TWarum die Grundschule in Jork nicht pünktlich fertig wird

Blick vom Dach der Oberschule Jork auf das Grundstück der zukünftigen Grundschule, die im Frühjahr 2027 fertig sein soll. Rechts der bestehende Sportplatz samt Laufbahn. Foto: Vasel
Die Gemeinde Jork wird den 29 Millionen Euro teuren Neubau von Grundschule, Sporthalle und Archiv an einen Totalunternehmer vergeben. Planung und Bau sollen in einer Hand liegen. Einziger Haken: Die Schule wird nicht pünktlich fertig. Das ist der Grund.
Jork. Die Vergabe an einen Totalunternehmer sei laut Jorks Bürgermeister Matthias Riel für die Gemeinde Jork „die wirtschaftlichste Lösung“. Riel verwies auf eine Untersuchung der VBD Beratungsgesellschaft für Behörden in Berlin. Die Altländer wollen Planungsleistung und Bauausführung in die Hand nur eines Bauunternehmers legen.
Bei einer Sitzung von Schul- und Bauausschuss haben die VBD-Experten Eike Christian Schnoor und Dirk Müller die mehr als 500 Seiten starke Vorlage für die Vergabe und die Ausschreibung eines EU-weiten Teilnahmewettbewerbes in Grundzügen vorgestellt.
Steuererhöhung
T Rat der Gemeinde Jork bittet Bürger zur Kasse – für zwei Neubauten
Top-Thema 2023
T Grundschulneubau in Jork: Altländer wollen „Knastprinzip“ abschaffen
Vergabe an Bauunternehmer soll im Mai 2025 erfolgen
Die Fachausschüsse haben die Vorlage einstimmig abgesegnet. Das letzte Wort hat der Rat. Dieser tagt am Donnerstag, 25. April, 19 Uhr, in der Festhalle. Einen Tag später soll die Bekanntmachung veröffentlicht werden.
Das komplexe Vergabeverfahren dauert ein Jahr. Die Angebote müssen bewertet werden. Die Hauptkriterien Preis und Qualität werden je zur Hälfte gewichtet. Durch das beschlossene Verfahren würden die Jorker laut VBD „das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bekommen“. Im Mai 2025 wollen die Altländer den Auftrag an einen Bauunternehmer vergeben. Wenn alles glatt läuft, könnte der Neubau im Mai 2027 stehen - ein Jahr später als bislang geplant.

Die Fachausschüsse haben am Dienstagabend die Vorlage in der Altländer Festhalle einstimmig abgesegnet. Foto: Vasel
Die Altländer wollen eine vierzügige barrierefreie Grundschule für 400 Schüler mit Reserve für eine Fünfzügigkeit als Ganztagsschule mit Mensa, Aula und Bücherei sowie Eineinhalbfach-Sporthalle errichten. Die Schulsporthalle wird Platz für zwei Volleyballfelder bieten. Des Weiteren wird das Altländer Archiv integriert.
Bieter müssen nachweisen, dass sie über ausreichend Erfahrung beim Bau von Ganztagsschulen verfügen. Umgesetzt wird mit dem Cluster-Modell ein modernes Raumkonzept. Klassen- und die Differenzierungsräume gruppieren sich jahrgangsweise in Lernhäusern um eine gemeinsame Lernfläche (Marktplatz).
Hinzu kommen Räume für Werken/Kunst, Musik, Schulkindergarten und Verwaltung. Das Ziel: Kreatives und selbstständiges Lernen, Fördern und Fordern (Differenzierung), Inklusion und Ganztag durch Lern-, Ruhe- und Lebensräume ermöglichen. Wie die Bauunternehmer das architektonisch umsetzen, ist ihre Sache. Als Vorgabe gibt es ein Funktionsdiagramm.
Ganztagsbetreuung
T Schulbau-Finanzierung: Jorker Rat bittet Steuerzahler zur Kasse
Erschließung über das Gelände der Oberschule
Die Schule soll über das südwestliche Areal der Oberschule erschlossen werden, so Dirk Müller von der VBD. Im Süden des 32.700 Quadratmeter großen Grundstücks, westlich des heutigen Sportplatzes, entstehen Grundschule, Schulsporthalle und Archiv; auf der nördlichen Hälfte Fußballplatz und Beachhandball-Feld. 36 Stellplätze sind eingeplant.
An der Schulstraße ist eine Kiss-and-ride-Zone im Gespräch, damit Elterntaxis nicht Kinder gefährden. Außerdem werde die Umwandlung der Schulstraße in eine Fahrradstraße geprüft, so die Rathaus-Teamleiterin Bauen Ute Hilpert. Anlieger dürften die Straße mit Pkw weiter nutzen.
Schule, Archiv und Außenanlagen, vom Schulhof über den Parkplatz bis zur Erschließung, muss der Totalunternehmer realisieren. Außerdem muss er die Planung für die Sportflächen liefern, der Bau wäre optional. Drei Vollgeschosse sind zulässig (Traufhöhe: 12 Meter). Der kompakte Bau wird auf bis zu 18 Meter langen Betonpfählen ruhen. Auf Anregung von Peter Rolker (FDP) soll der Bau erhöht errichtet werden, sodass bei Starkregenfluten kein Wasser in die Schule läuft.

