TAls man lebendige Dackel aus dem Quelle-Katalog bestellen konnte

Unglaublich: Für kurze Zeit gab es im Quelle-Katalog sogar Hundewelpen auf Bestellung. Foto: Fehlbus
Wie Wählscheibentelefon und Videokassette sind diese Werbe-Wälzer von der Bildfläche verschwunden. Früher waren Versandhauskataloge der Hit - sogar mit Rassehunden im Angebot.
Harsefeld. Mit der neuen Sonderausstellung unter dem Titel „Kataloge - Das Amazon der 1950er bis 2000er Jahre“ blättert das Museum Harsefeld zurück in die Ära der Versandhauskataloge. Einfach bestellen und nach Hause liefern lassen - das gab es schon lange vor dem Onlinehandel.
Was heute auf Knopfdruck übers Internet läuft, wurde früher aus dem Katalog von Neckermann, Otto, Quelle und Co. geordert. Die Versandhäuser sind geblieben, aber die gedruckten Kataloge sind von Shoppingportalen abgelöst worden.
Aus dem Katalog gab es fast alles zu kaufen
Schon damals ließen die Versandhäuser kaum Wünsche offen. Ob aktuelle Mode, Haushaltsgeräte oder eine ganze Zimmereinrichtung - aus dem Katalog gab es fast alles zu kaufen.
Die Werbe-Wälzer waren fast in jedem Haushalt zu finden und brachten das Einkaufszentrum aufs Land. „Auf dem Dorf hatten wir nichts anderes als den Katalog“, erzählt Privatsammlerin Monika Freund.

Stolzer Fundus: Zu den aufgeschlagenen Katalogseiten hat Monika Freund die passenden Retrostücke ausgestellt. Foto: Weselmann
Für Generationen von Kindern war der Katalog noch viel mehr als eine Angebotsübersicht. Aus den Seiten wurde fleißig ausgeschnitten, um daraus eine Spielwelt zu zaubern.
Und bei den Töchtern von Monika Freund dienten die Kataloge noch einem anderen Zweck „Da wurden im Herbst schon die Weihnachtswünsche angekreuzt“, erinnert sich Bianca Freund.
Museum Harsefeld zeigt die Konsumwelt von damals
Für die aktuelle Ausstellung zur Geschichte der Versandhauskataloge hat Privatsammlerin Monika Freund Seiten aus den verschiedenen Jahrzehnten aufgeschlagen, umrahmt von original Produktbeispielen.
Dabei spiegeln die Kataloge auf bemerkenswerte Weise die Entwicklung des deutschen Wirtschaftswunders und geben einen Überblick zu den Trends der wachsenden Konsumwelt.

Geformt wie Sputnik: eine Höhensonne aus den 1960er Jahren. Foto: Fehlbus
Von Hollywood-Schaukel bis Hörspielkassette können Besucher in vergessenen Hits von früher schwelgen. Bei der Bestückung der Ausstellung wollte Monika Freund aber nicht nur bekannte Klassiker in den Mittelpunkt rücken. Die Museumsvitrinen offenbaren genauso Kurioses mit Seltenheitswert.
Höhensonne für Otto Normalverbraucher
Ein markantes Beispiel ist die sogenannte Höhen- oder Heimsonne - ein medizinisches Gerät, das in der Nachkriegszeit zum angesagten Haushaltsartikel avancierte. „Anfangs bekam man die sogar vom Arzt verschrieben“, weiß Freund.
Vom Otto Normalverbraucher wurden die UV-Strahler aber vor allem aus kosmetischen Gründen genutzt. Bis in die 1970er Jahre hinein waren Höhensonnen gängig, kamen später aber völlig außer Gebrauch.

Ende der 1960er Jahre der letzte Schrei: portabler Minifernseher der Marke Quelle Universum. Foto: Weselmann
Ihr Lieblingsstück in der Ausstellung ist derweil ein portabler Mini-Fernseher. Daran knüpft sie nämlich ganz persönliche Erinnerungen aus Kindertagen. Bei ihrer Familie kam der Apparat gerne mal während der Pause auf Autoreisen zum Einsatz.
Nicht nur mit Blick auf technische Entwicklungen gibt es einiges zu entdecken. In einem Quelle-Katalog findet sich ein Angebot, das man so kaum für möglich halten würde.
Produktbeschreibung für den besten Freund
Mitte der 1970er Jahre lieferte Quelle sogar Hundewelpen auf Bestellung. Ob Cockerspaniel oder Collie, Dalmatiner oder Dackel - auch beim besten Freund des Menschen hatten die Kunden die Auswahl.
Mit Produktbeschreibungen wie: „Kleinpudel, lernt leicht, ist immer liebevoll und anpassungsfähig“.
Per Paketpost wurden die Tiere glücklicherweise nicht geliefert, sondern mit spezieller Transportbox direkt vom Züchter. Trotzdem kann Monika Freund da nur den Kopf schütteln. „Das ist doch unglaublich“, sagt sie.

Den Dackel gab es schon für 185 D-Mark, für einen Luxushund wie den Dalmatiner mussten Quelle-Kunden deutlich mehr investieren. Foto: Fehlbus
Bei sich in Neu Wulmstorf bewahrt die Privatsammlerin einen riesigen Schatz an Sachen aus vergangenen Jahrzehnten. Es bedeutet aber nicht, dass sie der guten alten Zeit nachtrauert.
„Ich lebe nicht in der Nostalgie und alles hat seine Zeit“, sagt die 78-Jährige. Die gesammelten Dinge sind ihr einfach zu schade zum Wegwerfen.
Ihrer Sammelleidenschaft waren schon einige Ausstellungen im Harsefelder Museum zu verdanken. Und so wie sie hier mal einen Fundus von „4711“ und „Avon“ präsentiert hat, könnte sie auch locker eine Barbie-Sammlung aus dem Handgelenk schütteln.
Das Harsefelder Museum (Am Amtshof 3) ist von April bis September täglich außer montags zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet. Von Oktober bis März wird bereits um 17 Uhr geschlossen. Sonn- und feiertags ist zusätzlich von 10 bis 12 Uhr geöffnet.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.