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Denkmalpflege

TAbthaus in Buxtehude: Wie der Heimatverein ein Stück Stadtgeschichte bewahrt

Ein Banner mit Schleife weist auf die Fassadensanierung am Abthaus in der Buxtehuder Altstadt hin.Gefache des Mauerwerks haben sich gelockert.

Ein Banner mit Schleife weist auf die Fassadensanierung am Abthaus in der Buxtehuder Altstadt hin.Gefache des Mauerwerks haben sich gelockert. Foto: Sulzyc

Einst Wohnsitz von Kirchenfürsten, dann Schankwirtschaft und heute Restaurant - das Abthaus in der Buxtehuder Altstadt hat eine spannende Historie. In den nächsten drei Monaten wird die Fassade saniert.

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Von Thomas Sulzyc
Samstag, 20.07.2024, 19:20 Uhr

Buxtehude. Die mehrere Hundert Jahre alten Gebäude in der Altstadt geben der Hansestadt Buxtehude ein unverwechselbares Antlitz. Eines von ihnen ist das Abthaus, das vor rund 400 Jahren errichtet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es baufällig und 1975/1976 dann nahezu unverändert wiederaufgebaut.

An dem Baudenkmal haben jetzt wieder Arbeiten begonnen - zur Fassadensanierung. Voraussichtlich drei Monate werden sie dauern.

Restaurant bleibt während der Bauzeit geöffnet

Während der Bauzeit bleibt das Restaurant Abthaus ohne Einschränkungen offen, da es in den Innenräumen zu keinen Umbauten kommt.

Eigentümerin des Abthauses ist der Heimat- und Geschichtsverein Buxtehude. Denkmalschutz und Denkmalpflege sind wichtige Vereinszwecke.

Zusätzlich zum Abthaus gehören dem Verein drei weitere Baudenkmäler in der Altstadt, die das Stadtbild prägen: der Marschtorzwinger, das Haus Fischerstraße 3 und das Haus Stavenort 16. Die Mitglieder kümmerten sich ehrenamtlich, betont der Vorsitzende Dr. Martin C. Lockert in einer Mitteilung.

Das sind die Schäden an der Fassade

Trotz regelmäßiger Instandhaltungsmaßnahmen weise die Fassade des Abthauses mittlerweile erhebliche Schäden auf. Gefache haben sich gelockert. Ein Gefach bezeichnet im Holzfachwerkbau das Feld zwischen den Holzbalken einer Wand, das durch Ausfachung, Fenster oder Tür geschlossen wird. „Gefache des Abthauses neigen sich in Richtung des Gehweges“, erklärt Architekt Christoph Frenzel.

Der Grund dafür sei, dass das Holz schrumpft. Möglicherweise führten auch die vom Straßenverkehr ausgelösten Erschütterungen zu Schäden an der Fassade, sagt der Architekt. Das Büro Frenzel & Frenzel mit Sitz in Buxtehude betreut die Baumaßnahme.

Das passiert bei den Sanierungsarbeiten

Bei der Fassadensanierung werden längliche Einkerbungen, in der Fachsprache Nut genannt, eingefräst. Sie verleihen den Gefachen Stabilität. Die am Abthaus verbauten Steine können nicht wiederverwendet werden. „Wir haben aber andere alte Steine, die wir einsetzen werden“, sagt Frenzel.

Auch diese Konsole mit Figuren wird saniert. Ein vorspringendes Tragelement heißt im Bauwesen Konsole.

Auch diese Konsole mit Figuren wird saniert. Ein vorspringendes Tragelement heißt im Bauwesen Konsole. Foto: Frenzel & Frenzel

Bei der Verfugung kommt Muschelkalk zum Einsatz. Das Material gilt als erste Wahl bei der Restaurierung alter Gebäude. Vorgesehen sei zudem, die Fresken, das sind Wandmalereien, und die Zierhölzer zu erneuern. Baufällige Fachwerkhölzer werden repariert und instand gesetzt.

Das kostet die Fassadensanierung

Nur mit der Unterstützung mehrerer Förderer ist der Heimat- und Geschichtsverein imstande, die Arbeiten zu finanzieren. Fördermittelgeber tragen nach Angaben des Vereins mehr als 50.000 Euro bei.

Beteiligt sind der Landkreis Stade und die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung. Zusätzlich fördern die Buxtehuder Else- und Heinrich-Klindworth-Stiftung und die Hansestadt Buxtehude die Restaurierung des Abthauses. Insgesamt kostet die Fassadensanierung 82.500 Euro.

Die Geschichte des Abthauses reicht bis in das Jahr 1399 zurück. In dem Jahr erwarb der Erzabt Gerlach Schulte das Grundstück beim Kirchhof St. Petri und baute vermutlich bald darauf ein Stadthaus. Aus dieser Zeit des Spätmittelalters ist der Keller mit den großen Findlingen und den Mauersteinen im Klosterformat erhalten geblieben.

Sitz von Kirchenfürsten mit bischöflichen Würden

Seinen Namen hat das Abthaus von den Äbten des Benediktiner-Klosters Harsefeld. Dieses war eines der ältesten und bedeutendsten geistlichen Zentren im Raum zwischen Niederelbe und Unterweser. Die Oberen, Erzäbte genannt, waren dem Papst direkt unterstellt und traten mit bischöflichen Würden auf.

Diese Aufnahme des Abthauses in der Buxtehuder Altstadt stammt aus dem Jahr 1958.

Diese Aufnahme des Abthauses in der Buxtehuder Altstadt stammt aus dem Jahr 1958. Foto: Heimat- und Geschichtsverein

Das Abthaus wurde wegen Baufälligkeit während des Dreißigjährigen Krieges 1625 neu erbaut. Erzabt Paridon Korff ließ ein neues giebelständiges Dielenhaus errichten. Diese Grundstruktur hat bis heute überdauert. 1648 kam das Gebäude in Privathand, seit 1800 wurde es als Schankwirtschaft genutzt.

Abdrücke von Hundepfoten auf dem Fußboden

Der Heimatverein baute das Haus, in dem sich heute ein Restaurant befindet, in den Jahren 1975 und 1976 nahezu unverändert wieder auf.

Bei der Untersuchung des Baugrunds wurde der originale Fußboden wiedergefunden und im Erdgeschoss eingebaut. Kurios: Bei seiner Entdeckung trug der Fußboden Abdrücke von Hundepfoten.

Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Abthaus bewahrt der Heimat- und Geschichtsverein ein weiteres Stück Stadtgeschichte: Im Spätherbst beginnt er mit den Arbeiten an der rückwärtigen Fassade des Hauses Fischerstraße 3.

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