An der Schulstraße in Jork ist eine Kiss-and-ride-Zone im Gespräch - für die Eltern und Schüler der zukünftigen Grundschule. Die Schulstraße könnte Fahrradstraße werden. Foto: Vasel
Der Neubau (Effizienzhaus 40) darf nicht mit Öl, Gas oder Biomasse beheizt werden. Auf das Dach kommt eine Photovoltaikanlage der Bürgerenergie Buxtehude. Offen ist, ob angesichts des hohen Salzgehalts im Grundwasser auch Erdwärme (Geothermie) genutzt werden kann.
Bis wann der Schulneubau stehen soll
Der Neubau soll im Mai 2027 stehen. Ab August 2026 muss der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschule schrittweise bis 2029 umgesetzt werden. Das heißt: Ein Jahrgang wird noch am Westerminnerweg die Einführung erleben, erst als Zweitklässler ziehen sie in den Neubau um. Ganztagsbetreuung und Mittagessen sind auch in der alten Grundschule möglich.
Schulleiter Marcel Twedorf klagt ob der nun bekanntgewordenen Verzögerung nicht: „Wir sind total begeistert.“ Trotz Einsparungen entspreche die neue Schule „immer noch unserer Vision“. Eltern, Schüler, Lehrer, Politiker und Verwaltung sowie Tintenklecks-Hort hatten das Konzept für den Neubau seit Sommer 2018 gemeinsam entwickelt, unterstützt vom Schulentwicklungsbüro Sichtweise und vom Architekturbüro Landwehr. Mit der VBD wurde die Vergabe vorbereitet.

Die neue Grundschule wird - über das Gelände der Oberschule - an die Schulstraße angeschlossen. Foto: VBD Beratungsgesellschaft
Kritik an rot-grüner Regierung
Bürgermeister Riel sprach von einem Meilenstein. Der vergaberechtliche Grundstein für „die Grundschule der Zukunft“ sei gelegt. Er und die Schulausschussvorsitzende Silja Köpcke (CDU) kritisierten das Land. Sie seien von der rot-grünen Regierung enttäuscht. Diese unterstütze die Einführung des Ganztags in Jork und Königreich nur mit 560.000 Euro. Das 29-Millionen-Euro-Projekt ist deshalb nur über Schulden und Steuererhöhungen zu finanzieren. Ob die Bundesförderung von 1,5 Millionen Euro für Energieeffiziente Gebäude fließt, ist offen. Die Jorker Politik erwarte, so Köpcke, bei Investitionen in Bildung, dass Niedersachsen die Kommunen nicht weiter im Regen stehen lasse.