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BSV-Comeback

T603 Tage ohne Handball: „Wozu mache ich das alles?“

Mai 2024: Maja Schönefeld (Mitte) mit den ebenfalls verletzten Charlotte Kähr (links) und Mia Lakenmacher.

Mai 2024: Maja Schönefeld (Mitte) mit den ebenfalls verletzten Charlotte Kähr (links) und Mia Lakenmacher. Foto: Jan Iso Jürgens

Maja Schönefeld hat nach sehr langer Leidenszeit ihr Comeback beim Buxtehuder SV gegeben, aber noch nicht in der Bundesliga. Wann ist sie wieder so weit?

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Von Tim Scholz
Donnerstag, 07.11.2024, 13:50 Uhr

Buxtehude. Letzte Woche hat Maja Schönefeld einen Blick in den Kalender geworfen und nachgerechnet. Da hatte sie seit 600 Tagen kein Handball mehr gespielt. „Das ist eine Zahl, die man sich gut merken kann“, sagt sie - und eine, die für eine lange Leidenszeit steht.

Am 11. März 2023 hatte sich Schönefeld beim Aufwärmen vor einem Bundesligaspiel das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Bei einer Bewegung, die sie schon tausendmal gemacht hatte, einem Eins-gegen-Eins. Die talentierte Spielmacherin und Verteidigerin verpasste die U19-EM und musste in die Reha.

Operation beim Fußspezialisten in München

Im Herbst 2023 sprach Schönefeld noch von Fortschritten und Glücksgefühlen, peilte die Rückkehr im Februar 2024 an. Doch dann kamen die Rückschläge. Schönefeld hatte Schmerzen beim Laufen, eine Zyste im rechten Knie, Probleme mit dem rechten Fuß. Ein Spezialist in München stellte einen in Fehlstellung verheilten Bruch am Fersenbein fest und operierte.

Am 11. März 2023 verletzte sich Maja Schönefeld kurz vor Beginn des Bundesligaspiels gegen Halle-Neustadt am Knie - ein Kreuzbandriss.

Am 11. März 2023 verletzte sich Maja Schönefeld kurz vor Beginn des Bundesligaspiels gegen Halle-Neustadt am Knie - ein Kreuzbandriss. Foto: Jan Iso Jürgens

Gefühlt fing für Schönefeld alles wieder von vorne an. „Es ist nicht leicht, solche Rückschläge wegzustecken“, sagt die 20-Jährige. Vor allem fehlte ihr der zeitliche Horizont für ein Comeback. „In der Reha konnten wir nur von Woche zu Woche schauen, wie mein Körper auf die Belastung reagiert.“

Schönefeld verdrängt negative Gedanken

Wenn der BSV spielte, saß sie auf der Tribüne. Wenn die Mannschaft trainierte, spulte sie ihr individuelles Programm ab. Schönefeld fragte sich: „Wozu mache ich das alles?“ Doch es gelang ihr, die negativen Gedanken beiseite zu schieben. Der Wille zum Weitermachen schien stärker.

Der BSV verlängerte mit ihr. Schönefeld startete in der Reha durch, steigerte die Belastung im Training. Vor wenigen Wochen bestand sie schließlich den von der Berufsgenossenschaft geforderten Return-to-Competition-Test und kann wieder uneingeschränkt trainieren.

Spielpraxis in der zweiten Mannschaft

Doch die Belastung war nach der langen Pause eine andere. Der Körperkontakt, das Verteidigen, die schnellen Bewegungen. Für einen Einsatz in der Bundesliga war es noch zu früh. Das bestätigt auch Trainer Dirk Leun: „Sie braucht jetzt erstmal Spielpraxis.“

Am vergangenen Sonntag war es dann soweit - nach genau 603 Tagen ohne Handball. Im Drittliga-Heimspiel des BSV II gegen Bielefeld wurde Schönefeld nach einer Viertelstunde eingewechselt. Gleich in ihrer ersten Aktion gewann sie einen Zweikampf und traf zum 10:9. Wenig später ließ sie das 12:10 und 13:11 folgen. Comeback gelungen!

Maja Schönefeld sammelt nun Spielpraxis in der zweiten Mannschaft.

Maja Schönefeld sammelt nun Spielpraxis in der zweiten Mannschaft. Foto: Jan Iso Jürgens

Schönefeld gab aber auch zu, dass sie ihr Knie noch ein wenig gespürt habe und der Einsatz anstrengend gewesen sei. „Von der Ausdauer her war ich noch nicht so weit“, sagt sie. Und auch die Aufregung war ein Faktor, schließlich sei sie seit 603 Tagen nicht mehr im „Spieltagsmodus“ gewesen.

Was sie damit meint: Dass man sich auf den Gegner vorbereiten, sich vor dem Spiel gut aufwärmen und mental präsent sein muss. „Ich musste da erst wieder reinkommen“, sagt Schönefeld.

Was sie aus der Verletzung gelernt hat

Wann sie wieder in der Bundesliga spielen wird, steht noch nicht fest. Auch Einsätze beim Partnerverein Buchholz-Rosengarten in der zweiten Liga sind laut Leun zunächst denkbar. „Wir müssen jetzt schauen, was für sie der sinnvollste Weg ist“, sagt der Trainer.

Angesichts der aktuellen Abwehrprobleme des BSV soll Schönefeld als Alternative für den Innenblock aufgebaut werden. Doch so weit dürfte sie selbst noch nicht denken - das hat sie ihre Verletzungspause gelehrt.

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