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Neubau

TGaststätte in Bargstedt wird abgerissen: Das sind die Pläne für das Areal

Investor Christoph Höft, Unternehmer aus Bargstedt, und Projektleiterin Sarah Meier vom Architekturbüro 2Punkt1 aus Harsefeld zeigen eine Visualisierung der neuen Mühlen-Ansicht.

Investor Christoph Höft, Unternehmer aus Bargstedt, und Projektleiterin Sarah Meier vom Architekturbüro 2Punkt1 aus Harsefeld zeigen eine Visualisierung der neuen Mühlen-Ansicht. Foto: Fehlbus

Noch ein großer Baustein für Bargstedts Dorfentwicklung: Eine traditionsreiche Gaststätte ist bald Geschichte. Der hochwertige Ersatz entsteht gleich nebenan.

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Von Miriam Fehlbus
Samstag, 23.11.2024, 11:50 Uhr

Bargstedt. Wer in Bargstedt groß geworden ist, für den war an dieser Stelle schon immer eine Gaststätte. Gegründet von Johann Dammann wechselte sie mehrmals der Betreiber. Zwischenzeitlich war sie eine brauereieigene Gaststätte der Elbschloß-Brauerei.

Seit einigen Jahrzehnten ist ein griechisches Restaurant hier zu finden. Aber die Tage des Gebäude-Ensembles sind gezählt. Am Ende wird nur der unscheinbare Backsteinbau erhalten bleiben - glanzvoller als je zuvor.

Beim Hunde-Spaziergang Umbaupläne geschmiedet

Die Pläne stammen von Investor Christoph Höft. Der Bargstedter ist direkt neben der alten Mühle im Schatten der Kirche aufgewachsen. Irgendwann hat sich der 46 Jahre alte Unternehmer in das Backsteingebäude verliebt.

„Immer wenn ich mit dem Hund spazierengegangen bin, habe ich gedacht, wenn ich das Haus mal kaufen könnte, würde ich es umbauen“, sagt Höft. Schließlich kam der Tag. Christoph Höft brauchte aber noch ein bisschen Zeit, sich an die Restaurierung und den Umbau zu wagen.

Dorfentwicklungsprogramm gibt Anstoß für weitere Planung

Den letzten Rest Überzeugung brachte die Aufnahme Bargstedts in das niedersächsische Förderprogramm für Dorfentwicklung, auch wenn Privatleute im Vergleich zur Kommune nur einen Bruchteil der Kosten verrechnen können.

Es ist ein Herzensprojekt des Bargstedters, weiß auch Gemeinde-Bürgermeister Ulrich Rathjens (SPD). „Ich würde mir wünschen, dass es mehr Bargstedter gibt, die Förderanträge in Anspruch nehmen“, sagt er.

Einzigartige Sichtachsen - Auch im Bereich der Mühle

Anfang dieses Jahres gab es im Heimathaus einen Workshop mit 70 Bürgern. Die 2000-Einwohner-Gemeinde plant seitdem weiter als viele Dörfer es jemals könnten: Der Umstand, dass ein Betrieb aus der Ortsmitte gegangen ist und eine große, leere Fläche zurückgelassen hat, eröffnet ganz neue Möglichkeiten mit altem Bestand: Zahlreiche Fachwerkhäuser im Ortskern, eine alte Pflasterstraße und die Feldsteinkirche bieten einzigartige Sichtachsen. Auch die alte Mühle gehört dazu.

So sah die Gaststätte um 1930 aus. Zwischen Mühle und Gaststätte hindurch ging es zu einem Bäckerladen im hinteren Bereich.

So sah die Gaststätte um 1930 aus. Zwischen Mühle und Gaststätte hindurch ging es zu einem Bäckerladen im hinteren Bereich. Foto: Archiv

Eine weitere Sichtachse wird entstehen, wenn die jetzige Gaststätte mit Fachwerkandeutung abgerissen ist. Ein neues Gebäude soll hier nicht gebaut werden, sagt Christoph Höft.

Alter Mühlstein bekommt besonderen Platz

Der an dieser Stelle sehr schmale Fußweg wird angepasst. Über den Parkplatz, der stattdessen geplant ist, sind dann die Kirche und ein Reetdachhaus zu sehen.

Die alte Mühle, hier in den 1970er Jahren fotografiert, war laut Chronik die erste öffentliche Mühle in Bargstedt.

Die alte Mühle, hier in den 1970er Jahren fotografiert, war laut Chronik die erste öffentliche Mühle in Bargstedt. Foto: Höft

Im Gebäude der alten Mühle steht noch der Mühlstein, sagt Christoph Höft. Er soll im fertiggestellten Gebäude einen besonderen Platz bekommen - vielleicht im Restaurant, das im Untergeschoss geplant ist. Im Obergeschoss sollen vier Wohnungen entstehen, mit Größen zwischen 65 und 115 Quadratmetern Wohnfläche. Zugang und Parkplätze für diese Wohnungen sind von der Rückseite gen Kirche geplant.

