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Flugzeugbau

Airbus lotet Staatskredite aus – Neuausrichtung in der Zukunft

Guillaume Faury, Vorstandsvorsitzender Airbus SE.

Guillaume Faury, Vorstandsvorsitzender Airbus SE. Foto: Brandt/dpa/Archiv

Ein neuer Mittelstreckenflieger soll her, der Verkaufsschlager A320neo auslaufen. Airbus-Chef Guillaume Faury bezieht Stellung zu den Finanzen.

Von dpa Dienstag, 05.12.2023, 13:35 Uhr

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Hamburg. Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus will für die Entwicklung seines nächsten Mittelstreckenjets möglicherweise wieder europäische Staaten um Finanzhilfe bitten. Der Konzern könnte die Unterstützung der Regierungen benötigen, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury im Interview mit der „Financial Times“ am Dienstag.

Der Hersteller will im nächsten Jahrzehnt eine neue Generation von Mittelstreckenjets mit geringerem Spritverbrauch an den Start bringen, die die stark gefragte Modellfamilie A320neo ablösen soll. Zudem will Airbus bis 2035 einen kleineren Passagierjet mit Wasserstoffantrieb entwickeln.

Airbus: Gewaltiger Auftragsbestand

Die Entwicklung der neuen Flugzeugtypen dürfte den Dax-Konzern nach früheren Aussagen jeweils einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag kosten. Laut Faury steht Airbus zwar finanziell gut genug da, um beide Vorhaben aus eigener Kraft zu stemmen. So saß der Konzern zuletzt auf einem Auftragsbestand über rund 8000 Passagier- und Frachtjets.

Dennoch denkt Faury darüber nach, wie die Regierungen die Entwicklung unterstützen könnten - um die Dekarbonisierung des Luftverkehrs zu ermöglichen.

Airbus muss im Dezember noch fast 100 Jets ausliefern

Airbus muss sich bei seinen Jet-Auslieferungen im Dezember sputen. Im Weihnachtsmonat müssen noch 97 Verkehrsflugzeuge den Weg zu ihren Käufern finden, damit der Hersteller sein Jahresziel von 720 Maschinen erreicht. Im November lieferte der Dax-Konzern 64 Flugzeuge aus und damit sieben weniger als im Oktober, wie er am Dienstagabend mitteilte. Nach den ersten elf Monaten summieren sich die Auslieferungen damit auf 623 Maschinen.

Dass sich die Flugzeug-Auslieferungen zum Jahresende hin ballen, hat bei Airbus Tradition. So versucht das Management, kurz vor Schluss seine Jahresziele zu erreichen oder zu übertreffen. Im Dezember 2022 hatte der Hersteller 98 Maschinen an seine Kunden übergeben. Dennoch hatte Airbus-Chef Faury sein bereits gekapptes Auslieferungsziel für 2022 wegen gravierender Engpässe in den Lieferketten streichen müssen.

An Bestellungen mangelt es Airbus weiter nicht. Im November holte der Hersteller Aufträge über 113 Flugzeuge herein, musste aber auch 52 Stornierungen hinnehmen.

Flughafen Hamburg tritt Wasserstoff-Netzwerk von Airbus bei

Der Hamburger Flughafen ist zuvor als erster Airport in Deutschland einem internationalen Airbus-Netzwerk für den Aufbau einer Infrastruktur für die wasserstoffgetriebene Luftfahrt beigetreten. Zu weiteren Partnern, die Airbus zu der Kooperation eingeladen hat, zählen Flughäfen in Frankreich, Singapur, Japan und Neuseeland.

„Wir freuen uns, dass sich der Hamburger Flughafen bei den entscheidenden Vorbereitungen für eine Energiewende in der Luftfahrt auf Augenhöhe mit internationalen Drehkreuzen wie Paris Charles de Gaulle oder Changi Airport Singapur befindet“, sagte der Chef des fünftgrößten deutschen Flughafens, Michael Eggenschwiler, bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung.

Der weltgrößte Flugzeughersteller arbeitet in dem „Hydrogen Hub at Airports“ genannten Netzwerk mit Flughäfen, Airlines und Unternehmen aus dem Energiesektor zusammen. Hamburg ist für die Entwickler bei Airbus ein günstiger Standort, weil in Finkenwerder das nach Toulouse in Frankreich zweitgrößte Airbus-Werk liegt.

Nicole Dreyer-Langlet, Mitglied der Geschäftsführung Airbus Deutschland, und Michael Eggenschwiler, Geschäftsführer am Hamburg Airport bei der Vertragsunterzeichnung.

Nicole Dreyer-Langlet, Mitglied der Geschäftsführung Airbus Deutschland, und Michael Eggenschwiler, Geschäftsführer am Hamburg Airport bei der Vertragsunterzeichnung. Foto: Ulrich Perrey/dpa

Flughafen Hamburg tritt Wasserstoff-Netzwerk von Airbus bei

Airbus arbeitet derzeit unter dem Projektnamen ZEROe an einem Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb, das bis 2035 für den Einsatz bei Fluggesellschaften bereit sein soll. „Grün“ erzeugter Wasserstoff als Ersatz für fossile Brennstoffe gilt als einer der Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel.

So sieht die Zukunft des Fliegens aus: ein Konzeptmodell eines ZEROe-Flugzeugs von Airbus.

So sieht die Zukunft des Fliegens aus: ein Konzeptmodell eines ZEROe-Flugzeugs von Airbus. Foto: Ulrich Perrey/dpa

Der Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff in der Luftfahrt setzt eine komplett neue Infrastruktur an möglichst vielen Airports voraus. „Nur wenn am Ende ein ausreichend großes Netz an Wasserstoff-Flughäfen vorhanden ist, werden die Airlines entsprechende Flugzeuge bestellen und Verbindungen planen“, sagte Eggenschwiler. „Als erster deutscher Flughafen in dem internationalen Netz investiert der Hamburger Flughafen damit auch in seine zukünftige Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt.“

Hamburg wird Drehscheibe für eine neue Wasserstoff-Infrastruktur

Der Hamburger Flughafen bereitet sich schon heute darauf vor. „Der Flughafen Hamburg hat schon sehr viel Erfahrung mit dem Thema Wasserstoff-Infrastruktur und ist Vorreiter bei diesem Thema“, sagte Nicole Dreyer-Langlet, die in der Geschäftsführung von Airbus in Deutschland für das Thema Forschung und Technologie verantwortlich ist. „Die Abfertigung von Flugzeugen mit Wasserstoff-Antrieb soll genauso alltäglich werden wie heute das Tanken mit Kerosin. Wir leisten dazu unseren Beitrag als Flugzeughersteller, sind aber dazu auf das perfekte Zusammenspiel mit den Spezialisten an den Airports angewiesen.“

Ein modernes Flugtaxi mit Wasserstoffantrieb.

Ein modernes Flugtaxi mit Wasserstoffantrieb. Foto: Ulrich Perrey/dpa

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