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Kundgebung

T„Angriff auf die Menschlichkeit“: 200 Menschen bei Gaza-Demo in Buxtehude

Organisator Erkan Dündar bei der Abschluss-Kundgebung vor dem Stadthaus in der Bahnhofstraße.

Organisator Erkan Dündar bei der Abschluss-Kundgebung vor dem Stadthaus in der Bahnhofstraße. Foto: Wisser

Bleibt es friedlich? Wie weit geht die Kritik an Israel? Das waren die Fragen im Vorfeld der Gaza-Demo in Buxtehude. So lief die Kundgebung.

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Von Karsten Wisser
Samstag, 23.08.2025, 17:26 Uhr

Buxtehude. „Ich bin froh und dankbar, dass es keine Gewalt, keine Tumulte oder andere Probleme gab“, sagte Erkan Dündar. Der gebürtige Buxtehuder und Kardiologe am Elbe Klinikum hatte die Gaza-Demonstration „Buxtehude Bangs The Pot“ in der Altstadt angemeldet. Niemand habe die Demonstration gekapert. Die Gaza-Demo hatte er ausdrücklich als Privatmensch organisiert.

200 Menschen demonstrierten bei der Gaza-Demo in Buxtehude.

200 Menschen demonstrierten bei der Gaza-Demo in Buxtehude. Foto: Wisser

50 Teilnehmer hatte Dündar angemeldet, fast 200 Menschen kamen. Er sei glücklich, dass auch so viele unterschiedliche Menschen an der Demonstration teilgenommen haben.

Gaza-Demonstration schafft die Gratwanderung

Es gab ein Sicherheitskonzept, das sehr schnell den Abbruch der Demonstration vorsah, wenn sich Teilnehmer nicht an die Regeln gehalten hätten. „Das ist immer eine Gratwanderung“, bewertete Barbara Erhardt-Gessenharter von der BI Menschenwürde im Landkreis Stade die Gaza-Demo. „Sie ist hier in Buxtehude gelungen“, sagte sie.

Bei „Buxtehude Bangs The Pot“ zog der Demonstrationszug einmal durch die Altstadt.

Bei „Buxtehude Bangs The Pot“ zog der Demonstrationszug einmal durch die Altstadt. Foto: Wisser

Die Polizei stand mit zwei Mannschaftswagen und etwa einem Dutzend Beamten bereit. Sie konnte sich aber auf das Begleiten des Demonstrationszugs und die Verkehrsregelung beschränken.

Es gab keine antisemitischen Symbole oder solche, die das Existenzrecht Israels infrage stellten.

Die Polizei überwachte die Gaza-Demo mit einem Dutzend Beamten.

Die Polizei überwachte die Gaza-Demo mit einem Dutzend Beamten. Foto: Wisser

Es gab einige Palästina-Flaggen und viele Palästinensertücher zu sehen, aber keine erkennbare Unterstützung für die Terrororganisation Hamas.

Bunter Block Buxtehude ermöglicht Gaza-Demo

Besonders die Redner aus Buxtehude waren bemüht, den Konflikt im Nahen Osten und die Kritik an dem Handeln der israelischen Regierung nicht zu einseitig darzustellen. Das war neben Erkan Dündar und Barbara Erhardt-Gessenharter auch Michael Brinkmann vom Bunten Block Buxtehude. Dieser hatte die Demonstration durch seine Unterstützung in der Organisation ermöglicht.

Plakate und Teilnehmer bei der Gaza-Demo in Buxtehude.

Plakate und Teilnehmer bei der Gaza-Demo in Buxtehude. Foto: Wisser

„Wir stehen heute hier, weil wir Zeugen sind. Zeugen eines Verbrechens, das vor unser aller Augen geschieht“, sagte Organisator Erkan Dündar. „Wir sehen Bilder, die wir nie vergessen werden. Wir lesen Zahlen, die wir kaum begreifen können. Und wir spüren: Das ist nicht nur ein Angriff auf Palästina - das ist ein Angriff auf unsere gemeinsame Menschlichkeit“, so Dündar.

Hungertod, medizinisch unversorgt, psychisch vernarbt

Zehntausende Tote, mehrheitlich Frauen und Kinder. Krankenhäuser, Schulen, Wasserwerke und UN-Einrichtungen seien gezielt zerstört worden. Eine Bevölkerung sei in den Hungertod getrieben, medizinisch unversorgt, psychisch vernarbt. Ein Volk, dem das Recht auf Freiheit, Gleichheit und Würde systematisch verweigert werde, so Erkan Dündar.

„Die wahren Fronten verlaufen nicht zwischen Religionen“, so Erkan Dündar. „Nicht zwischen Völkern. Sondern zwischen jenen, die unterdrücken - und jenen, die unterdrückt werden.“ Zwischen jenen, die ihre Macht durch Gewalt sicherten und jenen, die dafür bezahlten.

Verbrechen gegen unschuldige Menschen

Der ehemalige Halepaghen-Schüler Dündar spannte den Bogen über viele Konflikte und Kriege, die weltweit toben und nannte auch die israelischen Geiseln in der Gewalt der palästinensischen Terrororganisation Hamas und die getöteten Zivilisten vom 7. Oktober 2023. Sie seien nicht Teil einer militärischen Auseinandersetzung gewesen.

Barbara Erhardt-Gessenharter von der BI Menschenwürde hielt eine Rede.

Barbara Erhardt-Gessenharter von der BI Menschenwürde hielt eine Rede. Foto: Wisser

„Das ,nie wieder‘, das haben wir als unmittelbare Nachkriegsgeneration eindringlich gelernt, heißt: immer und überall die Erniedrigung und Entwürdigung von Menschen anzuprangern und dagegen aufzustehen“, sagte Barbara Erhardt-Gessenharter.

Was immer jeweils vorher geschehen sein möge, es rechtfertige niemals Verbrechen gegen unschuldige Menschen, so die Sprecherin der BI Menschenwürde.

Holocaust: Deutschland ist in der Pflicht

Es rechtfertige nicht das Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel, es rechtfertige kein Aushungern von Menschen in Gaza, es rechtfertige kein massenhaftes Töten von Kindern, von medizinischem Personal und von Journalisten und schließlich schon gar nicht die systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen in Gaza.

Erkan Dündar und Michael Brinkmann (rechts) bei der Gaza-Demo in Buxtehude.

Erkan Dündar und Michael Brinkmann (rechts) bei der Gaza-Demo in Buxtehude. Foto: Wisser

„Gerade wir in Deutschland, das das Menschheitsverbrechen Holocaust zu verantworten hat, sind besonders verpflichtet, unsere Stimme zu erheben bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, so Barbara Erhardt-Gessenharter.

Brinkmann: Nichts rechtfertigt Antisemitismus

Michael Brinkmann sprach sich gegen eine Relativierung und Erklärung von Greueltaten aus, die die jeweils andere Seite begangen haben soll. „Nichts rechtfertigt das, was gerade in Gaza passiert“, so Brinkmann. Nichts rechtfertige das Glorifizieren der Hamas-Kämpfer und das Feiern der Taten vom 7. Oktober. „Nichts rechtfertigt Antisemitismus.“

Ein Teilnehmer der Gaza-Demo in Buxtehude mit Palästinensertuch und Palästina-Flagge.

Ein Teilnehmer der Gaza-Demo in Buxtehude mit Palästinensertuch und Palästina-Flagge. Foto: Wisser

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