Außengastronomie mit Begrünung statt Parkplatz

Der Eingang ins Restaurant soll von der Poststraße aus erfolgen, ungefähr dort, wo einst die Laderampe der Mühle war. Wo jetzt Autos parken, werden mit Bepflanzung abgegrenzte Sitzbereiche für Außengastronomie entstehen. Wer einmal in das Restaurant ziehen wird, steht noch nicht fest. Es gibt aber mehrere Interessenten.

So soll sie später aussehen: Die alte Mühle in Bargstedt wird mit einem kleinen Veranstaltungssaal zum neuen Anlaufpunkt.

So soll sie später aussehen: Die alte Mühle in Bargstedt wird mit einem kleinen Veranstaltungssaal zum neuen Anlaufpunkt. Foto: 2Punkt1

Bis auf die Verlegung der Parkflächen wird sich das Gebäude äußerlich kaum verändern, nur im Dach werden einige Fenster für mehr Licht sorgen. Projektleiterin Sarah Meier vom planenden Architekturbüro 2Punkt1 aus Harsefeld hat alles so berechnet und gezeichnet, dass jede Fenster- und Toröffnung an ihrer Stelle bleibt - eine besondere Herausforderung, weiß ihr Chef Lars Kratzenberg.

Das Gebäude soll das Gebäude bleiben: Keine Kopie

Die größte Herausforderung aber kommt erst noch, wenn die Arbeiten beginnen. Die Klinkerstein-Mauern werden stehen bleiben, das Gebäude von innen komplett entkernt. Um den modernen energetischen Standard zu erreichen, wird die Wand mit der nachträglichen Dämmung von innen her neu aufgebaut. Wichtig ist allen Beteiligten: Das Gebäude soll das Gebäude bleiben und keine Kopie, auch wenn Abriss und Wiederaufbau einfacher wären. Isoliertes Fensterglas und Heizung dagegen werden hochmodern: Ein Nahwärmenetz ist vor Ort vorhanden.

Mühle und Getreidesilos: Eine gemeinsame Geschichte

Die alte Mühle in Bargstedt war die erste öffentliche Mühle im Ort. Dass auch die neue Freifläche an der Landstraße indirekt mit dieser Mühle zusammenhängt, macht die Planung für Bargstedts neue Mitte noch interessanter. In den 30er Jahren verpachtete Johann Dammann seine Mühle an Wilhelm Holsten.

Dieser hatte zwar auch noch eine Gastwirtschaft mit Laden, aber der Mühlen- und Futtermittelbetrieb wuchs sehr erfolgreich. So entstanden schließlich die Getreidesilos und ein Turm mit Trocknung, die letztlich bis zu diesem Frühjahr den Blick auf die Kirche versperrten.

Kreisverkehr und neuer Einkaufsmarkt an zentraler Stelle

Für den durch den Abriss frei gewordenen Bereich wurde noch im Frühjahr ein Bebauungsplan aufgestellt. Die Ideen aus dem Workshop wurden vom Planungsbüro zusammengefasst.

Ein Kreisverkehr auf Bargstedts größter Kreuzung, das war der Wunsch vieler Besucher des Workshops im Januar. Der Kreuzung von Poststraße gen Frankenmoor und Bahnhof sowie Landstraße solle damit die Gefährlichkeit genommen werden. Wegen schlechter Einsichtmöglichkeit bei teils überhöhter Geschwindigkeit auf der L123 kommt es immer wieder zu Verkehrsunfällen.

Im November 2022 krachte zuletzt ein Auto in eine Hauswand. Ein Kreisel könnte die Situation im gesamten Bereich bis zum Ortsausgang beruhigen, so die Hoffnung.

Investor für Verbrauchermarkt und Dorfplatz

Der Kreisel ist in den verschiedenen Varianten des Planungsbüros eingezeichnet, wird aber kaum der erste Schritt der Gemeinde sein, die dank des Programms für Dorfentwicklung auf nicht unerhebliche Fördergelder setzen kann. Die Idee eines Dorfplatzes mit Nahversorger in der neuen Ortsmitte hat es in die Folgenutzungskonzeption geschafft. Mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche und 50 Stellplätzen wurde zunächst geplant. Alles hängt aber von einem Investor ab. Namen werden öffentlich noch nicht genannt.

Alte Mühle: Warten auf die Baugenehmigung

Vor neuen Bauprojekten in der Bargstedter Ortsmitte könnte so zuerst noch ein weiterer Abriss stehen, der des zweiten Gebäudes an der Poststraße. Für die alte Mühle hat Christoph Höft bereits den Bauantrag gestellt, wenn es nach ihm geht, soll es so bald wie möglich losgehen.

Die alte Mühle in Bargstedt ist das vordere Gebäude, das Gebäude der Gaststätte dahinter wird abgerissen und gibt den Blick auf die Kirche und ein Reetdachhaus frei.

Die alte Mühle in Bargstedt ist das vordere Gebäude, das Gebäude der Gaststätte dahinter wird abgerissen und gibt den Blick auf die Kirche und ein Reetdachhaus frei. Foto: 2Punkt1

„Es wäre schön, wenn wir mit dem Projekt in guter Witterung anfangen können“, sagt Höft und blickt auf das nächste Frühjahr. Architekten und Investor hoffen, dass möglichst schnell die Baugenehmigung vorliegt.

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