak (TC Jork) und Johannes Gade von der Jugendfeuerwehr am Sonntag im Rathaus erste Ideen für das Festwochenende im April 2026 entwickelt. Auch St. Nikolai in Borstel, das Feuerwehrgerätehaus Jork und die Sportanlagen am Schulzentrum besuchten sie an diesem Wochenende, der Schützenverein Jork-Borstel lud sie auf den Schießstand ein.

Arbeitstreffen im Rathaus der Gemeinde Jork.

Arbeitstreffen im Rathaus der Gemeinde Jork. Foto: Vasel

Die Jugendlichen sollen 2026 in einer Turnhalle untergebracht werden, die Feuerwehr stellt Feldbetten auf. Der MTV Wisch will auch Kontakte zu Top-Handball-Mannschaften in der Region, Buxtehude und Fredenbeck, herstellen.

Langfristig hoffen die Altländer, dass die Franzosen regelmäßig an Altländer Blütenfest und Blütenmarsch teilnehmen. Es sei denkbar, dass es Kunst- und Kunsthandwerksausstellungen geben könnte. Auch Musik und Theater könnten den Austausch bereichern. Der Obstbau verbinde das Alte Land und die Normandie ohnehin, schließlich ist der Apfelanbau für den Calvados ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Halbinsel mit 5000 Einwohnern an der Seine. Riel sprach am Sonntag von einer Aufbruchsstimmung.

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