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„Wortbruch“

TA26-Protest: Rübker Anwohner werden beschimpft

Viele Anwohner der Rübker Straße fordern ein Ende der Planungen für die Straße.

Viele Anwohner der Rübker Straße fordern ein Ende der Planungen für die Straße.

Zwischen „Wortbruch“ und Frust: Die Anwohner der Rübker Straße wehren sich seit Jahren gegen einen Autobahn-Zubringer vor ihrer Haustür. Zwei Urteile haben ihre Kritik weitgehend bestätigt. Ihnen reicht das. Wieso die Planer das – noch – anders sehen.

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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 28.02.2024, 14:00 Uhr

Buxtehude. Sie sind die Menschen, die für den Widerstand gegen die Planungen stehen. Seit 2011 wehren sich viele Anwohner der Rübker Straße in Buxtehude gegen den Ausbau der Kreisstraße K40 zum Autobahn-Zubringer. „Wir haben jetzt zweimal gewonnen“, sagen sie bei einem Ortstermin mit dem TAGEBLATT. „Wieso reicht das nicht?“, fragt Anwohner Hans Wallheinecke.

Zwischen Wortbruch und Anwohnerfrust

Andere werfen Landrat Kai Seefried „Wortbruch“ vor, weil der Chef der Kreisverwaltung nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg das Verfahren nicht stoppt. Seefried hatte im Wahlkampf 2021 zugesagt, dass er eine erneute Niederlage für die Planer akzeptieren würde. Das Gericht hat nun zwar Zweifel an den Planungen formuliert, aber die Tür zum Ausbau im Gegensatz zu ihren Stader Kollegen in der ersten Instanz nicht geschlossen.

Wenn die neuen Gutachten ergeben, dass der Ausbau der K40 nach Abwägung aller Möglichkeiten nicht machbar ist, bräuchte es keine weitere Runde vor Gericht. Das hat Landrat Kai Seefried jetzt noch einmal deutlich gemacht.

Anwohner in den sozialen Netzwerken beschimpft

Für viele in Buxtehude tragen die Kläger aus der Rübker Straße die Schuld daran, dass die fertige Autobahn-Anschlussstelle Buxtehude Mitte nicht geöffnet werden kann. Besonders heftig sind die Kommentare in den sozialen Medien. Die Anwohner der Rübker Straße bekommen immer wieder zu hören, dass der Autobahnzubringer in ihren Grundbüchern stehe und sie die Grundstücke günstiger kaufen konnten. Bei einigen stimmt das, bei anderen nicht.

Eine Tastatur, die nur die K40 kennt. Anwohner Burkhard Gottschling ist sich sicher, dass es bei der Planungsbehörde in Stade nur diese Tastatur gegeben hat.

Eine Tastatur, die nur die K40 kennt. Anwohner Burkhard Gottschling ist sich sicher, dass es bei der Planungsbehörde in Stade nur diese Tastatur gegeben hat. Foto: Wisser

„Wir haben damals normale Preise gezahlt. Hier war nichts billiger“, sagt ein Anwohner. „Ich habe in den 90er Jahren 250 Euro bezahlt. Das war für Buxtehude ein normaler Preis“, sagt ein anderer. Auch der Theorie, dass die Rübker Straße seit Jahrzehnten als Zubringer festgestanden haben soll, widersprechen sie. Das sei erst im Planfeststellungsverfahren der Kreisverwaltung festgelegt worden, sagt Ulrich Felgentreu, Kläger und Sprecher der Bürgerinitiative Rübker Straße.

A26-Zubringer: Buxtehude hat alle Wege zugebaut

Das sechsjährige Verfahren startete 2011, und aus Sicht der Anwohner gibt es in den Planungen viele Fehler: enge Anwohnerstraßen, fehlender Lärmschutz, mögliche Abwägungsfehler bei der Trassenauswahl. Diese Kritikpunkte gebe es, seitdem die Planungen vorgestellt wurden. Die Richter haben vieles bestätigt.

„Wir haben den Anspruch auf eine sachgerechte Planung“, sagt Ulrich Felgentreu. Die gebe es nicht und die sei in der Rübker Straße auch nicht möglich.

Die Anwohner sehen sich als Opfer einer Buxtehuder Stadtplanung, die Jahrzehnte die Möglichkeit ignoriert hat, dass die A 26 kommt und alles zugebaut hat. Neubaugebiete sind dort entstanden, wo es jenseits von Rübker Straße und Vogelschutzgebiet mit dem Wachtelkönig Alternativtrassen gegeben hätte. Häuser, die dem Zubringer im Weg stehen, wurden in den 2000er Jahren gebaut.

Einiges lässt sich daran nicht mehr ändern. Aber: „Ab jetzt ist das mein Projekt“, sagt Landrat Kai Seefried, der seit Anfang 2022 Chef der Kreisverwaltung ist. Bisher hatte er keine Handlungsoptionen. Das vierjährige Warten auf das Lüneburger Urteil blockierte jeden Fortschritt.

Eine Tastatur, die nur die K40 kennt. Anwohner Burkhard Gottschling ist sich sicher, dass es bei der Planungsbehörde in Stade nur diese Tastatur gegeben hat.

Eine Tastatur, die nur die K40 kennt. Anwohner Burkhard Gottschling ist sich sicher, dass es bei der Planungsbehörde in Stade nur diese Tastatur gegeben hat. Foto: Wisser

Zeitenwende: Landrat spricht mit den Anwohnern

„Ich suche eine einvernehmliche Lösung mit allen Beteiligten“, sagt Kai Seefried. Das Ziel, Buxtehude an die Autobahn anzuschließen, verfolgt er weiter. Es gebe jetzt die Möglichkeit, in einem Planänderungsverfahren die Planungsfehler zu heilen.

„Ob das funktionieren kann, prüfen wir ergebnisoffen“, so Seefried. Der Landrat hat sich bereits mit Ulrich Felgentreu getroffen. „Im Umgang mit uns ist das eine Zeitenwende“, sagt der BI-Sprecher. Im ersten Verfahren habe es abseits formaler Vorgaben keine Versuche gegeben, auf die Anwohner zuzugehen, so Felgentreu.

Landrat und Kreispolitik müssen die Planungen fortsetzen, wenn die neue Autobahn-Anschlussstelle Buxtehude Mitte jemals geöffnet werden soll. Neben der Rübker Straße gibt es nur die Ortsumgehung am oder zum Teil auch im Naturschutzgebiet als Alternative. Diese hat juristisch nur Aussicht auf Erfolg, wenn sicher ist, dass die Rübker Straße nicht ausgebaut werden kann. Die Lüneburger Richter und die Juristen der Kreisverwaltung haben dies bestätigt.

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