TWelterbe-Verein löst sich auf – So soll es weitergehen

Einzigartig: Die Kulturlandschaft Altes Land - bis heute von der spätmittelalterlichen Holler-Kolonisation geprägt - ist welterbewürdig. Foto: Verein für die Anerkennung des Alten Landes zum Welterbe der Unesco e.V.
Der Welterbe-Verein will sich Ende Oktober in Mittelnkirchen auflösen. Das hat die Vorsitzende Kerstin Hintz angekündigt. Trotzdem: Der Welterbe-Status bleibt das gemeinsame Ziel von Landkreis Stade und Altländer Kommunen.
Das haben Landrat Kai Seefried (CDU) und die Bürgermeister der Samtgemeinde Lühe und der Gemeinde Jork, Timo Gerke und Matthias Riel, am Dienstag versichert. Eigentlich sollte es einen reibungslosen Übergang geben. Längst sollte 2023 ein Welterbe-Büro im Rathaus in Steinkirchen seine Arbeit - getragen von Landkreis und Altländer Kommunen - aufnehmen. Eine halbe Stelle sollte für das Welterbe-Management Altes Land geschaffen werden. Jeder Partner der Welterbe-Allianz sollte ein Drittel der Kosten in Höhe von 60.000 Euro tragen. So war es bereits im Jahr 2022 vereinbart worden. Des Weiteren sollten Fördergelder eingeworben werden. Außerdem sollte ein Wissenschaftliches Symposium mit Kulturministerium, Landesamt für Denkmalpflege und Internationalem Rat für Denkmalpflege und Unesco-Experten auf die Beine gestellt werden.
Energiewende und Welterbe als gleichrangige Ziele
Doch das alles wurde - mit Blick auf Ukraine-Krieg und Energie-Krise - auf Eis gelegt. Hauptgrund: Die Kommunen wollen ein Gutachten abwarten. In einem „Fachbeitrag“ für das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises Stade sollen Fachleute sich mit der Frage befassen, ob/wie sich Welterbe und erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft im Alten Land und im Randbereich vereinbaren lassen. Deshalb sei die - laut einer Vereinbarung von 2022 für drei Jahre geplante Halbtagsstelle - „bislang noch nicht geschaffen worden“, sagt der Jorker. Das Welterbe und der Ausbau des Hollerwegs „sind und bleiben strategische Ziele, denen wir uns als Rat und Verwaltung gemeinsam verpflichtet haben“, so Riel. Jork soll die Internetseite fortführen.
Bürgermeister Gerke hätte sich einen reibungslosen Übergang gewünscht. Die Vereinsauflösung komme aber nicht überraschend, 2022 war das Überführen in hauptamtliche Strukturen im Einvernehmen mit dem Verein vereinbart worden.
Erst Ende des Jahres werde das Gutachten vorliegen. Dass die Ehrenamtlichen sich jetzt nach 25 Jahren - den Verein gibt es seit 2008, bereits vor der Jahrtausendwende gab es erste Bestrebungen im Zuge der Auseinandersetzung um den Airbus-Ausbau, den A26-Bau und die Elbvertiefung - verstärkt wieder Familie und Beruf widmen wollen, sei nachvollziehbar. „Sie haben Großartiges geleistet“, sagt Gerke. Deshalb sei auch Kerstin Hintz jüngst zu Recht von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für ihr Engagement für Kulturlandschaft und Welterbe ausgezeichnet worden.
„Jetzt sind wir in der Pflicht“, betont Gerke. Er und Riel sehen in Welterbe und Energiewende keinen Widerspruch. Windkraftanlagen könnten beispielsweise am Rande des Alte Landes errichtet werden. Agri-PV im Obstbau werde - wie bereits die Dachkirschen-Anlagen - ihrer Auffassung nach möglich sein.
In der Klimaschutzregion ist eine Potenzialstudie in Arbeit. Ohnehin würden die denkmalgeschützten 13 Traditionskerne das Welterbe bilden. Gemeinsam hätten der Verein und die Kommunen viel erreicht. Riel verweist auf den Hollerweg mit 20 Stationen, die wissenschaftliche Grundlagenforschung zu der spätmittelalterlichen Hollerkolonisation und den Bildungsserver. Auch sei das Alte Land im September 2022 im Landesraumordnungsprogramm zum Vorranggebiet „Kulturelles Sachgut“ erklärt worden.
Bekenntnis zum Welterbe Altes Land erneuert
„Wir stehen zu unserem Wort“, betont auch Landrat Kai Seefried und verweist auf die Zusage des Landkreises Stade, sich an der Finanzierung eines Projektbüros zu beteiligen. Der Kreis werde, nach den 2014 und 2021 gescheiterten Anläufen, auch eine dritte Bewerbung unterstützen. 2012 hatte der Kreistag sich einstimmig zum Welterbe bekannt. Anfang 2024 soll die deutsche Vorschlagsliste (Tentativliste) für das Unesco-Welterbe fortgeschrieben werden. „Das Alte Land“, so der Landrat, „ist welterbewürdig“.