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Black Friday

TAmazon trickst Klimaprotestler der Letzten Generation aus

Klimaschützer der Letzten Generation protestieren vor dem Gebäude des Online-Händlers Amazon.

Klimaschützer der Letzten Generation protestieren vor dem Gebäude des Online-Händlers Amazon. Foto: Lenthe

Sie bauten ihren Protest vor dem Warenlager auf der Veddel auf und hofften auf eine XXL-Blockade. Doch daraus wurde nichts.

Von Redaktion/Lenthe Freitag, 29.11.2024, 16:50 Uhr

Hamburg. Mitglieder der der „Letzten Generation“ haben am Freitagmittag, ab 12.15 Uhr, die Ausfahrt zum Amazon Auslieferungslager in der Peutestraße in Hamburg auf der Veddel blockiert. Sie wollten mit der Aktion die Unterschiede zwischen Amazons Werbebotschaft und dem Geschäftsmodell des Versandriesen verdeutlichen.

„Amazon betreibt eine der größten Lieferketten weltweit, die auf Lkw, Flugzeugen und Schiffen basiert, die überwiegend mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Diese Transportmittel profitieren von staatlichen Subventionen wie Steuervergünstigungen auf Diesel und Kerosin, die ihre tatsächlichen Kosten künstlich senken. Den Preis zahlen dann Klima, Umwelt, benachteiligte Menschen und die nachfolgende Generation“, erklären die Klimaschützer.

Zunächst schien der Protest der Letzten Generation zu wirken, es bildeten sich längere Staus von Lieferwagen an der Ausfahrt. Dann trickste Amazon die Klimaschützer aus, die Lieferwagen verließen den Betriebshof über die Tiefgarage.

Anlässlich des Rabatt-Tages Black Fridays streiken etwa 400 bis 500 Amazon-Beschäftigte aus dem Bundesgebiet mit Kollegen aus den USA, Schweden, Großbritannien und Italien im internationalen Protestzentrum in Bad Hersfeld.

Anlässlich des Rabatt-Tages Black Fridays streiken etwa 400 bis 500 Amazon-Beschäftigte aus dem Bundesgebiet mit Kollegen aus den USA, Schweden, Großbritannien und Italien im internationalen Protestzentrum in Bad Hersfeld. Foto: Christian Lademann/dpa

Amazon-Beschäftigte protestieren gegen unfaire Arbeitsbedigungen

Mit einem Warnstreik und einer Kundgebung im hessischen Bad Hersfeld haben mehrere hundert Amazon-Beschäftigte aus ganz Deutschland gegen die nach Gewerkschaftsangaben unfairen Arbeitsbedingungen und die Tariflosigkeit bei dem Unternehmen protestiert. Sie wählten als Termin für die Aktion den sogenannten Black Friday, den weltweit umsatzstärksten Tag des US-Versandhändlers.

Aus zwei Richtungen zogen die Demonstrantinnen und Demonstranten zur zentralen Kundgebung in einer Halle in Bad Hersfeld. In der osthessischen Stadt hat Amazon zwei Logistikzentren. Auf Transparenten und Schildern war unter anderem zu lesen: „Auch wenn (Amazon-Chef) Jeff Bezos das nicht mag: Wir wollen den Tarifvertrag“.

Die Klimaschützer solidarisierten sich mit den weltweiten Protesten der Arbeitnehmer des Online-Händlers: „An diesem Tag wird bei Amazon gestreikt, womit sich der Aufstand der letzten Generation ausdrücklich solidarisch erklärt. Die Ausbeutung von Menschen sowie die Zerstörung von Klima und Artenvielfalt sind zwei Seiten der gleichen schäbigen Medaille“, erklärt Katja Schreiner, Sprecherin der Letzten Generation.

„Gute und gesunde Arbeit“

Es gehe um „gute und gesunde Arbeit“, Mitbestimmung und einen rechtssicheren Tarifvertrag, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Silke Zimmer auf der Kundgebung. „Wir werden keine Ruhe geben.“

Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und des weltweiten Dachverbands der Gewerkschaft im Dienstleistungssektor, Uni Gobal, waren am Black Friday 60 Aktionen in mehr als 30 Ländern geplant. An der Kundgebung in Bad Hersfeld nahmen auch Delegationen aus den USA, Großbritannien, Schweden und Italien teil. Verdi zufolge beteiligten sich an der zentralen Kundgebung in der osthessischen Stadt rund 550 Protestierende. Deutschlandweit hätten sich rund 2000 Amazon-Beschäftigte an Protestaktionen beteiligt, sagte eine Sprecherin.

Drei Amazon-Beschäftigte aus Großbritannien nehmen am Streik in Bad Hersfeld teil.

Drei Amazon-Beschäftigte aus Großbritannien nehmen am Streik in Bad Hersfeld teil. Foto: Christian Lademann/dpa

Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen

Verdi fordert seit mehr als zehn Jahren erfolglos von dem US-Unternehmen, die geltenden Flächentarifverträge für den Einzel- und Versandhandel anzuerkennen sowie den Abschluss eines Tarifvertrages.

Nach Verdi-Angaben berichten Amazon-Beschäftigte von einem enormen Leistungsdruck, von einer erschöpfenden Arbeitsverdichtung und von einer Überwachung am Arbeitsplatz, die ein Klima der Angst erzeuge, insbesondere in den Logistikzentren. Der Warnstreik und die Kundgebung in Bad Hersfeld ist laut Verdi die zentrale Aktion der internationalen Kampagne #MakeAmazonPayDay.

Amazon: Vorwürfe haben nichts mit der Realität zu tun

Der Konzern betreibt nach eigenen Angaben in Deutschland 23 große Logistikzentren und argumentiert, seinen Mitarbeitern faire Löhne mit Zusatzleistungen zu bieten. „Die Vorwürfe der Gewerkschaft weisen wir scharf zurück, denn sie haben nichts mit der Realität zu tun“, sagte ein Sprecher. Der Einstiegslohn bei Amazon in Deutschland liege bei 15 Euro brutto pro Stunde aufwärts. Dazu gebe es viele Extras wie die Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen, das 49-Euro Ticket und betriebliche Altersvorsorge.

Auswirkungen auf die Auslieferungen werden die Protestaktionen der Mitarbeiter als auch der Klimaschützer nach Konzernangaben nicht haben. Die Kunden könnten sich auf schnelle und zuverlässige Lieferungen ihrer Weihnachtsbestellungen verlassen. (Lenthe/dpa)

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