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TAirbus: Bester Fluggerätmechaniker heißt Otis Jaudszim

Otis Jaudszim lernte in seiner Ausbildung die Genauigkeit zu schätzen, die er ohnehin als perfektionistisch veranlagter Mensch nicht ablegen kann. So ist es kein Wunder, dass er zu den Besten seines Fachs gehört.

Otis Jaudszim lernte in seiner Ausbildung die Genauigkeit zu schätzen, die er ohnehin als perfektionistisch veranlagter Mensch nicht ablegen kann. So ist es kein Wunder, dass er zu den Besten seines Fachs gehört. Foto: Hippler

Geduld, Ausdauer, Fleiß, Engagement und Perfektionismus scheinen das Rezept für eine erfolgreiche Handwerksausbildung zu sein. In einem Punkt widerspricht der bundesbeste Auszubildende Otis Jaudszim, der bei Airbus arbeitet.

Von Stefan Alexander Hippler Freitag, 14.02.2025, 10:55 Uhr

Nordenham. Otis Jaudszim setzte sich zusammen mit rund 200 anderen Auszubildenden aus anderen Berufen unter 250.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. „Ganz real kam mir die Ehrung nicht vor, aber ich bin stolz, es geschafft zu haben“, sagt der junge Mann, der dankbar auf seine Schullaufbahn am Gymnasium zurückblickt. Dort wurde schließlich der Grundstein für seinen beruflichen Werdegang gelegt.

In der Schule fielen dem 23-Jährigen die naturwissenschaftlichen Fächer leicht. Was er im Unterricht lernte, half ihm in der Ausbildung, die technischen Zusammenhänge zu verstehen. Während seines dualen Maschinenbaustudiums entdeckte Otis Jaudszim seine Passion für den Bereich Produktionstechnik, auch wenn das, wie er sagt, „ein trockenes Fach mit viel Theorie“ sei.

„An der Jade Hochschule Wilhelmshaven, an der ich aktuell studiere, hatte ich einen Dozenten, der das Fach greifbar vermitteln konnte“, sagt Otis Jaudszim und erläutert: „Er hat ein Talent dafür, Anekdoten aus seiner Praxiserfahrung zu erzählen. So gelingt es ihm, viele Themen sehr anschaulich darzustellen.“

Ein Auslandssemester bei Airbus in Toulouse

Der 23-Jährige konzentriert sich am Airbus-Standort in Nordenham insbesondere auf die Fertigungstechnik und arbeitet seit Kurzem in der Instandhaltung. „In diesem Bereich werden alte Maschinenanlagen modernisiert und beispielsweise mit neuen Sensoren ausgestattet“, sagt Otis Jaudszim. Er sucht derzeit ein Thema für seine Bachelorarbeit, in der er aller Voraussicht nach den Bereich der IT beleuchten wird.

Während seiner dualen Ausbildung konnte Otis Jaudzsim bereits ein Auslandssemester in Toulouse verbringen und war von den Dimensionen des A 380 beeindruckt. „Je größer, desto interessanter“, findet der Fluggerätmechaniker. Das Interesse für das Handwerk liegt bei ihm in der Familie. Sein Vater arbeitet seit 40 Jahren im Nordenhamer Airbus-Werk. Er nahm ihn als Kind während eines Familientags im Werk mit zu seinem Arbeitsplatz, woraufhin Otis Jaudszim, laut Erinnerung seiner Mutter, voller Begeisterung gefragt haben soll: „Das darfst du den ganzen Tag machen?“

Bei einem Auslandssemester in Toulouse war Otis Jaudszim beeindruckt von den Dimensionen der A380.

Bei einem Auslandssemester in Toulouse war Otis Jaudszim beeindruckt von den Dimensionen der A380. Foto: Hoppe

Nicht nur im Werk kann sich die Familie Jaudszim für das Handwerk begeistern. In der heimischen Garage wird an Fahrrädern geschraubt. Und wenn im Haus Renovierungsarbeiten anstehen, braucht die Familie oftmals keinen Handwerker, sondern macht es selbst. Die Leidenschaft fürs Handwerk zieht sich durch die Familie: Otis Jaudszim hat noch zwei ältere Brüder, von denen einer ebenfalls im Metallbereich tätig ist.

Mit Kreativität zur Lösung eines Problems

Otis Jaudszim sagt von sich, dass er von Natur aus perfektionistisch veranlagt sei. In seinem Job ist das wichtig. „Im Flugzeugbau sind kaum Toleranzen erlaubt. In der Lehrwerkstatt wurde stets auf Genauigkeit geachtet.“

Allein das Augenmaß beim Flugzeugbau reicht nicht aus. Da braucht es schon einen Messschieber, um exakt zu sein.

Allein das Augenmaß beim Flugzeugbau reicht nicht aus. Da braucht es schon einen Messschieber, um exakt zu sein. Foto: Hippler

Doch manchmal, so reflektiert der Fluggerätmechaniker, schränke ihn sein perfektionistisches Verhalten ein, als ihm dazu ein Paradoxon einfällt: „Ich versuche so genau wie nötig und ungenau wie möglich zu sein.“

Kreativen Ausgleich zum Job findet Otis Jaudszim im Zeichnen. Körperlich austoben kann er sich beim Volleyballtraining an der Hochschule. So scheint das Patentrezept für den Erfolg zu sein – Interesse, Kreativität, Fleiß und Freude an der Genauigkeit.

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