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T Was die orange Sitzbank im Amtsgericht Buxtehude bedeutet

Amtsgerichtsdirektorin Nadine Romer-Moje (links) und Opferhelferin Denise de With tragen die orange Sitzbank in das Gerichtsgebäude. Das Möbelstück erhält seinen Platz vor dem Hauptsitzungssaal.

Amtsgerichtsdirektorin Nadine Romer-Moje (links) und Opferhelferin Denise de With tragen die orange Sitzbank in das Gerichtsgebäude. Das Möbelstück erhält seinen Platz vor dem Hauptsitzungssaal. Foto: Sulzyc

Ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen das Amtsgericht Buxtehude und die Stiftung Opferhilfe in Stade: Im Gerichtsgebäude ist eine orange Sitzbank aufgestellt. Das steckt hinter der Kampagne.

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Von Thomas Sulzyc
Donnerstag, 15.08.2024, 10:22 Uhr

Buxtehude. Eine in leuchtendem Orange lackierte Sitzbank soll überall in Niedersachsen die Aufmerksamkeit für Gewalt an Frauen schärfen. Eines dieser speziellen Möbelstücke hat jetzt im Amtsgericht Buxtehude seinen Platz gefunden - im Flur unmittelbar vor dem Eingang zum Hauptsitzungssaal. Amtsgerichtsdirektorin Nadine Romer-Moje und Opferhelferin Denise de With haben die Bank selbst in das Gebäude getragen.

Die Vereinten Nationen machen seit 1991 mit der Kampagne „Orange the World“ auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Die Farbe Orange wird dabei symbolisch als alarmierende Farbe genutzt.

11 Opferhilfebüros in Niedersachsen

Die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen beteiligt sich an dieser Kampagne. Die 11 Opferhilfebüros in Niedersachsen konnten landesweit mehr als 30 Amts- und Landgerichte sowie andere Einrichtungen für diese Aktion gewinnen.

Unter anderem das Amtsgericht Buxtehude hat sich bereit erklärt, eine orange Bank aufzustellen. Insassen der Justizvollzugsanstalt Hannover haben sie hergestellt. Vorgesehen ist, Bänke jeweils in jedem Amtsgericht im Landgerichtsbezirk Stade aufzustellen. In Tostedt (Landkreis Harburg) steht bereits eine, nun auch in Buxtehude.

Hierhin führt der QR-Code an der Sitzbank

An der Rückenlehne ist ein Schild mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt“ angebracht. Die auffällige Sitzgelegenheit ist mehr als ein symbolischer Akt. Über einen QR-Code an der Sitzbank gelangen Menschen auf die Internetseite der Stiftung Opferhilfe Niedersachsen. Opfer von Gewalt erfahren dort von Angeboten zur Unterstützung.

Die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen engagiert sich für Opfer von Gewalt. Gegründet wurde sie 2001 vom Niedersächsischen Justizministerium. An jedem der elf Landgerichtssitze in Niedersachsen befindet sich jeweils ein Opferhilfebüro.

Zwei hauptberufliche Opferhelferinnen in Stade

Im Büro am Wilhadikirchhof 3 in Stade sind zwei hauptberufliche Opferhelferinnen tätig, die beiden Diplom-Sozialarbeiterinnen Denise de With und Anne Skaza. Die größte Gruppe, die Hilfe bei ihnen sucht, sind Opfer von sexuellem Missbrauch oder Vergewaltigung. Betroffen sind Frauen. Männer, die sich an das Opferhilfebüro wenden, seien meistens Opfer von Körperverletzungen, sagt Denise de With.

Im Jahr 2023 hat das Opferhilfebüro Stade nach eigenen Angaben 157 Neufälle betreut. Von den Betroffenen seien 127 weiblich und 30 männlich. Zusätzlich kümmerten sich die beiden Opferhelferinnen 2023 noch um 120 Fälle aus den Vorjahren. 50 Prozent der Betroffenen seien Erwachsene, die anderen 50 Prozent Kinder und Jugendliche.

Zahl der Hilfesuchenden nimmt zu

Die Zahl der Hilfesuchenden dürfte in diesem Jahr steigen: 134 Neufälle sind es 2024 bereits - und es ist erst Anfang August. „Wir bemerken eine zunehmende Bereitschaft, Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagt Denise de With. Die Opferhelferinnen begleiten Betroffene zu Gerichtsverfahren. Das sei ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit. „Damit sie sich nicht allein gelassen fühlen“, sagt Denise de With.

Wer ihre Hilfe in Anspruch nehmen möchte, muss nicht eine Strafanzeige erstattet haben. Es reiche aus, Opfer einer Straftat geworden zu sein.

So erreicht man das Opferhilfebüro:

Opferhilfebüro Stade, Wilhadikirchhof 3, offene Sprechstunde: Mittwoch, 9 bis 13 Uhr. Termine montags bis freitags nach telefonischer Vereinbarung. Ansprechpersonen: Anne Skaza, Telefon 04141-4030430, und Denise de With, Telefon 04141-4030431.

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