TWarum es mit dem Ankerplatz in Stade nicht vorangeht

Hier soll ein Marktplatz der Zukunft entstehen - mit Buden in Seecontainern, die schon länger auf ihre Aufstellung warten. Foto: Richter
Aus dem Platz Am Sande in Stade soll der Ankerplatz werden: ein angesagter Treffpunkt, ein urbanes Dorf aus umgebauten Seecontainern. Seit drei Jahren soll das umgesetzt werden – doch es dauert. Dafür gibt es mehrere Gründe. Aber: Es gibt Hoffnung.
Stade. Die Paletten-Lounge wird viel genutzt - zum Klettern, zum Ausruhen, Chillen und Freunde treffen. Das erste Modell ist in einem Sommerseminar des Gymnasiums Athenaeum entstanden. Gebaut haben die Freiluft-Möbel dann Schüler, Azubis, Leute vom Gaga-Wohnprojekt („Ganz anders gemeinsam altern“) und andere Stader, unterstützt von der Tischlerei Ärmel hoch.
Die Paletten-Lounge ist ein gutes Beispiel dafür, was das Projekt Ankerplatz eigentlich soll: Menschen runter vom Sofa und in Kontakt bringen, ihnen die Möglichkeit geben, etwas auf die Beine zu stellen und einen lebendigen Treffpunkt auf dem meist ziemlich toten Platz Am Sande schaffen.
Mit dieser Idee hat Mario Handke im März 2021 einen Ideenwettbewerb der Stadt gewonnen: Der Ankerplatz soll ein Marktplatz der Zukunft werden und Möglichkeiten für Sport, Musik, Events, Gastronomie, Kochen und Gärtnern, Bauen, Basteln und Bürgerbeteiligung bieten.
Umsetzung geriet wiederholt zur Hängepartie
Anfangs schien die Umsetzung greifbar nah, doch sie wurde immer wieder zur Hängepartie. Am Geld liegt das nicht: Knapp 500.000 Euro stehen aus dem Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ zur Verfügung - der Antrag lief über die Hansestadt Stade. Und eine weitere halbe Million Euro hat das Ankerplatz-Team um Mario Handke aus Fördertöpfen, Preisgeldern und Spenden einwerben können.
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Trotzdem fehlt bis heute das, was eigentlich die Keimzelle sein sollte: die Planbude, in der Wiebke Wilkens, die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin, die der Verein Ankerplatz beschäftigt, ihr Büro beziehen soll. Auch der Bühnencontainer, der für Veranstaltungen wichtig ist, gehört dazu, ebenso ein Sanitär-Container.

Ankerplatz-Ideengeber Mario Handke mit einem Modell der Planbude und der Paletten-Möbel. Foto: Richter
Die ersten zwei Container, einer für Fahrradboxen und einer mit Spielplatz, kamen schnell, blieben aber lange allein: Containerpreise waren extrem gestiegen, eine Ausschreibung musste aufgehoben und mehr Geld bereitgestellt werden. Später lieferte der Anbieter nicht und meldete sich nicht auf Nachfragen. Am Ende wurde ihm der Auftrag entzogen.
Energieberater und Statiker sind im Einsatz
Inzwischen sind die Container zumindest als Rohbau angekommen. Damit Isolierung und Ausbau samt Fenstern, Türen und Elektrik ausgeschrieben werden können, rechnet zurzeit nicht nur ein Energieberater, sondern auch ein Statiker - schließlich steht das Ganze auf einem Parkhaus. Für das Gewächshaus hat ein Sponsor Solarpaneele gestiftet.
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„Wir hoffen, dass wir noch weitere bekommen“, sagt Wiebke Wilkens. Azubis aus dem Handwerkskammerbezirk werden Ende April den Innenausbau des Jugendcontainers, des „Next-Gen-Containers“, übernehmen. Auch ein Garten- und ein Fitnesscontainer stehen bereit. Erwartet wird noch die sogenannte Kochbox. Weil das Gewächshaus auf dem Gartencontainer stehen wird und der Next-Gen-Container eine Dachterrasse bekommen soll, gelten sie als zweigeschossig. Dafür müssen Baugenehmigungen beantragt werden. Das übernimmt jemand von der Ankerplatz-Crew ehrenamtlich: die Stader Architektin Angelika Budde.

Das Gewächshaus soll Solarpaneele bekommen und oben auf einem Gartencontainer stehen. Foto: Richter
Das Ankerplatz-Team scharrt schon mit den Hufen: Wiebke Wilkens hat ein Büro in der Nähe bezogen, würde aber lieber heute als gestern als Ansprechpartnerin für alle Belange täglich auf dem Platz sitzen. Mario Handke, der als Lehrer in Buchholz arbeitet, sitzt bei seinen Pendler-Bahnfahrten meistens ehrenamtlich in Sachen Ankerplatz am Laptop.
Weitere Ehrenamtliche kümmern sich um Jugendcontainer und Gärtnern. „Wir freuen uns auch auf die Planbude und darauf, uns dort einzurichten“, sagt Jens Bossen, Fachbereichsleiter Stadtplanung und Hochbau. Mit einer Kollegin will er an mindestens zwei Tagen pro Woche dort sein Büro aufschlagen und für alle Fragen zur Altstadtsanierung zur Verfügung stehen. Über ein digitales Beteiligungssystem, das zum Ankerplatz-Konzept gehört, könnten Bürger Pläne und Informationen einsehen und Anregungen einbringen.
Mitmach-Aktion: Clean Up Day am 9. März
Für Planbox und Kochbox müssen einige Parkplätze weichen: Aus Rücksicht auf die Schausteller, die zum Frühjahrs- und Herbstmarkt kommen, werden sie in den Parkbuchten auf der Südseite aufgestellt. Der Gestattungsvertrag für den Ankerplatz soll bis 3. März 2025 verlängert werden. Die Stadt übernimmt Kosten für Strom, Versicherung, Wasser und Abwasser, die mit 25.000 Euro jährlich gedeckelt sind.
Im vergangenen Jahr wurde das bei Weitem nicht ausgeschöpft, berichtet Jens Bossen. Langfristig soll sich der Ankerplatz selbst tragen, erklärt Mario Handke - zum Beispiel durch Gastronomie, die sich einmieten kann. Dabei geht nur ein Teil an den Verein. Die Stadt Stade erhält eine Sondernutzungsgebühr, um die Gleichbehandlung mit anderen Geschäften zu gewährleisten.
Für jeden der künftigen Bereiche hätte die Ankerplatz-Crew gern mindestens zwei Ehrenamtliche. Es sei schwer, Leute langfristig zu binden, sagt Handke. Vielen falle es leichter, sich für Projekte und Aktionen zu engagieren - Märkte, Kleidertausch, Live-Konzerte, Urban Gardening. Das nächste ist der Clean Up Day am Sonnabend, 9. März: Die Truppe schwärmt aus, um Müll zu sammeln. Treffpunkt für alle, die mitmachen wollen, ist der Platz Am Sande um 10 Uhr.