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Flugzeugbau

TAirbus vor neuem Auftragsrekord – Nordwerke profitieren stark

André Walter, Geschäftsführer der Airbus Aerostructures GmbH, geht von Hunderten neuen Jobs aus.

André Walter, Geschäftsführer der Airbus Aerostructures GmbH, geht von Hunderten neuen Jobs aus. Foto: Marcus Brandt/dpa

Zieleinlauf bei Airbus: Das Auslieferungsziel von 720 Fliegern ist fast erreicht. Bis in die letzten Stunden des Jahres wird gearbeitet - und die Aussichten für 2024 sind glänzend.

Von Wolfgang Stephan Freitag, 29.12.2023, 09:40 Uhr

Finkenwerder. Airbus im Höhenflug: Das Erreichen der avisierten 720 Auslieferungen in diesem Jahr ist nicht nur sportlich für die Produktion zu werten, es ist ein Richtwert, der für die Börsianer eine große Bedeutung hat. Die Aktie von Airbus zählt im laufenden Jahr mit einer Steigerung um rund 30 Prozent und einem Allzeithoch von 142,70 Euro am 12. Dezember ohnehin zu den Erfolgsstorys an der Börse.

Mit Tendenz nach oben, darüber sind sich die Analysten in diesen Tagen einig, denn eine hohe Fertigungsrate und ein neues Rekordhoch bei den Bestellungen werden in der Jahresbilanz des Konzerns stehen.

Indische Fluggesellschaft ordert 500 Flieger

Airbus hat damit die Pandemie und deren Auswirkungen deutlich überwunden. Besonders die Bestellungen für die Single Aisle-Jets der Airbus A320neo-Familie haben in diesem Jahr ein Rekordniveau erreicht. Höhepunkt war der Auftrag der indischen Fluggesellschaft IndiGo, die bei der Luftfahrtmesse im Juni in Paris 500 Flieger der A320-Familie orderte. Es war der größte Einzelkaufvertrag in der Geschichte der kommerziellen Luftfahrt.

Mitte Dezember orderte Turkish Airlines 220 Airbus-Jets, darunter 150 vom Typ A321neo. Wenige Tage später kündigte die britische Airline easyJet die Bestellung von 157 A320neo-Flugzeugen an. Komplementiert wurde die Auftragsflut kurz vor Weihnachten durch die Lufthansa, die 40 Flieger des kleinen A220 orderte, ein vielfach unter dem Radar stehender Flugzeugtyp für die Kurzstrecken mit rund 150 Passagieren, das in Mobile in den USA endmontiert wird. Airbus hat allein im Dezember 417 neue Festaufträge erhalten. Damit wird es einen neuen Verkaufsrekord geben, der zuletzt im Jahre 2014 mit 1.796 Bestellungen erreicht wurde. Bis Ende November 2023 standen 1.512 Bestellungen im Auftragsbuch.

Fertigungsrate soll noch einmal gesteigert werden

Obwohl es keine Wasserstandsmeldungen zu den Auslieferungen gibt, zeichnet sich in diesen Tagen das Erreichen des Jahresziels von 720 ausgelieferten Fliegern ab. Airbus hat von Januar bis November 623 Flugzeuge ausgeliefert, 97 Übergaben müssen es demnach noch im Dezember sein.

Die Konsequenz dieser Entwicklung ist eine weitere Steigerung der Fertigungsrate, die derzeit noch bei rund 50 Fliegern der A320-Familie liegt und bis 2026 auf 75 Jets pro Monat steigen soll. Die Flieger kommen bisher zur Hälfte aus den Fertigungslinien in Finkenwerder, ein großer Teil aus Toulouse und ein kleiner Teil aus den Endmontagelinien in Tianjin (China) und Mobile in den USA. Am Donnerstag wurde der erste Airbus A321neo aus einer neuen Endmontagelinie in Toulouse an die türkische Pegasus Airlines ausgeliefert.

Beschäftigungsgarantie für die Nordwerke

Für die Beschäftigten in den Nordwerken von Airbus an Elbe und Weser bedeuten die Rekordzahlen des Jahres 2023 eine Beschäftigungsgarantie, denn rund 80 Prozent der Bestellungen beziehen sich auf die Flugzeuge der A320-Familie. Zudem gibt es aber auch eine gesteigerte Nachfrage und damit eine höhere Produktionsrate der Langstreckenflieger A330 und A350.

„Wenn unsere Produktionsraten steigen, partizipieren alle norddeutschen Werke maßgeblich davon. Denn wir produzieren die Rumpfschalen in Nordenham, die hintere Rumpfsektion in Hamburg und die Seitenleitwerke für alle Flugzeuge in Stade, egal wo diese endmontiert werden“, sagt Airbus-Aerostructure-Chef André Walter. Er geht davon aus, dass im nächsten Jahre einige hundert zusätzliche Arbeitskräfte in den Nordwerken gebraucht werden.

  • Fehlende Schraubenmutter bringt Flugzeugbauer Boeing in Bedrängnis

Der US-Flugzeugbauer Boeing kommt nicht zur Ruhe - dieses Mal geht es um einen Bolzen im Ruderkontrollsystem des Modells 737 MAX. Die US-Luftfahrtbehörde FAA forderte die Betreiber jüngerer Einzelgang-Flugzeuge in einer Mitteilung vom Donnerstag dringend dazu auf, bestimmte Spurstangen zur Kontrolle von Ruderbewegungen auf den Verlust von Teilen zu untersuchen. Einer internationalen Fluggesellschaft war zuvor im Rahmen einer Routinewartung eine fehlende Schraubenmutter an einem Bolzen aufgefallen.

Anleger reagierten enttäuscht auf die Neuigkeiten. Der Boeing-Kurs sackte am Dow-Ende um knapp ein Prozent ab. (rie/dpa)

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